Ecstasy, MDMA und Kokain sind für manche Raver*innen und Partypeople der fixe Bestandteil einer gelungenen Nacht. Gerade Straßendrogen können aber neben Amphetaminen auch Lokalanästhetika oder Levamisol (Wurmmittel für Tiere) enthalten. Wo du in Wien deinen Stoff testen kannst, erfährst du hier.
Wir von WARDA fördern Aufklärung über illegale Substanzen, distanzieren uns jedoch von den Inhalten dieses Gastbeitrages und dem Gebrauch von Drogen. Beiträge dieser Art dienen der Aufklärung und sollen die Gefahren des Drogenkonsums reduzieren.
Drug Checking: was ist das?
Psychoaktive Substanzen verändern unsere Gedanken, Gefühle und Sinneseindrücke. Rund sechs Prozent der Österreicher*innen greifen zu Ecstasy oder Kokain, zwei Prozent zu Opioiden (Schmerzmittel) oder „neuen psychoaktive Substanzen“ (NPS). Drogenkonsum kann aber nicht nur den Abend versüßen, sondern auch zu ungewollten und teils gefährlichen Side-Effects führen. Vor allem dann, wenn der Stoff gestreckt oder überdosiert ist.
Das fatale: Allein das Aussehen oder die Konsistenz verraten nicht, was drinnen steckt. Für Gewissheit und eine safere Partynacht kannst du deinen Stoff aber chemisch analysieren lassen, um Wirkung und Risiko leichter einzuschätzen. Das Drug Checking ist nicht strafbar, anonym und kostenlos. In der Regel reichen für die Probe schon wenige Milligramm oder Tröpfchen aus.
In Wien ist Checkit! die Anlaufstelle. 2021 fanden sie bei 30 Prozent der abgegebenen Proben unerwartete Inhaltsstoffe. (Die Zahlen für 2022 kommen im November 2023.) Für knapp 15 Prozent der Pillen und Trips musste sogar eine Warnung ausgesprochen werden, weil die Zusammensetzung gesundheitlich äußerst bedenklich war.
Drug Checking: Wurmmittel, Koffein und Anästhetika
Besonders der Konsum der kleinen, bunten Pillen kann riskant sein. Bei mehr als 20 Prozent der Ecstasy-Proben wurde eine Warnung ausgesprochen — sie sind häufig überdosiert. Bei einer Überdosierung können Erbrechen, Muskelzittern und Kieferkrämpfe auftreten. Checkit! empfiehlt, zuerst ein Drittel zu nehmen und die Wirkung abzuwarten.
Bei Speed waren 65 Prozent Proben verunreinigt, meistens wurde Koffein beigemischt. Klingt harmlos – ist es aber nicht. In der Kombi mit Amphetaminen kann das Herz-Kreislauf-System stark belastet werden. Das Risiko von Überhitzung und großem Flüssigkeitsverlust steigt.
Kokain ist besonders schlecht
Besonders schlecht schnitt beim Drug Checking Kokain ab. Der Kokaingehalt lag durchschnittlich nur bei 60 Prozent. Gestreckt wird das weiße Gold häufig mit Wurmmittel und verschiedenen Lokalanästhetika. Bei dem Wurmmittel Levamisol können verschiedene Nebenwirkungen auftreten wie allergische Reaktionen, Verwirrungszustände, Bewusstlosigkeit oder extreme Müdigkeit. Am bedenklichsten ist aber eine mögliche Veränderung des Blutbildes. Weiße Blutkörperchen werden reduziert, was aufgrund von Immunschwäche zu lebensbedrohlichen Infektionen führen kann. Lidocain und Phenacetin sind weitere Beimischungen. Sie können zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen, Phenacetin steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
MDMA gewinnt das Drug Checking – 95 Prozent der Proben enthielten ausschließlich das, was auch wirklich drinnen sein sollte. Bei allen Substanzen können jedoch auch bei adäquater Dosierung, Müdigkeit, Hunger, Durst und Schmerzempfinden unterdrückt oder verringert werden.
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Drug Checking ist aber nicht die einzige Möglichkeit, safer mit Chemie zu feiern. Hier ein paar Tipps und Tricks:
Risk Reductions
Informiere dich vor dem Sniffen oder Schlucken über die Substanzen: Was sind die möglichen Wirkungen und Risiken?
Weniger ist mehr: Dossier zu Beginn lieber gering und lege eine Pause ein, um die Wirkung zu testen. Lasst euch von den Konsummengen anderer nicht irritieren, vor allem Boys vertragen mehr. Und jeder Körper reagiert anders auf Substanzen. Behalte immer dein Gewicht im Hinterkopf: Leichtere Personen brauchen auch weniger Stoff. Frauen reicht in der Regel eine geringere Menge, aufgrund ihres Körperbaus und weil der Stoffwechsel von Männern anders funktioniert. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel: Frauen und Drogen.
Aufputschende Mittel unterdrücken das Durst- und Hungergefühl, es besteht die Gefahr zu dehydrieren, vor allem auf der Tanzfläche. Checkit! empfiehlt einen halben Liter alkoholfreie Getränke pro Partystunde.
Sniffing, Mischkonsum und Co.
Beim Sniffing achte auf saubere Oberflächen und nimm ein eigenes Ziehröhrchen — Geldscheine sind mit Abstand das unhygienischste.
Ja, es ist heavy, aber vermeide Mischkonsum. Die Wechselwirkungen sind kaum einschätzbar und die Belastung für Körper und Psyche ist besonders groß.
Wahrscheinlich das Wichtigste: Konsumiere nur mit Personen, denen du vertraust und an Orten, wo du dich wohlfühlst. Gib deinen Freund*innen immer Bescheid, ob und was du genommen hast und wie viel. Wenn du merkst, dass es jemanden nicht gut geht oder sie*er sich seltsam verhält, frag nach und lass sie*ihn nicht allein. Hol dir zur Not Unterstützung. Im Club kannst du beispielsweise zu Türsteher*innen gehen. Wenn Personen nicht mehr ansprechbar sind oder sie sich sehr kritisch verhalten, ruf die Rettung — lieber einmal zu viel als einmal zu spät!
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Bin ich süchtig?
Drogenkonsum kann zwar eskalieren, muss er aber nicht. In der Regel ist er kontrollierbar und beschränkt sich nur auf eine kurze Lebensphase. Je nachdem, wie und aus welchen Gründen Suchtmittel eingenommen werden, sind die Risiken unterschiedlich. Problematisch ist der Konsum, wenn er zur Gewohnheit wird oder man Suchtmittel nimmt, um vor Problemen zu flüchten. Bei einem instabilen Umfeld oder psychischen Erkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit höher, ungewollt abhängig zu werden.
Drogenkonsum steht aber auch im Verdacht, die Entwicklung von psychischen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen zu begünstigen
Grundsätzlich wird der Suchtmittelgebrauch in drei Kategorien eingeteilt: Probierkonsum, unproblematischer gelegentlicher Konsum und der Risikoreiche. Beim risikoreichen Konsum sind mit 75 bis 80 Prozent vor allem Männer betroffen. Ecstacy und Co. spielen dabei kaum noch eine Rolle, sondern Schmerzmittel. 2020 befanden sich rund 25.650 Personen in Suchtbehandlung, davon 20.900 aufgrund ihrer Opioid-Abhängigkeit. Danach folgten etwa 2.750 Cannabis-Patient*innen. Die gute Nachricht: Immer weniger junge Menschen rutschen in die Schmerzmittel-Teufelsspirale.
Drug Checking, Unterstützung und Beratung
In Wien kannst du deinen Stoff kostenlos und anonym bei Checkit! testen lassen und auch in zwei kooperierenden Apotheken abgeben. Dafür musst du deine Probe online (anonym) für einen Code anmelden. Den brauchst du beim Verpacken und Abfragen deiner Ergebnisse.
Auch wenn du Fragen zu deinem Konsum hast oder ein offenes Ohr zum Reden brauchst, kannst du hingehen oder anrufen. Sie bieten auch Gruppenangebote und Rechtsberatung an. Auf der Website findest du aktuelle Warnungen zu Substanzen, die im Umlauf sind.
In Graz kannst du dich bei Triptalks beraten und die Pillen analysieren lassen. In Innsbruck ist Drogenarbeit Z6 deine Anlaufstelle.
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