Katherine Heigl, ehemaliger Greys Anatomy-Star und ein Jahrzehnt lang bekannt für romantische Komödien vom Feinsten, hat es in letzter Zeit ruhiger angehen lassen, was den Erfolg betrifft. 2021 meldete sie sich jedoch fulminant zurück. Mit der auch von ihr produzierten Netflix-Serie Firefly Lane. Was der Hit so drauf hat, lest ihr hier.
Katherine Heigl, Sylvester Stallone und die Wiedergeburt des Erfolgs
In den meisten Hollywood-Karrieren, egal ob Film oder Serie, gibt es ein Davor und ein Danach. Vor dem Erfolg und danach. Was zum Beispiel Sylvester Stallone vor seinem Durchbruch Rocky (1975) gemacht hat, ist für das populäre Phänomen, das er ist, nicht relevant. Ist der Erfolg einmal verflogen (nach Jahren oder Jahrzehnten), interessiert es auch keinen mehr, was da genau schiefgelaufen ist.
Für Stallones eigene Biografie sind solche Dinge natürlich schon relevant, aber im Grunde schlug Stallone in die Filmgeschichte ein wie eine Bombe. Oder wie der abrissbirnenhafte und schnell ausgeführte Faustschlag eines Mike Tyson auf die Fresse des Gegners, der sich ins Gedächtnis drückt wie ein Brandmal. Bam!
Firefly Lane: Katherine Heigls Rocky
Bei Katherine Heigl war es ähnlich. Es gab ein Davor (das keinen interessiert) und dann kam irgendwann Greys Anatomy und sie wurde ein Star. Ausbauen konnte sie diese Bekanntheit dann noch mit einer Vielzahl sehr erfolgreicher romantischer Komödien (u.a. Knocked Up, 27 Dresses, Die nackte Wahrheit), welche zu ihrem Markenzeichen wurden.
Doch dann plötzlich wurde es still – das gefürchtete Danach. Genauso, wie es um Sylvester Stallone auch still geworden ist Mitte der 1990er Jahre. (Nach dem Erfolg zehrte er natürlich immer noch von den alten Erfolgen.), bis er sich dann 2006 mit einem neuen Rocky-Film, dann einem neuen Rambo-Film und schließlich mit der Expendables-Trilogie erfolgreich zurückmelden und erfolgreich wiedergeboren werden konnte.
Für Katherine Heigl gilt praktisch dasselbe, nur dass sie sich eben mit der Netflix-Serie Firefly Lane zurückmeldet. Man kann dasselbe Spiel auch mit Sarah Chalke spielen, an der Seite von Heigl ebenfalls Hauptdarstellerin in Firefly Lane. Für Chalke, bekannt aus der Serie Scrubs (2001-2010) ist der Netflix-Hit ebenfalls so etwas wie eine kleine Wiedergeburt.
Firefly Lane: Katherine Heigl und Sarah Chalke auf der Überholspur
Im April 2021 verkündete Netflix, dass ihre Serie Firefly Lane in den ersten 28 Tagen nach der Veröffentlichung von 49 Millionen Menschen gesehen wurde. Was in der Netflix-Welt bedeutet, dass in der ersten Woche nach Ausstrahlung 1,3 Milliarden Minuten der Serie angesehen wurden. Zum Vergleich: Der All-Time-Netflix-Hit Squid Game kommt auf 1,65 Milliarden Stunden. Was aber dem Erfolg von Firefly Lane keinen Abbruch tut.
© Netflix
Was macht die Serie Firefly Lane so erfolgreich?
Der Katherine Heigl Serie Firefly Lane jetzt so etwas wie Genialität zu unterstellen, ist unangebracht, das Konzept ist nicht neu, die Story schon gar nicht und die Handlung ist vorhersehbar. Dennoch muss es etwas geben, was den Erfolg begründet.
Was Firefly Lane von vielen ähnlichen Formaten unterscheidet, ist definitiv die Soap Opera-Haftigkeit, das schnelle Aufgreifen aktueller Themen und Trends, aber vor allem, die Erzählung auf drei unterschiedlichen Zeitebenen.
Es gibt die Teenager-Zeit (mit anderen jungen Darstellerinnen), dann die späteren 1980er und 1990er (mit, auf überzeugend jung getrimmten, Heigl und Chalke) sowie die Zeit, von der aus zurückgeblickt wird, die serielle Jetztzeit (die frühen 2000er). Die Serie spielt somit für den Zusehenden durchgehend in der Vergangenheit und bedient geradezu vorbildlich den gegenwärtigen Vergangenheitskult. Treibt diesen sogar an die Spitze.
© Netflix
Die Gegenwart als Vergangenheit verkaufen
Aktuelle Trends und Phänomene der 2020er werden gekonnt in die Vergangenheit eingearbeitet. Es entsteht eine interessante Mischung aus 1970er und 1980er-Ästhetik, wobei die behandelten Themen immer gegenwärtig bleiben.
Zugegeben ist Firefly Lane nicht radikal, dennoch findet hier eine geschichtliche Verfälschung statt. Was aber genau das ist, was die Serie vermutlich so populär macht. Die Zusehenden blicken vermeintlich zurück, finden sich aber in einer angenehmen Vertrautheit wieder. Geradeso wie ein Film über das 17. Jahrhundert, über den man einen postmodernen Soundtrack legt. Aber nicht nur der Sound, sondern auch die Story ist von allen Problemen, die es damals wirklich gab, mehr oder weniger gereinigt.
Wohlfühl-Vergangenheit, einmal weichgespült bitte
Ein Beispiel: Heigl und Chalke arbeiten für einen TV-Sender und sind in den 1980er und 1990er Jahren so richtig am Durchstarten. Das Thema Aids zum Beispiel kommt in der Serie aber kein einziges Mal vor. Obwohl das ein Thema ist, das für diese Zeit ziemlich prägend war. Wir bekommen also nicht wirklich die Vergangenheit geliefert. Wir bekommen das unbeschwerte Jetzt mit dem Sound von damals. By the way: Homosexualität kommt in einer weichspülfertigen Wohlfühlversion durchaus vor.
Die Mächtigkeit dieser Serie besteht aber gerade darin, dass sie in einer Art Rückblendenlogik funktioniert. Sollte sich Katherine Heigl diesen Artikel zum Beispiel durchlesen, so wäre es ein Leichtes, das Thema Aids in der nächsten Staffel einzubauen. Die Serie macht sich praktisch unangreifbar, da sie immer nur kurze Momente aus der Vergangenheit zeigt und in diesem Sinne Videocliphaft funktioniert.
© Netflix
Quantensprünge und das Spiel mit der Zeit
So können immer wieder Themen aufgegriffen werden und in die Vergangenheit aka in den Rückblick eingefügt werden. Während klassische Soaps linear verlaufen und immer weiter gehen, ist Firefly Lane so etwas wie „Quantenphysik“, wo verschiedene Zeitebenen immer wieder thematisch miteinander fusionieren. Zum Beispiel bekommt die kurz vor dem Erfolg stehende Heigl es mit einem Harvey Weinstein-Verschnitt zu tun. Dieser will Sex von ihr, im Austausch dafür stellt er ihr das Hosting einer Talkshow in Aussicht. Sie bleibt mutig und weist ihn zurück.
Metoo, Weinstein und Co
Die #Metoo-Problematik wird zwar aufgezeigt, doch es wird nicht verdeutlicht, dass es für viele Frauen überlebenswichtig war, auf solche Angebote einzugehen, da sie sonst arbeitslos geblieben wären. Einen den Punkt den Fran Lebowitz in ihrer, auf Neflix streambaren Serie Pretend it’s a City anspricht.
Wie dem auch sei, auf das Weinstein-Intermezzo folgt die Story von ihrer High School-Zeit, in der Heigl als Teenager vergewaltigt wird. So werden (im Nachhinein sozusagen) lauter rote Fäden kreiert. Man entgeht so geschickt der Schwierigkeit, im Vorhinein eine stimmige Story zu entwickeln.
© Netflix
Fazit
Trotz diese Tricks, ist Firefly Lane eine Serie, die nie langweilig ist und immer am Puls der Zeit bleibt, zugleich aber auch den Vergangenheitsfetisch bedient. Netflix weiß hier wieder einmal (endlich) gekonnt zu unterhalten, mit einer Frauenfreundschafts-Geschichte, die jedes Hindernis zu überwinden weiß.
Und bei Gott, es sind so einige Hindernisse, die dort überwunden werden müssen. Das volle Programm möchte man sagen. Dass man, obwohl man alles zu bedienen meint, dennoch leider nur oberflächlich bleibt, ist eine andere Geschichte. Trotzdem ist Firefly Lane eine Serie, mit der man nichts falsch machen kann, insofern man mittlerweile schon im Diskurs tot verhandelte Themen seriell wieder vorgekaut bekommen will. Für einen Netfix and Chill-Marathon eignet sich die Serie aber allemal.
Eine Serie, wo der Zeitgeist aktueller verhandelt und darüber hinaus auch noch extrem intelligent durch den Kakao gezogen wird, ist die schwedische Serie Liebe und Anarchie, ebenfalls auf Netflix streambar.
Titelbild © Netflix
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