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Sportler*innen achten auf ihre Ernährung und ihre Körper sind daher leistungsfähiger. Eh klar! Doch dass unsere Ernährung auch und vor allem mit unseren geistigen Fähigkeiten zu tun hat, wissen leider nur wenige. Aus diesem Grund hat die Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia das Buch „Iss dich klug“ verfasst. Ein den Horizont erweiternder Einblick in die Dynamiken zwischen Darm und Gehirn, aber auch darüber hinaus.
Du bist, was du isst
„Du bist, was du isst.“ Eine uns allen bekannte Aussage, die schon so alt ist, dass wir sie eigentlich gar nicht mehr wirklich hören wollen. Sie geht zurück auf den deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach und das Jahr 1850. Dessen Statement selbst, ist wiederum „nur“ eine Entsprechung der asiatischen Weisheit „Die Ernährung ist die Grundlage der Gesundheit.“
Somit ist dieser Spruch also noch viel älter. Old School. Doch auch wenn wir euch womöglich langweilen, so hat diese Aussage an ihrer Aktualität nichts verloren. Ganz im Gegenteil, es gibt sogar neue und noch nicht verbreitete Erkenntnisse, die die Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia in ihrem jüngst erschienenen Buch zusammengefasst hat.
Früh übt sich…
Neu dabei ist vor allem die Erkenntnis, dass unser Geschmack schon als Embryo programmiert wird. Und das unsere Ernährung mit unseren geistigen Fähigkeiten und der psychischen Gesundheit bereits ab dem Mutterleib im Zusammenhang steht. Im Gehirn kann man sich Geschmack als eine Art Muster vorstellen, als Netzwerk unter Gehirnzellen, das sich im Lauf eines ganzen Lebens bildet. Daher entsteht bereits im Mutterleib Geschmack.
Die Aromastoffe im Fruchtwasser, die von der mütterlichen Ernährung stammen, werden von den Geschmacksrezeptoren im Mund des Fötus wahrgenommen und über elektrische Signale an das Gehirn des Kindes übertragen. Dort bilden sich, unter den dafür spezialisierten Neuronen, Verbindungen. Netzwerke entstehen.
„All das, was die Mutter isst, erlebt das ungeborene Kind auch geschmacklich. So bilden sich bereits im Mutterleib Vorlieben für die eine oder andere Speise. Isst die werdende Mutter Ungesundes, wird es auch dem Kind später schmecken. Bei den gesunden Speisen ist es dasselbe. Bekommt das Kind dann weiter gesundes Essen, wird ihm das Junkfood nicht munden. Und so ist es im Laufe des ganzen Lebens.“, so die Autorin.
Welchen Einfluss hat Ernährung auf die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns? @jkulinz Forscherin @macedoniam beleuchtet in ihrem Buch "Iss dich klug!" die Auswirkung der Ernährung auf das Gehirn – von elastischen Zellwänden bis zur Entwicklung von Neurosen https://t.co/4glPuzdtJQ pic.twitter.com/7emIi8O8Ef
— JKU – Johannes Kepler Universität Linz (@jkulinz) February 26, 2021
Transformation – Ernährungsgewohnheiten umstellen
Doch eine Veränderung eines einmal eingelernten ungesunden Ernährungsstils ist durchaus möglich. Ist als Erwachsener die Lust auf Ungesundes einmal antrainiert, kann man natürlich versuchen, die dafür verantwortlichen Netzwerke im Gehirn abzubauen. Indem man immer weniger von dem Ungesunden aus dieser bestimmten Kategorie (z.B. Süßes) isst. Natürlich leichter gesagt als getan.
Doch wenn man lange genug durchhält, entscheidet man sich dann später einmal für den Apfel, anstatt für den Kuchen. Alles andere als ein kurzer und leichter Weg. Einfacher ist es natürlich, diese verhängnisvollen Netzwerke überhaupt nicht erst entstehen zu lassen. Doch wenn man bedenkt, dass diese sich schon im Mutterleib bilden, hat man auf die Grundvorrausetzungen leider nicht wirklich viel Einfluss. Doch Einfluss auf eine spätere Veränderung seiner Habits hat man sehr wohl. Und man möge bedenken, es sind die kleinen Dinge, die zählen.
Die Kleinen Dinge
Und vor allem die kleinen und unscheinbaren Dinge haben auch einen Einfluss auf unseren Körper und Gehirn. Industriell verarbeitete Lebensmittel, die u.a. Transfette enthalten, können zu Entzündungen im Körper aber auch im Gehirn führen.
Dabei handelt es sich nicht um akute Entzündungen, mit Schmerzen, Schwellungen oder Symptomen. Es sind vielmehr fast unsichtbare und vor allem nicht spürbare Entzündungen. Diese verändern mit der Zeit jedoch das Gehirngewebe und dadurch auch unsere Fähigkeit zu lernen, zu entscheiden, zu planen. Sie steigern aber auch das Risiko, psychisch zu erkranken – vor allem an Depressionen.
Mediterrane Küche als ein Lebensretter
Die Neurowissenschaftlerin Macedonia hat ihr Buch ihrer Mutter gewidmet. Warum? Mehr als nur ein klassischer und klischeebeladener move. Denn die Autorin war selbst ein Frühchen und hat, wie sie selbst beschreibt, unter anderem nur wegen der italienischen Küche der Mutter überlebt. Vor allem, weil diese ihr Hirn stärkte.
Hauptgrund hierbei ist die Tatsache, dass die mediterrane Küche sehr viel Obst und Gemüse enthält. Diese sind wichtige Lieferanten von Ballaststoffen und Pflanzenpolyphenolen, also Aromastoffen. Ballaststoffe sind wichtig für unseren Darm. Dieser steht im engen Zusammenhang mit vielen Gehirnfunktionen. Vor allem halten die Polyphenole die Zellenwände des Gehirns elastisch und vital.
Darm und Hirn Ping-Pong
Darm und Gehirn beeinflussen sich gegenseitig in einem steigen Hin und Her. Das ist eine der vielen Erkenntnisse in Macedonias Buch. Das Gehirn beeinflusst die Darmfunktion. Zum Beispiel bekommt man durch Stress das Reizdarmsyndrom (RDS). Heißt vereinfacht ausgedrückt so viel wie Durchfall oder Verstopfung.
Dieses RDS weist eine sehr hohe Häufigkeit in der Bevölkerung auf. Knapp die Hälfte aller Besuche bei Spezialisten ist darauf zurückzuführen. Da man aber auch Neuronen im Darm hat, die Botenstoffe (wie z.B. Serotonin) ausschütten, beeinflusst der Darm umgekehrt auch das Gehirn und somit auch unser psychisches Befinden.
Vor allem Serotonin besitzt eine nicht zu unterschätzende Relevanz. Es macht uns gelassen, gibt uns ein Gefühl der inneren Ruhe und Zufriedenheit. Zugleich dämpft es auch Angstgefühle, Aggressivität, Kummer und das Hungergefühl. Depressive Verstimmungen lassen sich neurochemisch auf den Mangel an Serotonin zurückführen.
Worauf ist bei einer körperlich und geistig fitten Ernährung zu achten?
Laut Macedonia ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass minderwertige Ernährung dem Gehirn schadet. Vor allem leiden unsere geistigen Fähigkeiten und unsere Psyche darunter. Und das schon im Mutterleib! Ein anderer wichtiger Punkt ist – und dieser macht es ein wenig komplex –, dass nicht alle dasselbe essen müssen.
Die Verträglichkeit und Verwertbarkeit von Lebensmitteln ist unter anderem genetisch bedingt. Daher gibt es leider kein Allgemeinrezept für alle. Grundsätzlich gilt jedoch für alle, dass man sich bunt ernähren sollte. Heißt: viel frisches Gemüse und Obst. Und von allem ein bisschen. Nur so ist man „auf der sicheren Seite“. Im Grunde darf man alles essen. Die Menge und die Qualität machen den Unterschied. Vor allem wichtig ist jedoch die Herkunft. Der Konsum industriell hergestellter Lebensmittel ist daher ein No-go.
Auch wenn Essen sehr viel mit Lust zu tun hat, wie die Neurowissenschaftlerin beteuert, so ist unsere Ernährung kein Hobby. „Sie ist eine der Säulen unserer Gehirngesundheit.“ Und an diesen Säulen gilt es zu arbeiten. Und zum Glück ist, gerade was das betrifft, noch kein Meister, keine Meisterin vom Himmel gefallen. „Iss dich klug!“ ist für alle, die sich tiefgreifender mit ihrer Ernährung auseinander setzen wollen. Die Gerichte nicht nur durch den Magen, sondern „durchs“ Gehirn wandern lassen wollen. Zugegeben sind die Erkenntnisse in diesem Buch oft ein Schlag in die Magengrube und verleiten durchaus zu Frust. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Ernährung der Eltern ziemlich schicksalsbestimmend für ihre Nachkommen ist. Auch für die Generationen danach.
Aber die Wahrheit tut eben leider oft weh. Doch wie immer gibt es Licht am Ende des Tunnels, in Form der Erkenntnis und vor allem in Form der Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und etwas an seinem Ist-Zustand zu verändern. Klar, man hat sich selbst nicht in seine Vorlieben hinein manövriert. Aber es ist durchaus möglich, sich selbst da wieder herauszuholen.
Titelbild Credits: Shutterstock
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