Graffiti als Marketingstrategie: Bunte Wände für farbenfrohe Werbung

In dem dritten Artikel meiner Graffiti-Reportage beschäftigen wir uns mit der Sprühkunst im Marketingbereich. Mittlerweile ist diese Werbestrategie keine Seltenheit mehr in Wien. An einigen Ecken der Großstadt können seit wenigen Jahren sogenannte Graffiti-Walls bestaunt werden, die als Werbemittel eingesetzt werden. Weitere Begriffe für Graffiti-Werbung sind Mural-Werbung oder Graffiti-Advertising.
Wir haben uns bei den zwei Artikel zuvor, mit einem illegalen und einem legalen sprühenden Graffiti Künstler beschäftigt. Dabei wurden die Unterschiede der beiden Tätigkeiten skizziert sowie durch Interviews, Erfahrungen und Motivation der beiden Sprüher herausgefunden. Nun möchte ich die andere Seite beleuchten: die Seite der Auftraggebenden von legalen Graffiti-Walls.
Wie, wo, was und warum eigentlich?
Warum entwickeln sich Graffiti-Walls als Werbemittel zu einem neuen Trend? Welche Vorteile haben Unternehmen von den bunten Walls? Wie lang dauern solche Aufträge und können die Graffiti-Arbeiten trotz Bezahlung und Auftragshaltung noch authentisch Street-Art präsentieren? Oder ist diese Art der Spraykunst vielleicht schon eine ganze andere Form?
Um all diese Fragen beantworten zu können, wende ich mich an die Quelle: den Auftraggeber der Graffiti-Walls, Jakob Kattner von WARDA Network. Wir führen dafür ein Telefonat, bei dem ich ihn mit Fragen löchern darf.
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Interview mit Jakob Kattner von WARDA Network
Warum entscheiden sich Unternehmen dazu, Graffitiwände als Teil ihrer Werbestrategie zu nutzen?
Street-Art ist eine neue unkonventionelle Art zu werben. Durch die individuelle und maßgeschneiderte Machart unterscheidet sich Streetart von konventionellen Werbeformen. Es ist ein Hingucker für alle Passierenden und die bunten Walls machen die graue Stadt schöner.
Welche Vorteile gibt es für Unternehmen, die auf eine WARDA-Graffitiwand für ihre Werbekampagne zurückgreifen?
Unternehmen können neuartige Kommunikationswege erforschen und dabei auf unentdeckte Zielgruppen stoßen. Besonders urbane und junge Menschen reagieren positiv auf diese Kunstform, machen vielleicht Fotos davon oder posten es auf ihrem Social Network Account.
Ist es euch wichtig, die eigentliche Form von Street-Art auch auf euren Werbe-Kampagnen-Walls zu sehen?
Street-Art ist, wie der Name schon sagt, immer auf der Straße präsent. In seiner originellen Form jedoch oft ungefragt und illegal angebracht. Dahingehend unterscheiden sich unsere Walls von der ursprünglichen Kunstform. Wir arbeiten jedoch sehr eng mit namhaften und renommierten Street-Art-Künstlern zusammen und versuchen ihnen so gut es geht, ihre künstlerische Freiheit zu lassen. Die Auftraggeber sind jedoch letztendlich die, die entscheiden.
Kannst du mir mehr über den Auswahlprozess von Graffitikünstler*innen erzählen, die mit euch Werbekampagnen gestalten?
Wir können auf ein sehr breites Portfolio mit über 200 internationalen Künstler*innen zurückgreifen. Je nach Kunde suchen wir den richtigen Künstler aus. Dabei spielt natürlich Verfügbarkeit und der individuelle Stil des Künstlers eine große Rolle.
Woher weiß WARDA Network, wie viele Menschen die Werbe-Walls sehen?
Wir greifen hierbei auf statistische Erhebungsverfahren zurück. Unsere Wände werden monatlich von über 1 Million Menschen gesehen.
Wie sehen die Planung und der Prozess einer WARDA-Graffiti-Wall aus?
Die wichtigsten Schritte sind: Auswahl des Künstlers, der Künstlerin, Erstellung einer Skizze, Freigabe der Kunden, Produktion auf der Wand. Manchmal kann aber auch etwas schiefgehen. Dann verzögert sich der Prozess, aber das Ergebnis ist die Mühe immer Wert.
Kannst du Beispiele für erfolgreiche Graffiti-Werbekampagnen nennen, die WARDA organisiert hat?
Wir haben mit unseren Street-Art-Wänden bereits internationale Kampagnen begleitet. In Wien waren wir die Ersten, die diese Werbeform etabliert haben. Unter unseren Kund*innen sind namhafte Marken wie z.B.: Breitling, Samsung, IKEA, Zalando und viele mehr.
Wie viele Walls bietet WARDA zum Werben an?
Derzeit bieten wir drei Wände in Wien an. Eine am Siebensternplatz, in der Hollandstraße und der Pfeilgasse. Diese kann man sich auf unserer Website genauer anschauen, mit dazugehörigen Informationen zu Preis und View-Anzahl.
Gibt es die WARDA-Walls nur in Wien?
Durch die hohe Nachfrage planen wir bereits weitere Flächen in anderen Städten. Mehr dazu erfahrt ihr, wenn es so weit ist.
Wie lange ist eine Werbekampagne auf einer WARDA-Wall zu sehen?
Das variiert, normalerweise zwischen ein und sechs Monaten.
Was bleibt abschließend zum Thema Graffiti zu sagen?
Das es Graffiti in vielen verschiedenen Formen gibt. Nicht jede Person ist erfreut, wenn illegale Tags in ihrer Stadt gesprayt werden — für andere ist das jedoch die einzig wahre Kunstform der Street-Art. Andere mögen realistisch gemalte Pieces, um dem grauen Betonalltag zu entfliehen. Zusammenfassend bleibt es Geschmacksache, man kann es eben nicht allen recht machen, wie bei jeder Kunstform. Dass sich Graffiti langsam zu einem Beruf herausputzt, zeigt sich durch die steigende Akzeptanz des Umfelds sowie durch die Verwendung der Kunstform von Unternehmen, für deren Produktwerbung.
Bilder © WARDA Network
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