Die Internetaktivistin Ornella Al-Lamie aka Nella setzt sich für jene ein, die sich oft selbst nicht helfen können. Sie geht vor allem gegen Kinderpornografie und Pädophile, Scammer und Betrüger*innen und vermehrt auch gegen Rechtsextremist*innen vor und setzt häufig dort an, wo die Polizei ihre vermeintlichen Grenzen hat. Vor allem der Fall Lisa-Maria Kellermayr brachte ihr einen Popularitätsschub. Doch bereits zuvor zeigte sie öffentlichkeitswirksam auf Twitter und ihrer Website die Abgründe des Internets – und setzt sich damit selbst dem Zorn ihrer Widersacher*innen aus. Dies führte nun zur Twitter-Sperre.
Der Fall Kellermayer: Einblick in Nellas Arbeit
Der Selbstmord der oberösterreichischen Ärztin war eine absolute Tragödie. Vor allem war es aber ein Vorfall, der hätte verhindert werden können. Aufgrund von Morddrohungen war die Ärztin gezwungen, ihre Ordination zu schließen, um sich und ihre Mitarbeiter*innen keiner unnötigen Gefahr auszusetzen. Täter waren radikale Impfgegner*innen aus Deutschland. Die Taten aber nicht ausreichend, um die Behörden zu einem Handeln zu zwingen.
Klares Polizeiversagen – auch, wenn sich diese stets darauf auszureden versucht, dass die Strafverfolgung nicht möglich gewesen wäre (rein rechtlich stimmt das schon, aber wo ein Wille, da auch ein Weg). Dem Schutz und etwaiger Hilfe standen nichts im Weg. Diese wurden unterlassen, weshalb die Ärztin Suizid beging. Dies führte auch dazu, dass der ehemalige Zackzack-Chefredakteur Thomas Walach infolge Anzeige gegen unbekannte Täter der Landespolizeidirektion Oberösterreich sowie der Staatsanwaltschaft Wels erstattet hatte.
Nachdem User*innen die Hacktivistin Nella auf den Fall aufmerksam gemacht hatten, dauerte es nicht lange, bis diese die Täter*innen ausfindig machen konnte. Nicht aber etwa mit illegalen Mitteln, sondern mit einfacher Recherche. Die Kurzform: Durch Beobachtung der rechtsextremen Szene sowie das Mitlesen in Chatgruppen ermöglichte es ihr, einen der Täter ausfindig zu machen. Während sich also die Behörden auf das „ominöse Darknet“ rausredeten, waren es einfache Recherchemethoden, die zum Ersterfolg führten. Auf Puls24 könnt ihr die gesamte Geschichte nachlesen.
Pädophilie, Rechtsextreme und der Kampf im Internet
An der Grenzen der Legalität gegen illegale Machenschaften – moralisch zweifellos wichtig, sind nicht alle Vorgänge der Hacktivistin Nella astrein legal. Aber, wenn die Behörden versagen, braucht es eine Art Robin Hood, der sich des Kampfes annimmt. Das Internet kennt viele von ihnen. Und eine davon ist Nella.
Es ist der Cyberkrieg der Kleinen. Einer, bei dem Behörden zu langsam sind. Zu statisch. Zu bürokratisch. Gerade bei Kinderpornografie und Pädophilie zählt aber jede Sekunde. Denn mit jedem verstrichenen Moment könnte ein weiteres Kind zum Opfer werden. Egal, ob in sozialen Medien – wir haben gezeigt, wie Pädophile auf TikTok vorgehen – oder in einschlägigen Foren, so schnell wie Accounts aufpoppen, so schnell verschwinden sie auch wieder. Umso schwieriger ist es, mit behördlich-bürokratischen Mitteln erfolgreich zuzugreifen.
Die Gesetze sind zudem noch nicht ausgereift. Umso wichtiger ist es, die Grauzonen zu nutzen, um gegen Kriminelle vorzugehen. Gerade die Coronakrise hat gezeigt, wie überfordert (unterstellen wir ihnen mal nicht, dass sie es zum Teil gar tolerieren) die Behörden auch im Kampf gegen Extremisten sind – oder im Fall des Wiener Anschlages, wie verschlafen sie agieren.
Hacktivistin Nella auf den Spuren der Pädophilie
Wer sich durch die Website der Hacktivistin Nella klickt, bekommt schnell einen kleinen Einblick in ihre Arbeit – die übrigens ehrenamtlich ist. Im Archiv findet sich ein kleiner Querschnitt der digitalen Abgründe. Aber eben nur ein Teil davon, denn auch hier setzt das Gesetz Grenzen. Während die Nachrichtenverläufe teilweise extremst aggressiv und zugleich traurig machen, ist es umso erstaunlicher, wie sich Nella laufend mit diesem Thema beschäftigen kann. Umso wichtiger ist es, sie mit Spenden zu unterstützen.
#freenella – eine Twitter-Sperre, die nicht lange halten darf
Nachdem ein Mann eine ukrainische Frau bei der zum Teil pro-russischen und vor allem rechten Demo in Lubmin bedrängt hatte, wurde Nella aktiv und fündig. Beim Mann handelt es sich um einen der rechten Szene Zugehörigen, der im weiteren Verlauf auch Nella direkt kontaktierte. Die Vermutung liegt nahe, dass der Mann mit dem Namen Ronny hinter der Twitter-Sperre steckt. Beispielsweise durch gesteuerte Meldung des Accounts von Nella.
Drei junge Ukrainerinnen wurden am Sonntag auf einer Demonstration aggressiv bedrängt – sie protestierten gegen die vielen prorussischen Redner und Teilnehmer auf einer Veranstaltung mit 3.500 Teilnehmern. Unser Video aus #Lubmin 👇 pic.twitter.com/1v95YaRoPH
— ENDSTATION RECHTS. (@ER_MV) September 26, 2022
Auf Twitter trendet aktuell deshalb auch der Hashtag #freenella. Während rechtsextreme Stimmungsmacher, Homophobe, Sexisten und andere Radikale ungestört ihr Unwesen auf der Plattform treiben können, wird eine Internetaktivistin, die dagegen vorgeht, gesperrt. Weshalb Twitter die Sperre bisher noch nicht aufgehoben hat, ist unklar. Nach einer Prüfung des Sachverhaltes sollte dies aber – sofern alles mit rechten (nicht politisch) Dinge zugeht – baldigst erfolgen.
Bis dahin bleibt zumindest ihr Backup-Account.
Nazis haben kein Platz in der Gesellschaft! Es reicht langsam! Eure perfiden Methoden und Propaganda müssen endlich ein Ende nehmen, ihr könnt machen was ihr wollt. Ich werde weiter machen und lass mich nicht unterkriegen. Ihr seid GIFT für die Gesellschaft!
— 》N̶̸͖̻̝̾̀̾E̶̴̻͛̓͜͝L̶̴ ̪͚͓̈́̕L̶̸͉͙͔̓̔͠A̶̴͚͔̺̓͋̽《 (@n3ll42) October 5, 2022
Titelbild © Screenshot Twitter
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