Haute Couture – glamourös, elitär und fancy. Die Schneiderkunst, die seit Jahrhunderten Serotonin in Modebegeisterten freisetzt und jährliche Milliarden-Umsätze macht. Ein Business, das halbjährlich extravagante Events in den Modehauptstädten Paris, New York und Mailand veranstaltet – die Fashionweeks.
Dass abseits des Glamours und dem nach Außen getragenem Image nicht alles so schick läuft, präsentiert uns der Instagram Account „Diet Prada“ – und wir lieben die Mädels dafür!
Diet Prada – ein investigativer Instagram-Account
Anfängliches Ziel war es, Designer und Modemarken zu entlarven, die von ihren Kollegen kopieren und daraus profitieren. Den beiden Frauen hinter dem Instagram Account – Tony Liu & Lindsey Schuyler – geht es um den künstlerischen Aspekt und Respekt vor kreativem Schaffen.
Durch steigende Followerzahlen, mit heute 2.2 Millionen, entwickelte sich dadurch ein Projekt mit der Aufgabe, Awareness in einer nach außen in Samt gehüllten Branche zu schaffen und Themen wie Rassismus, Ausbeutung, Imitation und Sexismus aufzudecken, um einen Wandel in Gang zu setzen.
Authentizität mit Rassismus verwechselt – keine Seltenheit in der Modebranche
Vergange Woche veröffentlichte DietPrada mehrere Posts über die SS20 Kollektion des französischen Modehauses Marni. Die Sommerkollektion trägt den Namen „Jungle Mood“ und inkludiert Flip Flops, Jutetaschen, Schmuck und weitere Sommeraccesoires für Herren – so weit so gut.
Der Punkt, an dem es problematisch wurde, war die Veröffentlichung des Foto Editorials für die Kollektion. „Jungle Mood“ wird ausschließlich von schwarzen Männern gemodelt, die unter anderem mit Ketten an deren Füßen fotografiert wurden. Der Bildtitel für eines der Bilder lautet „Barefoot in the Jungle“. Was laut Marni eine authentische Kampagne werden sollte, resultierte als rein rassistisches Statement des Modehauses.
Marni war 2018 schon wegen einer ihrer Kampagnen aufgefallen – ein afroamerikanisches Model wurde in einem Pullover portraitiert, der die Aufschrift „Coolest Monkey In The Jungle“ trug. Durch prompte Reaktionen wurde nicht nur 2018, sondern auch das diesjährige Editorial seitens Marni von deren Instagram Account gelöscht, ohne Statement, ohne Entschuldigung, als wäre nichts gewesen. „Fehler passieren eben“ ist zum Glück nicht DietPrada‘s Slogan, Marni steht weiterhin auf deren Liste und wird folgend auf einer 2,2 Millionen Follower Plattform zur Schau gestellt.
Junge Künstler sind wehrlos gegen große Modehäuser
Einladungen für die Shows des Pariser Modehauses Balenciaga werden zirka so heiß gehandelt wie Covid 19 Impfungen, nicht zuletzt wegen deren etravaganten und aufwendigen Bühnendesigns. Wofür Balenciaga in der Branche also gefeiert wird, lässt den Mädels von DietPrada den Blutdruck steigen.
Sie veröffentlichten Chatverläufe mit einer ehemaligen Praktikantin des Modehauses, Tra My Nguyen, sowie einige ihrer Arbeiten für ihr Studium. Die Künstlerin entwickelte ein Projekt mit klarem Statement: Stoppt Diskriminierung von Frauen in Vietnam. Balenciaga hatte durch die Bewerbung von Tra natürlich ihr Portfolio und fing an 1:1 Kopien zu erstellen, welche es sogar auf den Laufsteg schafften.
Als sei das nicht genug, bekam Tra ein Jahr später eine E-Mail von Balenciaga, ob sie nicht ihr aktuelles Portfolio weiterleiten könne. Tra bekam damals wie heute keinen Cent von Balenciaga, wurde nirgendwo namentlich erwähnt, geschweige denn um Erlaubnis gebeten, ihre Werke für den Laufsteg zu verwenden. DietPrada bot der Künstlerin nun eine Plattform, um nicht zuletzt Awareness in der Modebranche zu schaffen.
Dolce & Gabbana’s Chef Designer ist so garnicht Gucci
Zwei Jahre ist es her, dass Dolce & Gabbana ein Werbevideo für die Wintershow in China veröffentlicht hat. In dem Video ist ein weibliches, chinesisches Model zu sehen, das mit Stäbchen ausgestattet verschiedene Gerichte serviert bekommt. So versucht die Frau mit ihren Stäbchen eine Pizza zu essen und bekommt es schlichtweg nicht hin, sie lächelt nur brav und sieht in ihrem D & G Kleid einfach gut aus.
Als ob das noch nicht genug wäre, eine Asiatin als so beschränkt darzustellen, meldetet sich Stefano Gabbana, der Chef des Modehauses, auf unsympathischste Weise zu Wort. Er verstand nicht, warum das Video als unlustig und rassistisch aufgenommen wurde, und setzte noch einen drauf, als er China als das „Country of Shi*“ bezeichnet.
DietPrada veröffentlichte den Chat mit dem Designer, als auch weitere Statements zu dem Video, mit einer klaren Bitte an die Community: Boykottiert Dolce & Gabbana solange sich der Chefdesigner auf Kosten von Kulturen und Rassen amüsiert.
Titelbild Credits: Shutterstock
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Liebe Kronenzeitung, wie könnt ihr sowas veröffentlichen?
„Upskirting“ heißt das in vielen Ländern strafrechtlich relevante Phänomen der sexuellen Belästigung, welche allerdings in vielen primitiven Köpfen nicht als solche gewertet wird. Männer fotografieren unter Röcke bzw. Kleider von Frauen, ohne Einwilligung der Betroffenen.
Seit einigen Tagen wird auch in Österreich über eine Strafbarkeit dieser massiven Grenzüberschreitung diskutiert. Allerdings sei noch unklar, ob auch die bloße Aufnahme oder erst die Veröffentlichung der Fotos strafbar sei. Ein Leser der Kronenzeitung hat dazu offenbar die passende Lösung.
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