Insel der Milliardäre: Netflix feuchter Traum für ÖVP und FPÖ

Die neue Netflix-Serie „Insel der Milliardäre“ handelt von den Lachs-Moguln Norwegens, die untereinander ihre persönlichen Fehden austragen. Doch wenn man hinter das Offensichtliche blickt, dann ist die Serie im Grunde genommen eine ziemlich gute Darstellung jenes Wunschtraumes, dem FPÖ und ÖVP mit ihren jeweiligen Ideologien so unnachgiebig nachjagen.
Insel der Milliardäre: what’s it all about
Meyer Fjordbruk ist der weltweit größte Produzent für Zuchtlachs und befindet sich an einem kleinen beschaulichen Ort an der Küste Norwegens. Alles könnte bestens sein, wenn da nicht die skrupellose Konkurrenz (gefühlt die Nachbarin Julie Lange) eine feindliche Firmenübernahme planen würde.
Eine Intrige gebiert die Nächste, jeder Familienkonflikt setzt einen weiteren in Gang und sehr schnell wird klar, dass dieser idyllische Küstenort lediglich sehr beschaulich aussieht. Im Grunde jedoch nur die Projektionsfläche für ein gefährliches Machtspiel ist.
Insel der Milliardäre aka die Lachsinsel
Die Netflix-Serie Insel der Milliardäre ist dabei natürlich alles andere als eine wohl recherchierte Reportage über wirtschaftliche Prozesse, sondern vielmehr eine allzu menschliche Tragödie über den Wahnsinn zweier reicher Familien, die sich um eine obskure Vormachtstellung duellieren. Man sei an Romeo und Julia erinnert, nur ohne den romantischen Bullshit zwischen Romeo und Julia.
Trotz der Seichtheit der Story und der Vorhersehbarkeit des Konflikts ist Insel der Milliardäre dennoch eine sehr unterhaltsame Serie. Doch das Spannendste an dieser norwegischen Produktion ist, dass, obwohl es hier um die internationale Lachproduktion geht, und die Figuren Milliardäre sind, also globale Player, die internationale Ausbildungen genossen haben und fließend Englisch sprechen und so weiter, der Rahmen, in dem sich die Geschichte ereignet, geradezu übertrieben dörflich ist.
Ein wahr gewordener konservativer Traum
Wobei auch religiöse Bräuche und folkloristische Traditionen ihren Platz darin finden. Die Serie ist im Grunde der wahr gewordene Traum rechts-konservativer Parteien. Wirtschaftlich international agieren und global die Stricke ziehen (beinhaltet natürlich auch die Neo-Kolonialisierung und Ausbeutung ärmerer Länder), wobei man jedoch zugleich auch starr und rigide in seiner Dörflichkeit verhaften bleibt.
Die eigenen (in diesem Falle norwegischen) Traditionen werden von außen nicht „verunreinigt“, wo doch die Player selbst natürlich sehr wohl Einfluss nach außen haben. Zum Beispiel, wenn sie die Lachszucht nach Dubai exportieren, um dort eine Zweigstelle zu eröffnen.
Familienfehde und gelebte Tradition
Die Konflikte der Figuren haben das Niveau einer klassischen Familienfehde (was sie auch sind). Doch haben diese natürlich Einfluss auf den weltweiten Markt. Wenn man sich die Serie ansieht, möchte man meinen, man sieht sich mit einer besseren Rosamunde Pilcher-Story konfrontiert oder einem Neo-Heimatfilm aus Österreich.
Wir sehen eine gelebte Tradition, bei der es eine internationale Vernetzung nach außen hin gibt, mit enormen globalen Einfluss. Doch von außen nach innen dringt nicht viel. Denn das Dörfliche wird geradezu zwanghaft erhalten.
Identitäre Visionen einer rechten Zukunft
Natürlich zeigen sich die Figuren auch offen gegenüber anderen Kulturen. Diese werden in einem übertrieben Exotismus jedoch fetischisiert, der Lächerlichkeit preisgegeben und auf Distanz gehalten. Man lässt zum Beispiel K-Pop Superstars einfliegen. Doch sind „die Ausländer“ in diesem Fall lediglich „Geschäftspartner“. Aus Dubai oder eben Südkorea, wo man bei einer Kooperation einen wirtschaftlichen Vorteil generieren kann.
Das Fremde wird in der Netflix-Serie Insel der Milliardäre auf seine reine wirtschaftliche Komponente und Tragbarkeit reduziert. Es bleibt daher auch weiterhin fremd und auf Distanz, da es immer nur in den Verhandlungen auftaucht. Ganz nach dem Motto: Ja, wir haben die Ausländer gerne. Aber nur, wenn wir mit ihnen Geschäfte machen und sie eine identitäre Distanz zu uns wahren.
Der feuchte Traum rechts-konservativer Parteien
In der Netflix-Serie Insel der Milliardäre herrscht somit das Bild einer Welt vor, das FPÖ und ÖVP sich vermutlich auch für Österreich wünschen. Die Alpenrepublik als ein Spielplatz für mit Geld gefüllte Menschen, die alle unter sich bleiben und ihren inzestuösen Schicksalen nachjagen. International und wirtschaftlich jedoch zu den ganz großen Playern gehören. Global erfolgreich agieren, zugleich aber auch alles Fremde fernhalten, um sich und sich an den steril gehaltenen Traditionen zu erfreuen.
Die Insel der Milliardäre ist zwar eine recht unterhaltsame norwegische Netflix-Komödie. Unter dem Deckmantel feuchtfröhlicher Unterhaltung verbirgt sich jedoch die rechte Idee, nein, das rechte Ideal einer identitären Welt. Wobei man jedoch nicht vergessen darf: Die Insel der Milliardäre, wie der Titel verrät, ist eine Insel mit Milliardären, die ihren abgehobenen Problemen frönen und dabei jedoch so rein gar nichts mit der wirklichen Welt zu tun haben. Aber Moment! Ist das nicht auch das, was ÖVP und FPÖ wollen?
Bilder © Sebastian S. Bjerkvik / Netflix. Courtesy of Netflix
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