Volle Lippen, gerade Nase und markante Wangenknochen – ganz ohne Operation? Hyaluron lautet das Zauberwort, wofür sich Menschen gar nicht mehr unter das Messer legen müssen. Das „Wundermittel“ boomt in sozialen Netzwerken und die Anwender:innen werden immer jünger. Sind Filler allerdings wirklich so ungefährlich, wie oftmals behauptet?
Bei Hyaluronsäure handelt es sich um einen körpereigenen Mehrfachzucker, der unter anderem bereits in unserer Haut und unseren Knochen vorkommt. In den letzten Jahren hat sie sich als beliebtes Beautyelixier etabliert. Allerdings wird Hyaluron auch zu medizinischen Zwecken – wie etwa zur Behandlung von Arthrose – eingesetzt.
Da sie über eine glättende und wundheilungsfördernde Wirkung verfügt und das Bindegewebe straffer und elastischer macht, wird sie auch im kosmetischen Bereich eingesetzt. Hyaluronsäure muss nicht immer injiziert werden, denn sie befindet sich nämlich auch in zahlreichen Cremen. Durch Alterung sinkt allmählich auch der Anteil an Hyaluron in unserem Körper und das führt wiederum zur Erschlaffung des Gewebes.
Der Hype um aufgespritzte Lippen
Hyaluronsäure muss nicht nur an Körperstellen injiziert werden, wo sie durch den Alterungsprozess verloren ging. Viele verfolgen auch den derzeitigen Trend von vollen Lippen und statten dem Beautydoc regelmäßig Besuche ab. Denn der Hyaluronfiller bleibt nicht in der gewünschten Form erhalten und baut sich mit der Zeit ab, wodurch eine Auffrischung notwendig ist.
Das behauptet zumindest die Kosmetikindustrie. Die Behandlung muss also mindestens zweimal im Jahr wiederholt werden, damit das Ergebnis erhalten bleibt. Wer sich für diesen Eingriff entscheidet, sollte sich außerdem des doch recht hohen Preises bewusst sein: Eine Lippenunterspritzung kostet meist zwischen 300 und 500 €.
Was passiert nun nach einigen Wochen und Monaten mit dem Hyalurongel? Da der Körper über eigene Hyaluronsäure verfügt, verstoffwechselt er einen Großteil der Hyaluronsäure. Je öfter die Unterspritzungen durchgeführt werden, desto länger bleibt auch das gewünschte Ergebnis erhalten. Jedoch stellten Ärzt:innen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) fest, dass Rückstände der Filler im Gesicht auch noch etliche Jahre nach der letzten Hyaluronbehandlung bestehen bleiben.
Dislokation – wenn der Filler verrutscht
In der Beautyszene tummeln sich aufgrund der hohen Nachfrage auch viele Amateur:innen, die nicht sauber arbeiten und die Hyaluronsäure in Stellen injizieren, wo sie eigentlich nicht landen sollte. Patient:innen klagen manchmal über Unebenheiten oder gar Knoten in den Lippen.
Dies kann passieren, wenn der Filler in die Schleimhaut anstatt in den Lippenkörper gespritzt wird. Allerdings verhindert auch die korrekte Ausführung nicht immer, dass die Hyaluronsäure im Laufe der Jahre „wandert“. Denn durch die natürliche Haut- und Gewebealterung sowie Bewegung der Gesichtsmuskulatur bleibt der Hyaluronfiller nicht am Ursprungsort liegen.
Das Problem mit der Hylase
Wer mit dem Resultat nicht zufrieden ist, kann den Filler mit „Hylase“ auflösen lassen. Das Enzym wird direkt in das Hyaluronsäureprodukt injiziert, wodurch sich dieses nach kurzer Zeit auflöst. Allerdings reagiert dann nicht nur der Filler auf die Hyalase, sondern auch das körpereigene Hyluron. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Eingriff von erfahrenen Ärzt:innen durchführen zu lassen. Nach erfolgter Anwendung des Produkts gibt es dennoch keine Garantie dafür, dass sich die Hyaluronsäure zur Gänze abbaut.
Erblindung durch Hyaluronsäure?
Da Filler der Aufpolsterung bestimmter Gesichtsareale dienen, werden sie häufig auch eingesetzt, um Augenringe zu minimieren. Einige Menschen haben von Natur aus sehr dünne Haut unter den Augen und klagen über durchscheinende Äderchen bzw. Augenschatten. Des Weiteren wird die Unterspritzung von (Höcker-)Nasen immer beliebter, um diese zu begradigen und optisch zu verkleinern. Obwohl die Nase im Vergleich zu den Lippen robuster und schmerzunempfindlicher wirkt, besteht vor allem dort ein Risiko, dass das Hyaluron in die Blutgefäße gelangt und damit zur Erblindung führt.
Die Region um den inneren Augenwinkel, der Nasenrücken und die Stirn sind Bereiche, in denen besonderes Fingerspitzengefühl erforderlich ist. Denn hier besteht eine Verbindung zum Schädel- und Augeninneren und damit auch zum Sehnerv, der durch eine fahrlässige und falsche Injektion beeinträchtigt werden kann.
Die Menge an Hyaluronsäure und ein hoher Druck beim Unterspritzen sind außerdem weitere ausschlaggebende Faktoren. Diese Eingriffe müssen deswegen ausnahmslos Ärzt:innen durchführen, um eine permanente Erblindung oder sogar einen Schlaganfall zu verhindern.
Fehlendes Bewusstsein und weitreichende Konsequenzen
In sozialen Netzwerken sehen Jugendliche und junge Erwachsene tagtäglich, wie einfach und teils auch schmerzfrei Hyaluronunterspritzungen sind. Ohne mit der Wimper zu zucken, filmen Influencer:innen für ihre Followerschaft den Fortschritt zum Endziel: den Schlauchbootlippen. Das Auffüllen der Lippen kann nämlich zur Sucht werden, wodurch die Anwender:innen jegliche Körperwahrnehmung verlieren – dies findet sich auch im Phänomen der Body Dysmorphic Disorder.
Junge Menschen sehen auf Fotos und Videos nur Ergebnisse, die dem derzeitigen Schönheitsideal entsprechen. Influencer:innen werden allerdings entweder für ihren Social Media Auftritt bezahlt oder können sich bessere Beautydocs leisten. Junge und unerfahrene Personen wollen und können jedoch nicht so viel Geld in ihr Aussehen investieren und geraten deshalb häufig an Pfuscher:innen. Über die Folgen missglückter Schönheitseingriffe wissen sie dann oft erst Bescheid, sobald sie selbst davon betroffen sind. Solche Fälle lassen sich durch Aufklärung vermeiden, denn das Motto sollte lauten: Schönheit vergeht, Sehnerv besteht!
Bilder © Shutterstock
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