Korruption: Welches ist wohl das weltweit korrupteste Land? Der internationale Korruptionswahrnehmungsindex gibt Aufschluss darüber. Wir haben uns diesen zu gemüte geführt und für euch aufbereitet.
Korruption: eine Hinführung
„Korruption ist, wenn man für das Geld, das man nicht hat, Dinge kauft, die man nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die man nicht mag“, hat Alexander von Humboldt mal gesagt. Tja, in einer Welt, die von Geld regiert wird, ist Korruption anscheinend nur eine logische Konsequenz. Denn das Phänomen der Bestechlichkeit existiert in der Menschheitsgeschichte seit vielen Jahrhunderten. Schon in der Antike waren Politiker und Beamte bestechlich und nutzten ihre Position für persönliche Vorteile. Bereits im 18. Jahrhundert war Korruption in der Verwaltung und Justiz weitverbreitet. Und wir reden hier nicht von der österreichischen Innenpolitik.
Denn auch bei uns zu Lande hat Korruption eine lange Tradition. Bis in die Gegenwart gibt es immer wieder Skandale und Fälle von Bestechung und Vorteilsnahme. Damit ließe sich ganz leicht eine eigene beschämende Liste füllen. Auf dem internationalen Korruptionswahrnehmungsindex landet Österreich jedoch „nur“ auf Platz 71, direkt hinter Frankreich und gerade noch vor den Seychellen. Doch wie sieht es in der restlichen Welt aus? Welches ist das Land mit der geringsten Korruption und wo wird am meisten in die eigenen Taschen gewirtschaftet? Für einen Überblick haben wir euch eine Liste mit den 10 korruptesten Ländern zusammengestellt.
Transparency International: Bericht gibt Aufschluss über Korruption
Transparency International (TI) ist eine globale NGO, welche sich der Bekämpfung von Korruption verschrieben hat. Die Organisation wurde 1993 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Berlin. Ihr Ziel ist es, Korruption in allen Formen und Ausprägungen zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass Regierungen, Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes so transparent wie möglich bleiben.
Auf der Website von TI finden sich jährlich Berichte über Korruption in verschiedenen Ländern, aktuelle Entwicklungen im Bereich Korruptionsbekämpfung sowie Forschungsergebnisse und Empfehlungen. TI führt regelmäßig Studien und Umfragen durch, um die Auswirkungen von Korruption zu erforschen und mögliche Lösungsansätze zu identifizieren. In ihrem Korruptionswahrnehmungsindex werden 180 Länder und Territorien auf der ganzen Welt nach ihrem wahrgenommenen Ausmaß an Korruption im öffentlichen Sektor auf einer Skala von 0 (sehr korrupt) bis 100 (sehr sauber) bewertet.
Es gilt noch zu betonen, dass hier mehrere Länder häufig auf demselben Rang platziert sind. Das ergibt sich aus der Errechnung des CPIs.
10. Burundi: Korruption in Ostafrika
Korruption ist in Burundi in allen Bereichen der Gesellschaft präsent. Angefangen bei der Polizei und Verwaltung, hin zu Wirtschaft und Justiz. Es gibt zahlreiche Berichte über Bestechung und Vorteilsnahme in Burundi. Die Korruptionsbekämpfung hat in den vergangenen Jahren nur begrenzte Fortschritte gemacht.
Trotz einiger Reformen und der Gründung von Anti-Korruptionsbehörden bleibt Korruption ein ernsthaftes Problem in Burundi. Die Arbeit der Anti-Korruptionsbehörden wird durch den Mangel an Ressourcen und politischem Willen behindert. Es gibt auch Berichte über politische Einflussnahme auf die Arbeit der Anti-Korruptionsbehörden, die die Unabhängigkeit der Institutionen gefährden.
9. Äquatorialguinea: Ressourcenhandel begünstigt Amtsmissbrauch
Äquatorialguinea ist ein kleines Land in Zentralafrika in der Sub-Sahara. Das Land ist reich an Ölvorkommen, aber der Großteil der Bevölkerung lebt in Armut. Man findet Korruption in vielen öffentlichen Bereichen. In den vergangenen Jahren hat die Regierung von Äquatorialguinea einige Reformen durchgeführt und Kampagnen in Angriff genommen, aber es bleibt fraglich, ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um das Problem zu lösen.
Die Korruptionsbekämpfung in Äquatorialguinea ist auch vor dem Hintergrund seiner historischen Entwicklung zu betrachten. Das Land war lange Zeit unter der Herrschaft von Diktator Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, der seit 1979 an der Macht ist und die Kontrolle über die Ölindustrie des Landes hat. Die Regierung wird immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption kritisiert.
8. Haiti: Naturkatastrophen verschärften die Korruption im Land
Haiti hat eine lange Geschichte der Korruption. Es gibt zahlreiche Berichte über Bestechung, Vorteilsnahme und Missmanagement von öffentlichen Geldern. In den vergangenen Jahren hat die Korruptionsbekämpfung in Haiti nur begrenzte Fortschritte gemacht. Trotz einiger Reformen und der Schaffung von zusätzlichen Behörden.
Die Naturkatastrophen, die Haiti in den vergangenen Jahren getroffen haben, haben die Korruptionssituation im Land weiter verschärft. Denn es gibt Berichte über Bestechung und Korruption im Zusammenhang mit Hilfsgeldern, was dazu führt, dass die Unterstützung oft nicht bei den Betroffenen ankommt.
7. Nordkorea: Keine unabhängigen Medien begünstigen Korruption
Nordkorea ist ein totalitäres Regime, in dem Korruption laufend gegeben ist. Die Regierung kontrolliert alle Bereiche des Landes, und Korruption ist in allen staatlichen Institutionen, einschließlich der Armee und der Regierung vorzufinden. Die Regierung von Nordkorea hat keine Anti-Korruptionsbehörde eingerichtet, und es gibt keine unabhängigen Medien, um über Korruptionsfälle zu berichten.
Es gibt nur selten Informationen darüber, wie sich die Korruptionsbekämpfung in Nordkorea in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Aufgrund der politischen Isolation des Landes ist es schwierig, genaue Informationen über die Lage im Land zu erhalten. Die politische Spannung und die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea können jedoch die Korruption im Land verschlimmern, da die Regierung immer stärker auf illegale Geldquellen angewiesen ist.
6. Libyen: Failed State, Chaos & Sklaverei
Libyen hat seit dem Sturz des ehemaligen Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 den Status eines „Failed State“ erlangt. Korruption findet man in Libyen fast überall. Die mangelnde politische Stabilität und die Präsenz bewaffneter Gruppen machen es jedoch schwierig, Korruptionsbekämpfungsbemühungen zu koordinieren und durchzuführen.
Die internationale Gemeinschaft hat immer wieder versucht, die libysche Regierung bei der Bekämpfung von Korruption zu unterstützen. Dies beinhaltet die Unterstützung bei der Einrichtung von Überwachungsbehörden und die Schulung von Regierungsbeamten in Bezug auf Korruptionsprävention. Es bleibt jedoch unklar, wie erfolgreich diese Bemühungen sind, da viele Institutionen durch bewaffnete Gruppen kontrolliert werden.
5. Jemen: Humanitäre Krise & Krieg
Der Jemen leidet seit Jahren unter einem Bürgerkrieg, der es schwierig macht, die Korruption im Land zu bekämpfen. Die instabile politische Lage und das Fehlen funktionierender Institutionen haben die Korruption begünstigt, und es gibt Berichte über weitverbreitete Bestechung und Vetternwirtschaft in vielen Bereichen des Landes.
Der Krieg hat auch zu einer humanitären Krise im Jemen geführt, was die Korruptionsbekämpfung natürlich zusätzlich weiter erschwert. Viele Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen und es gibt immer wieder Meldungen darüber, dass Nahrungsmittel– und Medikamentenhilfen oft gestohlen oder auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Die angespannte Flüchtlingssituation in der Region trägt auch zur Verschärfung der Korruption bei.
4. Venezuela: Antikorruptionsmaßnahmen nur für politische Gegner?
In Venezuela ist Korruption ein Problem, das seit Jahren eine große Herausforderung für die Regierung darstellt. Die politische Instabilität im Land hat die Bestechlichkeit zusätzlich begünstigt.
Die Regierung hat immer wieder versucht, die Korruption zu bekämpfen, indem sie spezielle Anti-Korruptionsbehörden eingerichtet hat. Es gibt jedoch Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit dieser Behörden, und es wird oft behauptet, dass die Regierung die Korruptionsbekämpfung nur dazu nutzt, politische Gegner auszuschalten. Die Wirtschaftskrise und die humanitäre Krise im Land haben dazu beigetragen, dass Korruption weiterhin ein großes Problem bleibt.
3. Süd-Sudan: Bestechlichkeit in der Ölindustrie
Korruption ist im Süd-Sudan ein ernsthaftes Problem, das seit Jahren die politische und wirtschaftliche Stabilität des Landes untergräbt. Nach der Unabhängigkeit des Süd-Sudans vom Sudan im Jahr 2011 haben sich politische Verwerfungen verschärft, was die Korruption im Land weiter befeuert hat. Trotz internationaler Anti-Korruptionsabkommen gibt es Berichte, dass Korruption in vielen Bereichen des Landes nach wie vor vorhanden ist, insbesondere im Zusammenhang mit Ölförderung und -verkauf.
Die politische Instabilität und der anhaltende Konflikt haben die Korruptionsbekämpfung weiter erschwert, da die Regierung ihre Ressourcen auf den Konflikt konzentrieren muss.
2. Syrien: Vom Krieg gebeutelt
In Syrien ist Korruption ein weitverbreitetes Problem, das durch den jahrelangen Krieg im Land noch verschlimmert wurde. Es gibt Berichte, die nahelegen, dass Bestechung und Vorteilsnahme in vielen Bereichen des Landes nach wie vor alltäglich sind. Der Krieg hat zudem das Leben der Menschen im Land massiv beeinträchtigt. Auch hier gibt es Berichet über Korruption bei humanitären Hilfsgütern und bei der Verteilung von Ressourcen. Die zusätzliche Zerstörung der Infrastruktur durch den Krieg erschwert jegliche Veränderung.
Insgesamt bleibt die Korruptionsbekämpfung in Syrien ein großes Problem, da die politische und wirtschaftlich herausfordernde Situation im Land weiter andauert. Eine erfolgreiche Korruptionsbekämpfung ist nur möglich, wenn es einen stabilen Frieden und eine funktionierende Regierung gibt. Das schreckliche Erdbeben, das die Region gerade erschüttert hat, macht die Situation auch nicht gerade besser.
1. Somalia: Fragwürdiger erster Platz
Somalia gilt laut Index als das weltweit korrupteste Land. In den vergangenen Jahren haben die Regierung und die internationale Gemeinschaft sich bemüht, die Korruption zu bekämpfen. Es wurden einige öffentliche Beamte und Geschäftsleute angeklagt und sogar verurteilt.
Allerdings bleibt Bestechlichkeit ein ernsthaftes Problem in Somalia, behindert nach wie vor den Wiederaufbau des Landes und den Fortschritt in vielen Bereichen. Insbesondere in den entlegenen Regionen und bei der Verteilung von Hilfsgütern kommt es immer wieder zur Korruption.
Und wo gibt es am wenigsten Korruption?
Dänemark gilt als das Land mit der geringsten Korruption weltweit. Ein wesentlicher Mitgrund ist ihr transparentes Regierungssystem, das auf einer Kultur des Vertrauens und der Offenheit basiert. Dies schafft eine Atmosphäre der Rechenschaftspflicht und vermindert die Wahrscheinlichkeit von Korruption, hinzukommen effektive Kontrollsysteme, welche eine Unabhängigkeit der Politik nachhaltig gewährleisten. Vielleicht könnte ja Österreich in Zukunft versuchen, ein wenig wie Dänemark zu sein.
Titelbild © Shutterstock
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