The Right Stuff, so lautet der perfide und doppeldeutig gewählte Name einer neuen App des Milliardärs, der Trump-Financier und Unterstützer der radikalen Rechten Peter Thiel. Das doppelte Spiel mit dem englischen Wort „Right“, was sowohl richtig als auch eben „Rechts“ bedeuten kann, ist dabei eines der Elemente, mit denen hier gezielt gearbeitet wird. Eines von vielen weiteren einschlägigen Codes. Plakative Werbung für die eigene Anhängerschaft und die, die es noch werden könnten. Auf der Homepage von The Right Stuff wird schnell klar, wer die „richtigen“ und wer die „falschen“ Menschen sind. Doch wie gefährlich ist eigentlich eine radikal konservative Dating-App als politische Waffe? Und was hat Donald Trump damit zu tun?
Im September geht The Right Stuff offiziell an den Start. Bereits jetzt kann man sich auf einer dubiosen Homepage vorab informieren. Hier finden sich tendenziöse Botschaften, die eine vermeintlich heile Welt zeichnen, in der Konservative das Sagen haben und nichts anderes zählt. Absolute Meinungshoheit, denn alles andere ist für Anhänger*innen von Diskriminierung unerträglich.
Ebenso schreibt sich The Right Stuff das zwei Geschlechter-Modell als Argumentationsflaggschiff auf die Fahnen. Geeint in einem einseitigen und gefährlichen Weltbild, sollen hier glückliche Rechte mit ihresgleichen in harmonischer Diskriminierung von anderen weiter in die politische Propaganda gezogen werden.
The Right Stuff als politisches Instrument für die konservative Elite
Dass Peter Thiel seinen Einfluss, seine Macht und seinen exorbitanten Reichtum dafür einsetzt, um die radikale Rechte in den USA zu pushen, ist kein Geheimnis. Der Mann ist nach wie vor ein Trump-Unterstützer und bereitet sich mit ebendiesem zurzeit auf die kommende US-Wahl 2024 vor. Mit The Right Stuff geht es nun ideologisch in die nächste Runde. Diskriminierung, Ausgrenzung, Transfeindlichkeit und Menschenhass sollen sich als Gift über technologische Möglichkeiten weiter in den Köpfen der Menschen manifestieren.
Gerade an dem Punkt, wo wir als Gesellschaft stehen, stellt sich dabei deutlich die Frage: Was versuchen Menschen wie Peter Thiel, übrigens auch seit kurzem der neue Chef von Sebastian Kurz, zu erreichen? The Right Stuff wendet sich gezielt an Radikalkonservative und Rechtsnationale. Ohne die belastende Realität, welche nun mal aus Diversität besteht, soll man hier die Möglichkeit haben, sich gemeinsam und gegenseitig weiter in die Parallelgesellschaft hineinzusteigern. Dass man hier mit einer vermeintlichen Dating-App versucht, gefährliche und radikale Ideen von Ausgrenzung und Verachtung weiter voranzutreiben, ist dabei ebenso perfide, wie es bedrohlich ist.
Bei The Right Stuff hat man natürlich nur die Möglichkeit, zwischen zwei Geschlechtern zu wählen. Alle anderen werden einfach „hinausdiskriminiert“ und sind hier – plakativ und werbetechnisch stark umgesetzt – nicht erwünscht. So kokettiert die App mit vielen Anspielungen und dem Anspruch, Meinungshoheit zu erheben. Zum Beispiel, wenn man versucht, Kunden mit der Botschaft „Zurück zu Normalität“ zu locken. Als wäre alles andere, außer der eigenen Weltsicht, schlichtweg nicht normal. Was sich hier als Dating-App tarnen will, ist in Wirklichkeit ein weiterer Angriff auf die freie Gesellschaft und die Demokratie.
Das Gesicht der App sowie weitere Investoren mit ebenfalls Nähe zu Trump
Neben Peter Thiel als Gründer und Sponsor finden wir weitere Namen aus dem Trump Umfeld. So tritt Daniel Huff, ehemaliger Trump Beauftragter für Stadtentwicklung und Wohnen, als Mitbegründer auf den Plan. Bei einem Interview mit der US-Zeitung „The Hill“ macht er auch um die Absichten von The Right Stuff keinen Hehl. Dabei betont er, dass man sich in einem Kulturkampf sehe und mit jedem Mittel den Liberalen den Zugang zur öffentlichen Meinung entreißen müsse. Die eindeutige Nähe der Akteure rund um The Right Stuff zu Donald Trump wird bei der App als zusätzliches Werbemittel eingesetzt. Denn für die „richtige“ Einstellung gibt es offensichtlich in der Welt der Konservativen nur einen richtigen Anführer.
Die Verstrickung des Trump’schen Umfelds wird bei der Wahl des Gesichts zu The Right Stuff noch mal deutlich. Denn hier hat man sich für Ryann McEnany entschieden. Ihres Zeichens die Schwester von Donald Trumps ehemalige Pressesprecherin im Weißen Haus und Fox News Moderatorin Kaylight McEnany. Und nicht gerade für ihre Offenheit bekannt.
You know your racist when you start a business dividing your client base. Calling it The Right Stuff knowing you mean The White Stuff. @kayleighmcenany you’re sister Ryann’s business will fail just like Truth Social for racists. https://t.co/pQDtxv2tqs
— Opal (@Opalluvs) August 10, 2022
In dem Promovideo auf der Seite von The Right Stuff kann man McEnany seit Freitag dabei beobachten, wie sie die App bewirbt. Ein Puzzleteil einer Marketingkampagne, um die Propaganda an den Mann zu bringen. All diese Details, wie die Tatsache, dass sich ausschließlich Bilder weißer Menschen in der Werbung finden lassen, kommen hier zusammen.
The Right Stuff: Diskriminierung ist der „richtige“ Weg
Bei der Erläuterung erklärt McEnany, dass das Beste an der App sei, dass man nur mit einer Einladung in die Parallelwelt der Rechten eintauchen kann. Exkludierendes wird als exklusiv verkauft. Während Frauen durch das Ködern von Freundinnen sich einen Premium-Account „erarbeiten“ können, würden Männer dafür bezahlen müssen. Wie erwähnt hat man ausschließlich die Möglichkeit, zwischen zwei Geschlechter zu wählen. Frauen müssen dabei „Ladys“ anklicken, Männer „Gentleman“. Dabei betont McEnany übereifrig: „… und das sind auch die einzigen beiden Optionen: Damen und Herren„.
Die Dramaturgie des Videos ist dabei mit den richtigen Signalen durchdacht. Bei der Erklärung, wie man das richtige Profil anlegt, erklärt die The Right Stuff Moderatorin, dass man sich auch ruhig trauen soll zu zeigen, welche Freizeitaktivitäten man schätzt. Es werden Vorschläge eingeblendet. Bei der Bildeinblendung sieht man just in dem Moment ein Foto, welches Ryann McEnany mit Donald Trump zeigt. Klar, was könnte auch eine junge Frau in den 30ern sich Besseres vorstellen, als Zeit mit dem einzig wahren Anführer zu verbringen. Ein billiger Trigger, welche aber für das Publikum von The Right Stuff als Köder fungiert.
„Woke“ als Schimpfwort und Ignoranz als Rebellentum
Stolz propagiert man Anti woke zu sein, im Gegensatz zu anderen Apps. Daher verzichte man auf gewünschte Pronomen, Impfstatus oder einer Meinung zum Abtreibungsverbot. Der richtige Weg ist hier der rechte Weg. So wird das politische Narrativ gelegt: Rechts ist richtig, alles andere falsch! Und wie dieser rechte Weg wohl aussieht, hat Trump mit seinem direkten Angriff auf das Kapitol und die Demokratie schon in der Vergangenheit bewiesen. Versucht man hier als Rattenfänger Menschen noch weiter in die rechtsradikale Propaganda zu treiben oder baut man einfach nur die nächste Datenfarm für die Wahl auf?
The Right Stuff nicht in den Kontext der politischen Zerwürfnisse der letzten Jahre in Amerika zu setzen, ist zu diesem Zeitpunkt gefährlich naiv. Die Einzelteile ergeben einen Zusammenhang. Denn selbst die Macher von The Right Stuff leugnen nicht, dass sie ein radikales und gefährliches politisches Ziel verfolgen. Demokratie, Diversität, sexuelle Selbstbestimmung und Vielfältigkeit sowie alle anders aussehenden oder dunkelhäutigen Menschen sind dabei das eindeutige und absolute Feindbild. Wird hier vor unseren Augen weiter am rechtsradikalen Putsch gearbeitet?
Hier wird die Macht des Narratives als Kampfmittel angestrebt. Und das auf allen Ebenen und mit allen Mitteln. Menschen, die auf der Suche sind, können dabei als potenziell empfänglich für Botschaften gelten. Und der harte Kern kann sich nur komplett unter seinesgleichen weiter radikalisieren. Es gab auch bereits in den letzten Jahren eine lange Liste von gescheiterten oder inzwischen nicht mehr existierenden Dating-Apps für Konservative. Darunter: Righter, Donald Dater, TrumpSingles, Patrio und Conservatives Only.
Peter Thiel mit interessantem Timing bei The Right Stuff
Auch wenn die Macher von The Right Stuff betonen, hier etwas völlig Neues auf die Beine gestellt zu haben, reiht sich die Plattform in Wirklichkeit in eine Reihe von gezielten Versuchen, die öffentliche Meinung weiter zu manipulieren. Das Timing ist dabei interessant. Denn Peter Thiel war auch einer der ersten Großinvestoren von Facebook. Er hat aber das Unternehmen dieses Jahr verlassen, um mit Donald Trump für die kommende Wahl 2024 richtig durchzustarten. Ob der Untergang von Cambridge Analytica und der Facebook-Datenskandal, wodurch Trump-Wähler 2016 gezielt manipuliert wurden, dabei eine Rolle spielen, lässt sich von außen kaum erahnen.
Aber es wirkt, als würde man zwei Jahren vor der kommenden Wahl versuchen, mit eigenen Social-Media-Plattformen an Daten, Reichweite und der Möglichkeit der Einflussnahme zu kommen. Das Ziel ist Macht. Und dabei ist The Right Stuff wohl ein weiteres Instrument, welches benutzt werden soll, um die Demokratie, den Staat und eine diverse Gesellschaft anzugreifen. Denn für Unternehmer und Milliardäre wie Donald Trump und Peter Thiel ist der Staat nichts anderes als einfach nur lästig, wenn sie ihn nicht selbst kontrollieren.
Titelbild © Screenshot / Commercial Video o. The Right Stuff
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