Südkorea scheint gespalten. Schon wieder. Während sich etliche Feministinnen dafür einsetzten, das Land in Bezug auf die Gleichberechtigung der Geschlechter ins 21.Jahrhundert zu holen, liefern ihnen einige radikal-traditionelle Männer einen erbarmungslosen Kampf, der auch vor Körperverletzung nicht Halt macht.
Sperma Terror & Co – Frauen in Südkorea haben es nicht leicht
Beim „Sperma-Terrorismus“ handelt es sich um Übergriffe sexueller Gewalt, bei denen Männer auf das Eigentum von Frauen ejakulieren. Das Problem an diesen Zwischenfällen ist, dass diese nach südkoreanischem Recht nicht als Sexualverbrechen gelten. Vor kurzem wurde eine lange Liste an Vorfällen bekannt, in denen Männer heimlich in z.B. Kaffeetassen von Frauen ejakulierten und ihnen dann daraus zu trinken gaben.
Der Grund: Rache aufgrund von Zurückweisung, wie es auch bei dem „Kill The Cheerleader“-Syndrom der Fall ist. Die Konsequenzen: praktisch keine. In den besten Fällen gab es Urteile wegen Sachbeschädigung. That’s it! Gegen diese und andere Arten von Gewalt und Ungerechtigkeit kämpfen südkoreanische Feministinnen natürlich an. Und man möchte meinen unter tatkräftiger Unterstützung aus dem männlichen Lager.
Frauenhass in Südkorea nimmt zu
Doch weit gefehlt. Anstatt „ihre“ Frauen zu unterstützen, sehen sich viele südkoreanische Männer vielmehr vom Feminismus bedroht. Sie fürchten um ihre reaktionären, erzkonservativen und verstaubten Traditionen. Infolge der steigenden Zwischenfälle im Zusammenhang mit „Sperma-Terrorismus“ entstehen daher nicht nur mehr feministische Organisationen, sondern auch die Misogynie (Frauenhass) nimmt immer bedenklichere Ausmaße an.
Feminismus wird mit Männerhass gleichgesetzt
Obwohl sich die Frauenrechte in diesem traditionell konservativen Land in den letzten Jahren durchaus verbessert haben – langsam, aber doch –, hat sich auch eine ganze Reihe an Gruppen gebildet, die sich der Verteidigung der vermeintlich in ihrer Auflösung sich befindenden „Männerrechte“ verschrieben haben.
Eine dieser Gruppen ist „Dang Dang We„, gegründet 2018. Ihr ausgeschriebenes Ziel ist es, Männer zu verteidigen, die ihrer Meinung nach zu Unrecht der sexuellen Belästigung beschuldigt wurden. Also die Liga zur Verteidigung der Kaffee-Wichser, wenn man es so plump-populär herunterbrechen will.
Eine weitere dieser Männergruppen ist die „Anti-Feminist Organisation„, welche regelmäßig gegen die Existenz des Gender-Ministeriums protestiert. Dieses ist in Südkorea für Gleichstellungsfragen zuständig. Diese „Männer“-Gruppen werden von südkoreanischen Politikern leider auch offen unterstützt. Tatsächlich verbreitet sich immer stärker die männliche Vorstellung, der Feminismus sei lediglich ein Mittel der Frauen, mehr Macht zu erlangen und die Rolle der Männer zu schmälern.
Verhöhnung, Drohung, sexuelle Belästigung – die Waffen der Männergruppen
Jetzt ist die reine Existenz dieser Anti-Feministischen Gruppen an sich schon einmal recht bedenklich. Doch schlimmer wird es, wenn man sich ansieht, mit welchen Mitteln diese „männlichen“ Gruppen die Feministinnen bekämpfen. Sie tun dies nicht etwa auf einer sachlich rhetorischen Ebene. Nein! Den Feminismus mit Männerhass verwechselnd, rufen diese „Männer“ dazu auf, den Feminismus „mit Online-Verhöhnungen, anonymen Drohungen, antifeministischen Demonstrationen aber auch mit Mobbing oder sexueller Belästigung“ zu bekämpfen. Diese Männer führen einen richtigen Krieg gegen Frauen, die sich für nichts anderes als Gleichberechtigung einsetzten.
Bae IngGyu – zweifelhafte Galionsfigur des männlichen Widerstands
Ein weiteres Problem: Antifeminismus erfreut sich in den sozialen Medien großer Beliebtheit. Galionsfigur dieser zweifelhaften Strömung ist Bae IngGyu, auch bekannt als „Wangia“ (Südkoreanisch für „Prinz“). Für das Video, in dem er als Joker verkleidet herumläuft, verdiente die antifeministische Gruppe der New Men’s Solidarity-Bewegung durch Spenden an ihren Kanal umgerechnet rund 2 Millionen Won (1.460 Euro). Das ist jetzt nicht viel. Doch mit Frauenhass lässt sich also durchaus Geld verdienen.
Der YouTube-Kanal der New Men’s Solidarity-Bewegung hatte fast 366.000 Abonnenten und jedes gepostete Video verzeichnete Hunderttausende Aufrufe. Seit der Episode mit Wangia als Joker verkleidet wurde der Account massenhaft gemeldet und von YouTube schließlich auch deaktiviert. Die New Men’s Solidarity-Bewegung hat ihre Hauptplattform damit verloren, ist aber weiterhin auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Netzwerken aktiv und belästigt Feministinnen.
Säure-Angriffe gegen Feministinnen
Neben den schon erwähnten Problemen bezüglich Sperma-Terrorismus & Co erfreut sich auch leider eine weitere Methode der Einschüchterung und Körperverletzung großer Beliebtheit. Auch Säure-Angriffe gegen Feministinnen sind in Südkorea leider keine Seltenheit. Eine Tatsache, die auch Wangia für seine Einschüchterungen nutzt. Indem er, wie schon erwähnt, als Joker verkleidet und mit einer Wasserpistole durch die Straßen läuft, verbreitet er Angst und Schrecken. Er predigt offen Frauenhass und ruft zu Cybermobbing und Mord auf.
Vor allem übt er jedoch auch psychische Gewalt, da man sich als Frau nie sicher sein kann, womit einen Bae IngGyu da so gespritzt. Wasser, Urin, Säure, Sperma? Dieser macht sich natürlich einen Spaß daraus, feministische Demonstrationen mit seiner Wasserpistole „aufzumischen“. Ein mehr als zweifelhaftes Vergnügen. Der Joker mit der Spritzpistole. Vermutlich nicht das letzte Kapitel eines sich verhärtenden Konflikts. Ein erschreckender Trend, der sich selbst bis in die jüngeren Generationen fortzuziehen scheint und eine mehr als beunruhigende Gefahr darstellt.
Titelbild © Screenshot / YouTube Les Observateurs
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