Egal, ob man sich aktiv aus einer narzisstischen Beziehung verabschiedet oder von einem geliebten Partner, einer geliebten Partnerin verlassen wird. Eine Trennung ist niemals einfach. Liebeskummer und Trennungsschmerz sind vorprogrammiert. Wir erklären dir, was du über Liebeskummer wissen solltest. Broken Heart-Syndrom inklusive.
Liebeskummer: Trennungsschmerz tut auch körperlich weh
In einem Ted-Vortrag „How to Fix a Broken Heart“ spricht der US-amerikanische Psychologe Guy Winch über die gravierenden Folgen von Liebeskummer aka eines gebrochenen Herzens. Jemand, der „romantische Zurückweisung“ erfährt, leidet gleich doppelt. Seelisch und körperlich. Winch verweist dabei auf ein Experiment, das Ethan Kross, Professor für Psychologie an der University of Michigan durchführen hat lassen. Dabei wurde starker emotionaler Schmerz mit starkem körperlichem Schmerz verglichen.
Freiwillige, die vor Kurzem eine schlimme Trennung durchmachen mussten, wurden in einen Kernspintomografen gelegt. Bei der Gegenüberstellung eines Fotos ihrer/ihres jeweiligen Ex wurden die Gehirnreaktionen gemessen. Anschließend wurde den Freiwilligen mit einer heißen Sonde körperlicher Schmerz zugefügt. Auch dabei wurde die Reaktion des Gehirns überwacht. Als diese beiden Ergebnisse verglichen wurden – seelischer und körperliche Schmerz –, konnte man feststellen, dass der emotionale Schmerz dieselben Gehirnregionen aktiviert hat wie der körperliche Schmerz.
Trennungsschmerz: die körperlichen Auswirkungen von Liebeskummer
Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwäche, Herzrasen, Zittern, Muskelschwäche, Erschöpfung. Das sind nur einige Symptome, die mit Liebeskummer einhergehen. Bio-chemisch betrachtet wird bei einer Trennung die Ausschüttung der Wohlfühl-Hormone Dopamin und Oxytocin radikal gedrosselt. Cortisol und Adrenalin gewinnen im Körper die Überhand.
Cortisol und Adrenalin können unsere Bewegungsmechanismen beeinträchtigen, Übelkeit, Durchfall und Herzrasen verursachen. Dem nicht genug, schwächen sie in überhohen Maßen auch das Immunsystem. Auch von Herzinfarkt-ähnlichen Symptomen ist die Rede.
Liebeskummer de Luxe: das Broken-Heart-Syndom
Dabei spricht man vom sogenannten Broken-Heart-Syndrom. Dieses weist ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt auf, wie zum Beispiel gesteigerter Blutdruck und Herzfrequenz. Es kann auch zu einer Schwächung des Herzmuskels kommen, was wiederum auch tödlich ausgehen kann, da das Herz nicht mehr genug Blut pumpt.
Das Broken-Heart-Syndom wird in der Fachsprache auch Takotsubo-Syndrom genannt. Takotsubo ist das japanische Wort für Tintenfischfalle, und das Syndrom nennt sich so, weil die emotionale Verwüstung einer schlimmen Trennung den Herzmuskel lähmen kann, wodurch sich die linke Herzkammer aufblähen könnte. Diese Form erinnert dann eben an die besagte Tintenfischfalle aus Ton.
Broken Heart-Syndrom: Liebeskummer im Schockzustand
Liebeskummer kann einen in einen Schockzustand versetzen. Der Schockzustand ist eine Form des körperlichen und emotionalen Schutzes, welcher verhindert, dass der Mensch den ganzen Schmerz auf einmal spürt. Ein gängiges Symptom des Liebeskummers.
Liebeskummer löst einen „Gefühlstsunami“ aus, wie Rosie Green in ihrem Buch Unfuck den Liebeskummer schreibt. Viele Gefühle, vor allem, wenn sie alle auf einmal in Erscheinung treten, sind für das Gehirn nur schwer zu verarbeiten und äußern sich dann als körperliche Symptome. Zu den Auswirkungen des Schocks und des Traumas, die mit dem Liebeskummer einhergehen, können neben Abspaltung und emotionaler Taubheit auch Hyperventilation, sehr starke Ermüdungserschein und Panikattacken hinzukommen.
Liebeskummer: 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen
Emotionaler Stress. Zu einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit trifft diese Erkrankung jedoch Frauen, meist nach den Wechseljahren. Bislang konnte festgestellt werden, dass in Deutschland 2,3 bis 2,6 Prozent aller Patienten mit akuten Koronarsyndrom (der Fachbegriff für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung) an einem Broken-Heart-Syndrom leiden. Unter den Patientinnen betrug dieser Anteil immerhin schon 7,5 Prozent.
Trennungsschmerz: das Gehirn, dein größter Feind
Warum eine Trennung schwierig ist? Weil das menschliche Gehirn die Genesung der Trennung aktiv sabotiert. Es scheint fast so, als ob das eigene Denken einen noch weiter in den Schmerz treibt, anstatt sich reflektierend davon zu lösen. Die Anthropologin Helen Fischer erklärt, dass die Ironie des Verlassenwerdens darin besteht, dass man die Person, die einen verletzt hat, einerseits vergessen will, die Zurückweisung aber dazu führt, dass man sie noch mehr liebt.
In der Agonie der Zurückweisung sehnt man sich mehr als je zuvor nach dem oder der Ex. Die dabei entstehenden Gefühle führen dazu, dass man bereit ist, alles zu riskieren, um die Person, die einen im Grunde ablehnt zurückzubekommen. Dies liege daran, wie Forschungen zeigen, dass das Gehirn bei der Sichtung der oder des Ex den Belohnungs- und Motivationsbereich im Gehirn aktiviert, was Dopamin freisetzt. Dabei handelt es sich um einen „evolutionären Fehler“, der diese Besessenheit auslöst, so Rosie Green.
Kontrollverlust: neurochemische Sucht
Dopamin umgeht den bewussten Teil unseres Gehirns, sodass man buchstäblich die Kontrolle verliert und alles daransetzt, weiter „belohnt“ zu werden. Umso mehr man sich mit dem Objekt der Begierde beschäftigt, desto mehr will man es.
Warum es gut ist, das alles zu wissen? Laut Rosie Green, vollkommen klar. Wenn man weiß, dass einen das eigene Gehirn bzw. die körperlichen Prozesse zu diesem absurden Trennungsverhalten veranlassen, fühlt man sich a) weniger bescheuert, b) hat man das Gefühl, es eher in den Griff zu bekommen, weil man es versteht und c) hat man auch eine gute Ausrede für sein abstruses Verhalten. Dass die romantische Liebe neurochemisch einer Sucht ähnelt, erfüllt seinen übrigen Zweck, um die Trennung unnötig zu erschweren.
Liebeskummer, Trennungsschmerz, Broken-Heart-Syndom und Co: ein Fazit
Eine Trennung ist immer eine Ausnahmesituation. Vor allem für das Gehirn. Bei Liebeskummer übernimmt der emotionale Teil des Gehirns das Steuer und entfernt uns weit davon, rational zu sein, sodass ein nüchternes Abwegen der Situation einfach nicht möglich ist. Hinzu kommt, das permanente Hin und Her zwischen dem Rationalen, das uns sagt, was wir fühlen sollten und dem Emotionalen, das uns klar zeigt, was wir tatsächlich gerade fühlen, ob wir es wollen oder nicht.
Der Liebeskummer. Eindeutig ein Phänomen, in das man sich vertiefen sollte. Oftmals ist es besser, das vorher zu tun, bevor man selbst davon betroffen ist und sich nicht erst später mühsam da hindurchkämpfen muss. Man bedenke den militärischen Kampfeinsatz: Es ist immer besser, die Begebenheiten des Einsatzortes vorher ein wenig zu kennen, als sich dort erst unter Dauerfeuer mühsam zurechtfinden zu müssen.
Titelbild © Shutterstock
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