Die Welt im Kaufrausch. Die vermeintlichen Schnäppchentage wie Black Friday, Cyber Monday und so weiter kurz vor dem Weihnachtsgeschäft, sind aus China und den USA lange schon auch zu uns nach Europa geschwappt. Doch was wirklich hinter diesen verheißungsvollen Rabatten steckt, erfährst du hier bei uns.
Black Friday: Das Rabatt-Spektakel
Jedes Jahr locken am Black Friday, aber auch an vergleichbaren Mega-Sale-Tagen im November unzählige Rabatte und Sonderaktionen Millionen von Shoppern an, um die begehrten Schnäppchen zu ergattern.
Inzwischen wird der Black Friday auch bei uns in Europa nicht nur als Shopping-Event, sondern als ein regelrechtes Spektakel inszeniert. Doch es gibt auch immer mehr kritische Stimmen, die diesen Hype hinterfragen. Und das zurecht.
Black Friday als Chance auf echte Schnäppchen
Für viele Konsumenten und Konsumentinnen ist der Black Friday der ideale Zeitpunkt, um das heiß ersehnte Produkt endlich zum reduzierten Preis zu kaufen. In Zeiten steigender Preise versprechen viele Händler großzügige Rabatte, die – zumindest auf den ersten Blick – eine attraktive Ersparnis bieten.
Besonders vor den Feiertagen wird der Black Friday daher genutzt, um Geschenke zu besorgen oder sich selbst etwas zu gönnen. Neben den klassischen Elektronik-Angeboten haben in den letzten Jahren auch Mode, Möbel und sogar Dienstleistungen den Black-Friday-Bereich erobert.
Die Schattenseite: Überkonsum und Impulskäufe
Trotz der Verlockungen bringt der Black Friday auch problematische Aspekte mit sich. Der intensive Konsum an einem einzigen Tag fördert oft Impulskäufe, bei denen Verbraucher*innen Dinge kaufen, die sie vielleicht gar nicht wirklich brauchen.
Studien zeigen, dass viele Käufe zu dieser Zeit im Nachhinein bereut werden und sich nur allzu oft als Ladenhüter bzw. Schrankhüter entpuppen. Ein Drittel der Befragten gab dabei an, mindestens einen der letztjährigen Black-Friday-Einkäufe inzwischen bereits bereut zu haben. Bei den Jungen zwischen 15 und 34 Jahren sind es sogar zwei Drittel, die zugegriffen haben, ohne vorher zu überlegen, ob sie das Produkt auch tatsächlich brauchen.
Black Friday als Umweltbelastung
Weiteres Problem ist natürlich die Umweltbelastung. Der schnelle Konsum zu dieser Zeit trägt direkt zum globalen Müllproblem und zu einer Wegwerfkultur bei, welche langfristig unsere Umwelt belastet. Quer durch Europa werden zum Beispiel dermaßen viele Pakete verschickt, dass um die Woche des Aktionstages 94 Prozent mehr CO₂ ausgestoßen wird als sonst.
Durch den Transport der Produkte und die kurzen Lieferzeiten verschärfen sich zudem die CO₂-Emissionen, die durch den Kaufrausch entstehen. Außerdem gibt es immer wieder Vorwürfe, dass in der Produktion sowie in der Logistik der Black-Friday-Ware schlechte Arbeitsbedingungen herrschen, um der gesteigerten Nachfrage in so kurzer Zeit gerecht zu werden.
Die Preisfrage: Black Friday-Rabatte wirklich so gut?
Auch wenn die Black Friday-Rabatte oft verlockend hoch erscheinen – minus 70 oder 80 Prozent – entpuppen sich die versprochenen Deals bei genauerer Recherche oft nicht wirklich als Schnäppchen. Preisvergleiche zeigen, dass viele Händler in der Woche vor dem Black Friday die Preise anheben, um am Freitag darauf dann einfach mit vermeintlich hohen Rabatten zu werben.
Ein ganz beliebter Trick ist auch, die durchgestrichenen Vorher-Preise einfach künstlich hoch anzusetzen, um den Rabattpreis als genialen Deal anzupreisen, obwohl dieser im Grunde nur der Normalpreis ist. Eine EU-Richtlinie geht gegen diesen Trick sogar vor. Seit 2022 muss der durchgestrichene Preis über dem Rabattpreis dem niedrigsten Verkaufspreis der letzten dreißig Tage entsprechen.
Die Reaktion der Händler: Die Preise der Produkte werden in dem Monat vorher einfach erhöht, nur um am Black Friday dann wieder reduziert werden zu können – auf den ursprünglichen Normalpreis. Tatsächlich sind viele der „rabattierten“ Artikel somit nur wenig oder gar nicht wirklich günstiger als üblich. Für Konsument*innen lohnt es sich daher, Preise schon im Vorfeld zu beobachten und auf unabhängigen Vergleichsportalen zu prüfen, ob das angepriesene Schnäppchen auch tatsächlich ein guter Deal ist.
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Black Friday: kein gutes Geschäft für den Handel?
Weiterer Punkt, den es zu wissen gilt: Auch für die Händler ist der Black Friday im Grunde ein Verlustgeschäft. WTF? Wie denn das? Das Volumen der verkauften Produkte steigt zwar zur Zeit des Black Friday enorm an. Doch wenn man sich die Zahlen genauer ansieht, dann erkennt man, dass in der Zeit vor und nach dem Black Friday extrem wenig gekauft wird. Weil sich die Shopper auf den Black-Week usw. vorbereiten.
In Zahlen hat der Black Friday dem Handel im letzten Jahr in Deutschland zwar 625 Millionen Euro Gewinn gebracht. Doch gingen die Umsätze in den Wochen davor und danach jedoch so stark zurück, dass die Rabattschlacht 2023 für den Handel im Grunde ein Verlustgeschäft war (-258 Millionen!).
Warum tun sich die Geschäfte das dann an?
Die Antwort auf die Frage, warum sich der Handel das antut, wenn es ja keinen wirklich langfristigen Gewinn bringt: „Ansonsten ist es einfach nur der Wettbewerb im Markt um die bestehenden Kunden. Das heißt, dieser Preiswettbewerb ist quasi erzwungen. Eigentlich würde man natürlich gerne auf Rabatte verzichten, aber der Wettbewerb zwingt einen quasi dazu, die zu setzen. Und wenn man darauf verzichtet, ist eben das Problem, dass man die Kunden verliert und auf seiner Waren sitzen bleibt.“ Wie der Wirtschaftswissenschaftler Christian Rusche dem TV-Sender ARTE erklärt.
Für Händler ist der Black Friday eine gute Gelegenheit, Neukunden zu gewinnen. Oder auch um Lagerbestände loszuwerden. Doch das große Geschäft macht man damit nicht. Aber klar, wenn man nicht mitmacht, dann gewinnt die Konkurrenz und die bestehenden Kunden laufen einem weg.
Anders als man denkt, hat der Black Friday für den europäischen Handel also nicht nur Vorteile, sondern kann zum Reinfall werden. Auch, weil er unter Druck steht, immer kleine Preise anzubieten. Die Konkurrenz aus China in Form von Temu und Shein schläft natürlich nicht!
Alternative Ansätze: Nachhaltig und bewusst konsumieren
Für diejenigen, die dennoch am Black Friday einkaufen möchten, gibt es umweltbewusste und nachhaltige Alternativen:
- Fair Fashion und nachhaltige Produkte: Einige Händler bieten faire Mode und Produkte aus nachhaltiger Herstellung an. Diese schonen die Ressourcen und werden unter besseren Bedingungen produziert.
- Second-Hand und Re-Commerce: Statt neu zu kaufen, kann der Black Friday auch eine Gelegenheit sein, Second-Hand-Produkte zu entdecken. Oder Refurbished-Artikel, die weniger Umweltbelastung verursachen.
- „Green Friday“ und „Giving Tuesday“: Viele Unternehmen und Initiativen nutzen den Black Friday als „Green Friday“. Oder laden zum „Giving Tuesday“ ein, einem Tag des Spendens und Helfens, um soziale und ökologische Projekte zu unterstützen.
Fazit: Shopping bewusst gestalten
Black Friday und andere Rabatt-Spektakel sind vielschichtige Events, die Verlockung und Verantwortung gleichermaßen mit sich bringt. Wer sich am Black Friday beteiligen möchte, kann dies jedoch mit bewusstem und gezieltem Konsum tun. Preisvergleiche und eine Vorab-Überlegung zu den tatsächlichen Bedürfnissen helfen, sinnvolle Käufe zu tätigen und unnötigen Konsum zu vermeiden.
Alternativ ist der bewusste Verzicht ebenfalls eine Möglichkeit, ein Statement gegen Überkonsum zu setzen. Um die eigenen Werte in den Vordergrund zu stellen. So bleibt der Black Friday eine persönliche Entscheidung – und jeder kann selbst entscheiden, ob er zum Käufer oder boykottiert wird.
Bilder © Shutterstock
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