Magic Mushrooms erfreuen sich sowohl als Freizeitdroge als auch im medizinischen Forschungssektor einer großen Beliebtheit. Dabei geht es vor allem um den in den Zauberpilzen enthaltenen Wirkstoff Psilocybin. Neue Forschungsergebnisse lassen nun aufhorchen und geben Patient*innen mit schweren therapieresistenten Depressionen Grund zur Hoffnung.
Befeuert durch den internationalen Trend zur Legalisierung von weichen Drogen, werden immer mehr Substanzen für die Forschung und Wissenschaft zugänglich gemacht. So können mittlerweile Forschungen betrieben werden, welche vor einigen Jahren noch als Tabu galten. Magic Mushrooms im Einsatz gegen Depressionen gilt dabei als Favorit der ersten Stunde. Doch wie weit ist die Forschung tatsächlich? Wann gibt es ein marktreifes Präparat, das für die Allgemeinheit zugänglich ist? Und was bedeutet das vor allem für die 6,5 % der erwachsenen Menschen in Österreich, die an depressiven Erkrankungen leiden?
Heilmittel für die Psyche?
Wenn du nicht gerade auf einem Rave bist, genießen psychedelische Drogen wie Magic Mushrooms in der gesellschaftlichen Wahrnehmung einen eher schlechten Ruf. Sie gelten als unberechenbar und wirkungsmächtig. Verkrustete Denkweise und alte Vorurteile prägen dabei die öffentliche Wahrnehmung. Seit einigen Jahren findet aber eine Art Renaissance im Hinblick auf medizinische Forschungen mit psychedelischen Substanzen statt. Dabei kommt auch immer wieder das Psilocybin der Magic Mushrooms als Kandidat infrage.
Versuche dahingehen Patient*innen zu behandeln, hatten bereits in der jüngeren Vergangenheit stattgefunden. Hier konnte in Studien bewiesen werden, dass Magic Mushrooms bei Alkoholabhängigkeit einen positiven Effekt erzielen. Nach der Einnahme konnten alkoholabhängige Menschen ihr Verhalten besser kontrollieren und der Sucht entgegenwirken. Der Prozentsatz der Tage mit starkem Alkoholkonsum nach Psilocybin unterstützter Psychotherapie ging zurück.
Nach den Alkoholerkrankungen geht es nun Depressionen an den Kragen. Der therapeutische Ansatz, den die britischen Forscher*innen beschreiben, konnte bis jetzt zwar nur an einer kleinen Patientengruppe erprobt werden. Doch die Ergebnisse sprechen für sich. Ein positiver Effekt ist feststellbar. Vor allem bei Menschen mit schwersten Depressionen, wo unterschiedliche Therapien mit Antidepressiva bereits keinerlei Wirkung gezeigt haben.
Hier soll eine einmalige Dosis des Wirkstoffes der Magic Mushrooms in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung kurzfristig die Symptome lindern. Dafür wurden jetzt Daten einer größeren klinischen Phase-zwei-B Studie veröffentlicht. Beiträge im „New England Journal of Medicine“ beschreiben die Untersuchungen auf Dosierung, Nebenwirkungsprofil und Wirksamkeit.
Therapie mit Magic Mushrooms Wirkstoff zeigt Potenzial
Obwohl die Studie Psilocybin ein antidepressives Potenzial attestiert, ist die therapeutische Wirkungsweise dabei noch nicht eindeutig geklärt. In zwei klinischen Studien wurde dafür die Wirkung des Stoffes auf die Gehirnfunktion bei Depressionen untersucht.
Konkret hat man sich dafür die subakute Wirkung von Psilocybin auf die Gehirnfunktionen bei Depressionen näher angeschaut. Den Proband*innen wurde einmal 10 mg und einmal 25 mg Psilocybin verabreicht. Die Abgabe der Substanz wurde nach 7 Tagen wiederholt, parallel fand nach der Einnahme des Magic Mushrooms Wirkstoffs eine psychotherapeutische Begleitung statt. Um die Wirkungsweise im Gehirn nachzuweisen, wurde eine funktionelle Magnetresonanztherapie zu Studienbeginn am ersten Tag vor und nach der Einnahme des Psilocybins aufgezeichnet.
Bei der funktionellen Magnetresonanztherapie betrachtet man die Interaktion des Gehirnnetzwerkes. Bei depressiven Vorgängen ist diese Interaktion heruntergesetzt. Die Wissenschaftler konnten hier empirisch nachweisen, dass eine Zunahme der Netzwerkorganisation des Gehirns unter der Wirkung von Psilocybin stattfindet. Als Kontrollgruppe wurden Patient*innen mit dem Antidepressivum Escitalopram behandelt und eine Gruppe mit einem Placebo. Die Gehirnaktivität hatte bei beiden Gruppen, denen man tatsächlich Psilocybin gab, stärker reagiert als in den Kontrollgruppen. Ebenso konnte man eine stärkere Reaktion bei stärker Dosis beobachten.
Mit diesen Forschungsergebnissen versucht man nun die antidepressive Wirkung von Magic Mushrooms zu untermauern. Es gilt aber auch zu betonen, dass bei einem Großteil der Patient*innen negative Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel auftraten. Jedoch sind die Ergebnisse beeindruckend im Anbetracht dessen, dass bei den Proband*innen jegliche Medikamenteneinnahme während der Studie eingestellt wurde. Zur Erinnerung, wir sprechen hier von Menschen, die an therapieresistenten Depressionen leiden, also Behandlungsresistenz gegenüber medikamentösen oder psychotherapeutischen Therapieansätze sind.
Magic Mushrooms geben Betroffenen Hoffnung
Es gibt noch einiges an Forschungsarbeit und weitere Fragen über die Wirkungsweise, die noch offen sind. Aber der antidepressive Mechanismus bei der Psilocybin-Therapie konnte damit elementar nachgewiesen werden. Die Studie hat das britische Unternehmen Compass Pathways in Auftrag gegeben. Eine Firma, welche sich auf psychische Gesundheit und neue Therapieansätze fokussiert hat und von dem Milliardär Peter Thiel finanziert wird. Weitere Studien sollen noch folgen, darunter ebenso eine Phase-3-Zulassungs-Studie. Kritische Stimmen meinen an der Stelle, dass das noch viel zu früh sei.
Der Ansturm an Freiwilligen bei den Anmeldungen zu der Studie zeigt aber, wie viel Hoffnung Betroffene, Interessierte und deren Umfeld in Magic Mushrooms stecken. Sowohl in England als auch in Deutschland, wo man eine Kontrollgruppe mit einem Placebo behandelte, hat sich ein riesiges Überangebot an Personen gemeldet. Auch wenn es sicher noch eine Zeit lang dauert, bis Betroffene ein marktreifes Präparat in den Händen halten, die Hoffnung auf die Magic Mushrooms Psilocybin-Therapie scheint jetzt schon riesig zu sein. Im Anbetracht des Leidensdrucks sowie den Anstieg an depressiven Erkrankungen in unserer Gesellschaft ist die Suche nach Linderung auch absolut verständlich.
Was jetzt aber schon deutlich ist, wir sind noch ein gutes Stück davon entfernt, das tatsächliche medizinische Potenzial von Magic Mushrooms zu erfassen. Jedoch geben solche Studienergebnisse und Bemühungen Anlass zur Hoffnung, dass gewisse Substanzen und deren Wirkungen – wie zum Beispiel die Wirkung von HHC – aus dem schmuddeligen Drogeneck in die breite Wahrnehmung der Gesellschaft rücken. Damit in Zukunft immer mehr Betroffenen den Zugang zum vollen Potenzial von Substanzen erhalten.
Titelbild © Mathew Schwartz via unsplash
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