Die Kronen Zeitung ist dafür bekannt, in Fettnäpchen zu treten. Dieser ganz spezielle Fauxpas sorgte bei unserer Redakteurin aber für besonders viel Ärger.
Anlass für meinen spontanen Wutanfall heute Morgen war ein Leserbrief in der Kronenzeitung. Irgendein – offenbar sehr rückständiger und hemmungsloser – Leser relativiert diese Art der sexuelle Belästigung, welche doch zweifellos eine ist. Jetzt stellt sich die Frage, wer wirklich auf die Idee kommt, Frauen die Schuld zuzuweisen, wenn sich einige Herren nicht im Griff haben. Des Weiteren drängt sich die Frage auf, wie die Kronenzeitung auf die Idee kommt, diese geistige Diarrhö zu veröffentlichen?
Wer ist laut dem „Krone“-Leserbrief schuld, wenn ein Mann eine Frau unter dem Rock fotografiert?
Drei Mal dürft ihr raten. pic.twitter.com/l87JzVul54
— Hannes Auer (@HannesAuer) July 14, 2020
Der Leser plädiert quasi auf die Strafbarkeit des Tragens von kurzen Kleidungsstücken. Früher sei es strafbar gewesen, überhaupt mit einem Minirock herumzulaufen und dadurch hätte es weniger sexuelle Übergriffe gegeben. Wenn ich an „Männerwelten“ und daran denke, was Frauen bei Vergewaltigungen trugen, wird mir ganz anders.
Der Verfasser dieser Unverschämtheit könne sich „nicht daran erinnern“, dass es Straffälle gegeben hätte. Die Opfer hingegen haben „zum Glück“ meistens ein besseres Erinnerungsvermögen. „Damals, vor rund 70 Jahren, waren die Gebote der Kirche derart streng, dass alleine der Gedanke an Sex [..] eine Sünde war“, meint er. Ja, damals war alles besser, als Frauen keine Rechte besaßen, oder?
Aber wenn der Gedanke an Sex nach wie vor eine Sünde wäre, könnten Frauen zumindest leicht bekleidet sein, ohne sexuell belästigt oder gar vergewaltigt zu werden. „Heute genieren sich junge Mädchen nicht, raffiniert zu zeigen, worauf es bei Männern ankommt“ erläutert er außerdem. Es geht also wieder nur um den Mann. Frauen wollen nur Männern gefallen, warum ist das bei vielen noch immer nicht angekommen? Und auch, wenn dem so wäre und es nur darum ginge, Blicke zu ernten: Gibt es Männern das Recht, heimlich Fotos zu machen und diese vielleicht sogar zu veröffentlichen? Nein!
#Upskirting? Für die #noafd ist das Teil der Panoramafreiheit. pic.twitter.com/Rk3T30tkAQ
— Niklas (@NiklasAntifa) July 3, 2020
Der letzte Satz toppt allerdings alles: „Eine „Fotostudie“ unter den Rock – immerhin besser als nichts!“ Besser als nichts? Frauen können wohl nichts dafür, dass irgendein notständiger Geier seine Gelüste nicht im Griff hat und dienen sicher nicht der Befriedigung dieser. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und nicht im Mittelalter. Es wird endlich Zeit, dass sich Männer dementsprechend verhalten, nämlich auch jene, denen offenbar der Erzkatholizismus indoktriniert wurde.
Titelbild Credits: Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Bundesheer-Lovestory Eismayer: prägnante Studie mit Wiener Schmäh
Die queere Bundesheer-Lovestory "Eismayer" von David Wagner verspricht neue Einsichten in das Leben zweier schwuler Soldaten.
Jugendliche: kein Bock auf Kondom und Verhütung
Die WHO hat herausgefunden, dass die jüngere Generation in Europa immer seltener zum Kondom greift. Mit verheerenden Folgen.
Bodyshaming: Positive Disziplinierungsmaßnahme oder Eigenhass?
Zu dick, zu dünn, zu maskulin, zu feminin. Jeder muss in seinem Leben immer wieder Kritik am eignen Körper erfahren. […]
Pushbacks an der Belarus-Grenze: Warum die EU dringend handeln muss
Seit Monaten drängen Soldaten geflüchtete Menschen an der belarussisch-polnischen Grenze brutal zurück. Erwachsene, Kinder und sogar Schwangere werden von belarussischen […]
Warum die Regierung die Umverteilung nicht vorantreibt
„Dies ist die Geschichte einer Gesellschaft, die fällt. Und während sie fällt, sagt sie, um sich zu beruhigen, immer wieder: […]
Diskussion um CBD: Was steckt hinter den Plänen der EU-Kommission?
Die EU-Kommission schießt sich auf das derzeit legale CBD ein und zielt darauf ab, dieses als Suchtmittel zu deklarieren. Eine […]








