Elon Musk gilt als der cool angehauchte Nerd der Milliardärs-Szene. Laut „Forbes-Liste 2022“ rangiert er mit mehr als 80,1 Milliarden US-Dollar und einem Gesamtvermögen von 268,1 Mrd. vor Jeff Bezos auf Platz eins. Dennoch genießt der südafrikanisch-kanadische Milliardärs Sohn Elon Musk einen weitaus besseren Ruf als sein haarloser Amazon-Konkurrent auf Platz zwei. Doch woher kommt das eigentlich? Marketing al la Tesla: Greenwashing und Innovation? Steht dieser Ruf nicht eigentlich im direkten Widerspruch zu zahlreichen Vorwürfen und Erzählungen ehemaliger Mitarbeiter:innen und Wegbleiter:innen?
Wie kommt es, dass es Musk gelingt, eher wie ein harmloser Ewok rüber zu kommen als ein kapitalistischer Sternenkreuzer, welcher Mensch und Umwelt ausbeutet? Liegt es an den Augen oder gar an der Frisur? Was hat es mit Anspruch und Wirklichkeit rund um die Schattenseiten und den exorbitanten Reichtum des Tesla, PayPal, SpaceX Gründers Elon Musk eigentlich auf sich?
Elon Musk umgibt sich häufig mit einer Aura der Genialität, die ihn unnahbar wirken lässt. Gerade bei Interviews kommt diese Seite besonders gut zum Vorschein. Wenn Elon zum Beispiel mal wieder auf banale Fragen, tiefgründige Antworten inklusive extra langer Nachdenkpause gibt. Hier offenbart sich das Level der Reichenverehrung, die dabei an Heldenkult grenzt, am deutlichsten. Denn oftmals werden die Antworten als dramatische Pointen ausgelegt. Völlig gleich, was er von sich gibt, es wird als besonders sinnvoll und von manchen als erstrebenswert erachtet.
In Wirklichkeit sind die Motivationssprüche auf Kalenderniveau oftmals nichts anderes als verbale Sklaventreiberei. So wie der Berühmte 80-Stunden Twitter-Sager, bei dem Elon Musk seinen Mitarbeiter:innen ihre Selbstausbeutung als weltveränderndes Mantra verkaufen wollte: „Es gibt viel einfachere Orte, um zu arbeiten, aber niemand hat jemals die Welt mit 40 Stunden pro Woche verändert.“
There are way easier places to work, but nobody ever changed the world on 40 hours a week
— Elon Musk (@elonmusk) November 26, 2018
Elon Musk und seine Philosophie
Parallel dazu kann man in regelmäßigen Abständen auf Twitter die Macht des Geldes beobachten, wenn durch Elon Musks kauderwelsch auf 280 Zeichen komplette Aktienkurse auf Talfahrt oder aberwitzige Höhenflüge geschickt werden. Ein Funfact, das genau bei einem solchen Spielchen der Chef selbst seinen Job bei Tesla als Chairmen verlor.
Damals hatte Musk über Twitter angekündigt, das Unternehmen womöglich von der Börse zu nehmen und dabei 420 Dollar pro Aktie zu zahlen. Die Börsenaufsicht hatte ihn daraufhin in einer Klage vorgeworfen, die Anleger:innen in die Irre geführt zu haben.
Die Logik, die dem zugrunde liegt, ist so lächerlich wie falsch: Der Milliardär hat immer recht, sonst wäre er nicht reich! Dabei grenzt es an das Stockholmsyndrom, wenn man die, die den Planeten und uns Menschen darauf am stärksten Ausbeuten, als besonders erfolgreich zelebriert.
Mythos und Wahrheit: Wohlstand des Vaters Errol Musk
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Blickt man in die Vergangenheit von Elon Musk, wird es in vielerlei Hinsichten düster. Einerseits war seine Kindheit von einer unerträglichen Grausamkeit des Vaters geprägt. Ebenso erlebte der Tesla Chef Ausgrenzung und Mobbing in der Schule. Hier ist man sich ziemlich einig, Errol Musk, Elon Musks Vater dürfte ein ziemliches Schwein gewesen sein.
Elon hat selbst einmal angegeben, dass sein Vater im Laufe seines Lebens so ziemlich jede Straftat begangen hat, die man sich nur vorstellen kann. Inklusive eines Mordes an drei Menschen in seiner Villa in Südafrika. Diese waren zuvor eingebrochen, Errol Musk hatte sie daraufhin erschossen und wurde dafür von einem Gericht freigesprochen. Die Tat wurde als Selbstverteidigung gewertet.
Ein weiteres pikantes bis ekelerregendes Detail dürfte wohl das gemeinsame Kind mit seiner Stieftochter gewesen sein. Zu dem Zeitpunkt war Errol Musk 72 und seine Stieftochter 30 Jahre alt. Er hatte seine ehemalige Stieftochter einst als vierjähriges Kind seiner Partnerin kennengelernt.
Buch der Mutter Maye Musk offenbart Details
Weitere Geschichten und Begebenheiten wurden in einem Buch der Mutter Maye Musk mit dem Titel „Eine Frau ein Plan“ wiedergegeben. Allgemein spricht die restliche Familie nicht gerne über Errol Musk. Aber ebenso ungern über die Spur des Geldes. Wie viel war da und wie viel wurde tatsächlich weitergegeben? Die Frage, wie selfmade der reichste Mann der Welt Elon Musk ist, kann somit nicht zur Gänze beantwortet werden.
Für Elon dürften die Kindheitsjahre mitunter die Hölle gewesen sein. Nach der Trennung der Eltern hatte der Vater die Mutter eine Zeit lang terrorisiert, weil diese das Sorgerecht für Elon und seine beiden Geschwister bekommen hatte. Kurz nachdem Elon 18 Jahre alt wurde, entschied er sich zum Vater zu ziehen, laut seinen Angaben, da er damals Mitleid mit ihm hatte. Jedoch konnte er zu dem Zeitpunkt noch nicht erfassen was für ein schrecklicher Mensch sein Vater Errol Musk in Wirklichkeit war.
Die Mutter gibt in ihrem Buch an, Elon hätte den Umzug ebenso aus finanziellen Motiven in Betracht gezogen. Da der Vater Errol finanziell wesentlich besser aufgestellt war als sie zu diesem Zeitpunkt. Was sich unumstritten prüfen lässt, ist die Tatsache, dass Errol Musk und seine Familie sehr wohlhabend waren. Errol hatte als Maschinenbauingenieur und Berater ein Vermögen in Südafrika gemacht. Später hatte er ebenso mehrere Anteile an Mienen, darunter auch eine Smaragdmine. Um Geld mussten sich seine Kinder keine Sorgen machen.
Elon Musk spinnt währenddessen gerne das Narrativ des self-made-Man. Man bedient sich der Lüge über Chancengleichheit. Die Geschichte mit der Karotte vor der Nase. Es ist aber kaum vorzustellen, dass das Geld des Vaters dabei keine Rolle gespielt haben soll. Auffällig ist ebenso die Tatsache, dass sich über seinen Vater Errol Musk, der eine extrem berühmt berüchtigte Persönlichkeit ist, kaum verifizierte Informationen im Internet finden lassen. Der Mann hat nicht mal einen Wikipedia Eintrag?
Ein Leben für die Arbeit
Die tyrannische und grausame Prägung durch den Vater schlägt sich auch heute in Elon Musks Umgang mit seinen Arbeiter:innen nieder. Die Rede ist hier von einem zynisch sadistischen Verständnis eines Arbeitsethos. So beschreiben es zumindest ehemalige Mitarbeiter:innen des „Ironman“.
Wenn Fortschritt oder Innovation nicht erzeugt werden können, egal wie abwegig die Anforderungen sind, besteht jederzeit die Möglichkeit, seinen Job zu verlieren. Dass dabei nicht immer ein wertschätzender Umgang gepflegt wird, lässt sich aus zahlreichen Berichten entnehmen.
Das beginnt bereits bei übertrieben gnadenlosen Bewerbungsrunden, die in richtigen Verhören enden können. Oftmals durch den Chef Elon Musk höchstpersönlich geführt. Das Gefühl der Geringschätzung und Austauschbarkeit wird dabei stets vermittelt. Anscheinend versucht man hier, durch abfälliges Verhalten und Druck Leistung zu erzwingen. Ist man beim Marketing und der Produktion um Fortschritt bemüht, scheint es bei den Human Ressources eher in die umgekehrte Richtung zu gehen.
Arbeitszeiten aus der Hölle
So fair muss aber man sein: Der Mann behandelt nicht nur andere schlecht, sondern geht selbst mit sich grausam um. Sein eigenes Ideal sollen im besten Fall sieben Arbeitstage in der Woche sein – also eigentlich die ganze Zeit. Diesen Zugang hat Musk bereits in der Vergangenheit auch sein komplettes Privatleben geopfert. Gleiches scheint er von seinen Mitarbeiter:innen zu erwarten.
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Das Paradoxe dran ist die Tatsache, dass man permanent von der Rettung der Menschheit spricht, aber völlig unfähig ist zu erkennen, wie Stress systematisch die Gesundheit zerstört. Man kann nicht ganz nachvollziehen, wie Innovationen und Technologie die Welt verbessern sollen, während man dabei die Arbeitsmoral eines Sklavenhändlers aus dem Mittelalter an den Tag legt.
Ehemalige Mitarbeiter:innen berichten davon, dass der Arbeitsaufwand teilweise nur so bewältigt werden konnte, dass man dabei im Firmengebäude übernachten musste. Mehrtägige Trennungen von der Familie und den Partner:innen sollen dabei an der Tagesordnung stehen. Auch wenn Musk ein unheimliches Vermögen angehäuft hat – für die, die für ihn arbeiten, kann jederzeit alles zusammenbrechen.
Einst hat der SpaceX-Gründer angegeben, auf dem Mars sterben zu wollen. Aber ob sein Körper bis dahin dem Stress standhalten kann, wird sich erst noch weisen. Eins ist doch bereits jetzt klar, nichts auf der Welt kann es wert sein, dass man sich dafür zu Tode arbeitet.
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