Vielen nur aus Martin Scorseses Netflix-Hitserie Pretend it’s City bekannt, erschien vor kurzem das erste Buch der US-amerikanischen Kult-Satirikerin Fran Lebowitz auf Deutsch. New York und der Rest der Welt ist dabei eine Sammlung ihrer, bereits in den 1970er und 1980er Jahren veröffentlichten Werke. Ab jetzt das erste Mal auch auf Deutsch nachzulesen.
Gestatten: Fran Lebowitz – eloquent, scharfsinnig, gewitzt und pointiert
In Zeiten wie diesen muss man sich das einmal vorstellen: Da betritt eine Frau die Bühnen New Yorks und erzählt irgendetwas. Dann stellen die Leute aus dem Publikum Fragen und sie erwidert darauf wieder irgendwas. Doch nicht irgendetwas. Es ist eloquent, scharfsinnig, gewitzt, witzig und pointiert. Aber vor allem unerwartet. Gestatten: Fran Lebowitz! Ach ja, und wir sind nicht irgendwo an einer elitären Uni. Das Publikum bezahlt für Frans geistige Ergüsse natürlich gutes Geld.
Fran Lebowitz ist dabei im Rest der Welt nahezu unbekannt. Was durchaus eine Leistung ist, wenn man es in den USA und vor allem in New York lange schon geschafft hat und seit Jahrzehnten ein intellektueller Superstar ist, der spitzfindig und reflektiert das Zeitgeschehen auf die Schippe nimmt. In den USA ist Fran Lebowitz geradezu eine Institution. Seit den 1980ern ist sie z. B. gern gesehener Gast bei diversen Talkmastern (David Letterman, Charlie Rose, Conan O’Brien, Jimmy Fallon). Zu jedem gesellschaftlichen Phänomen hat diese Frau eine Meinung. Im Vergleich zu vielen anderen, ist diese Meinung jedoch extrem intelligent, reflektiert und darüber hinaus auch noch witzig und geistreich.
Das frühe Leben und die späte internationale Bekanntheit
Einem breiteren Publikum ist Fran Lebowitz vor kurzem durch die, von Starregisseur Martin Scorsese inszenierte und von Netflix produzierte Dokuserie Pretend It’s a City bekannt geworden. In dieser macht Fran das, was sie so gut kann: Sie gibt ihren intellektuell illustren Senf dazu und ihr Freund Martin Scorsese umrahmt das Ganze mit seiner visuellen und erzählerischen Großartigkeit. Pretend It’s a City ist wohl eines der genialsten Dinge, die Netflix bis jetzt angeboten hat. Neben dem Film Blonde von Andrew Dominik ein must see!
Auch das Leben von Fran Lebowitz ist extrem spannend: Von der Schule verwiesen und nach einem erfolglosen Aufenthalt bei ihrer Tante zog die damals 18-jährige Fran 1969 nach New York City. Dort wohnte sie bei Freunden in Wohnungen und in Studentenwohnheimen in Boston. In ihrer Anfangszeit überlebte sie, indem sie Hausarbeiten für Studierende schrieb. Später, als sie sich eine eigene Wohnung mietete, arbeitete sie als Taxifahrerin, Reinigungskraft und Pornoautorin.
Ab ihrem 21 Lebensjahr arbeitete Fran Lebowitz als Redakteurin für diverse Magazine (u. a. auch als Kolumnistin für Andy Warhols Interview). Im Dunstkreis der New Yorker Szene lernte sie eine Menge Leute kennen und um die Freundschaften mit diesen gibt es mitunter so einige herrliche Anekdoten. So soll ihr der (Skandal-)Künstler Robert Mapplethrope immer wieder Fotos geschenkt haben, von denen sie viele weggeworfen haben soll. Werke, die heute oft um die 20.000 Euro wert sind.
Fran Lebowitz – Literarische Werke und ewig andauernde Schreibblockade
1978 erschien ihr erstes Buch Metropolitan Life, eine Reihe komödiantischer Essays — hauptsächlich erschienen in Mademoiselle und Interview. In Form einer klassischen Wiener Grantlerin beschreibt Fran oft Dinge, die sie nerven, in einem trockenen und süffisanten Ton. Nach dieser Veröffentlichung wurde Lebowitz schnell zu einer lokalen Berühmtheit und trat öfters im Fernsehen auf. Auch in TV-Serien und Filmen.
1981 folgte ihr Buch Social Studies, eine weitere Sammlung komödiantischer Essays. Viel später folgte dann The Fran Lebowitz Reader (1994), der die beiden ersten Bücher enthält. Danach (aber im Grunde schon vorher) ist es literarisch still um sie geworden. Der Grund: eine schon verdammt lange anhaltende Schreibblockade.
New York und der Rest der Welt – erste deutsch Veröffentlichung
Nun ist im Rowohlt-Verlag zum ersten Mal etwas auf Deutsch von ihr erschienen und man ist – aufgrund des Hypes um diese Frau (im März war sie auch das erste Mal in Wien zu Gast) – natürlich aufgeregt, was da wohl so drinsteht. Wir von WARDA haben uns das Buch natürlich durchgelesen und geben unseren Senf dazu.
Eines vorweg: Wenn man die Dokuserie Pretend It’s a City gesehen hat und die gegenwärtige Fran Lebowitz ein wenig kennt, dann kann es leider passieren, dass man von diesem Buch ein wenig enttäuscht ist. New York und der Rest der Welt ist nämlich die deutsche Übersetzung des The Fran Lebowitz Readers (1994), welcher, wie schon erwähnt, ihre beiden Bücher aus den Jahren 1978 und 1981 vereint.
Zwei Bücher, die selbst wiederum „nur“ Essays versammeln, die noch viel früher geschrieben worden sind. Die Neuauflage dieses, zugegeben recht alten Werkes, tut der gegenwärtigen Fran Lebowitz leider ein wenig unrecht. Denn die Frau ist mit der Zeit viel besser, pointierter, präziser und vor allem auch witziger geworden (Siehe diesbezüglich: Pretend It’s a City auf Netflix).
Unvermeidbare Enttäuschung
Fran Lebowitz und ihren genialen Geist mit alten Texten vorzustellen, ist in der Tat ein wenig unvorteilhaft ausgefallen. Auch wenn chronologisch, historisch und vor allem auch literarisch korrekt. Denn mehr hat die Frau einfach nicht niedergeschrieben. Bedauerlicherweise! Wie schon erwähnt: Schreibblockade. Und wenn es keine neuen Texte gibt, muss man eben die Alten bringen, schon klar.
Und New York und der Rest der Welt ist für sich kein schlechtes Buch. Doch wenn man die jetzige Fran Lebowitz kennt und mit diesen Erwartungen auch anfängt zu lesen, dann wird man vermutlich ein wenig enttäuscht sein. Denn an die gegenwärtige Genialität und Scharfzüngigkeit kommen ihre alten Essays leider einfach nicht heran. Was einerseits toll ist, denn es zeigt, dass Lebowitz jemand ist, der mit der Zeit immer besser geworden ist. Andererseits nicht ganz so toll, denn warum soll man sich mit weniger zufriedengeben, als man mittlerweile schon gewohnt ist. Wird wohl Zeit, die neuen Ergüsse von Lebowitz endlich einmal festzuhalten. Wenn sie das selbst nicht kann, vielleicht ist ja die Verschriftlichung ihrer Monologe mithilfe eines Assistenten oder einer Assistentin eine Idee.
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Titelbild © Netflix
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