Trotz eines Verbots und Covid-19 Beschränkungen haben es sich tausende Nationalisten und Rechtsradikale nicht nehmen lassen, am polnischen Unabhängigkeitsmarsch durch Warschau teilzunehmen, um dabei eine Spur der Verwüstung aber auch der Idiotie zu hinterlassen.
Ein ganzes Gebäude in Brand gesetzt
„Jetzt ist schon wieder was passiert!“, würde der für die Brenner-Romane bekannte österreichische Autor Wolf Haas wohl nüchtern anmerken. Das kann man in letzter Zeit sehr häufig sagen.
Und was ist genau passiert?
Leider genau das, was in Polen jedes Jahr passiert.
Am polnischen Unabhängigkeitstag – am 11. November – sind tausende polnische Nationalisten und Rechtsradikale geschlossen durch die Straßen Warschaus gezogen. Um Angst und Schrecken zu verbreiten. Und dass trotz der Aufforderung der polnischen Regierung, dies nicht zu tun. Und zum Trotz der Corona-Beschränkungen. (Versammlungen sind nur mit maximal fünf Personen erlaubt).
In ihrer bewährt rechten und preisverdächtigen Stupidität haben einige der Marschteilnehmenden – scheinbar einfach so nebenbei – auch noch ein ganzes Gebäude in Brand gesetzt.
Warum?
Weil ihnen eine feministische Fahne, die dort am Balkon hing, nicht in ihren rechten Kram gepasst hat. Strajk Kobiet stand auf der Flagge – dies bedeutet Frauenstreik und war Teil der Demonstrationen – genauer des Czarny Protests – im Jahr 2016.
Ein weiterer interessanter Aspekt an der Sache ist, dass trotz „polizeilichem Großaufgebot“ dieser Vandalismus nicht verhindert werden konnte. Polizeiangaben zufolge kam es sogar zu mindestens einem Vorfall, wo Polizisten von Hooligans angegriffen wurden. Viele der Angreifer trugen keine Mund-Nasen-Bedeckung, was schon keine wirkliche Rolle mehr spielt, denn eines dürfte mittlerweile wohl klar sein: Polen hat ein Problem!
No, it was not setup. pic.twitter.com/FrSI27GVqL
— Prokop (@PRKP99) November 12, 2020
Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder kommt es – immer in Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsmarsch – wiederholt zu schweren Ausschreitungen. Jedes Jahr unter einem anderen Motto.
Lautete dieses 2019 noch: „Nimm die ganze Nation in deinen Schutz“, schlug der diesjährige Slogan schon einen Ton etwas weiter rechts oben an. „Unsere Zivilisation, unsere Regeln“. Das passende Plakat zu diesem Motto zeigt einen Ritter, der einen roten und regenbogenfarbenen Stern zerschlägt.
"Nasza Cywilizacja Nasze zasady"
Zapraszam na #MarszNiepodległości2020 11 listopada Rondo Dmowskiego. pic.twitter.com/KyP6znb4a5— Robert Bąkiewicz (@RBakiewicz) November 2, 2020
Eine Anspielung auf Kommunismus, Sozialismus und die LGBT-Gemeinschaft von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen. Unglaublich, dass viele Menschen immer noch mit der sexuellen Orientierung von anderen ein so großes Problem haben können!
Da kann man nur noch hoffen, dass dies der traurige Höhepunkt des Jahres gewesen ist und es nicht zu noch viel schlimmeren Ausschreitungen kommt. Doch spätestens am 11.11.2021 wird es, dem Gesetz der Regel folgend, wahrscheinlich wieder Zwischenfälle geben. Leider!
Titelbild Credits: Screenshot / Twitter
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