Money Shot: Die Pornhub Story ist eine Netflix-Dokumentation über Pornhub und dessen Muttergesellschaft MindGeek. Sie präsentiert Interview-Aufnahmen von Sexarbeiter*innen, ehemaligen Pornhub-Mitarbeiter*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen gegen Menschenhandel. Die Doku konzentriert sich auf die Kontroversen der Vergangenheit rund um Pornhub.
Pornhub: Skandal über nicht einvernehmliche Pornografie
Dabei beleuchtet die Dokumentation Money Shot im Speziellen einen Skandal aus dem Jahr 2020 über nicht einvernehmliche Pornografie auf Pornhub. Die Vorwürfe gehen jedoch über diesen Aspekt hinaus. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Kinderpornografie und verbotene Inhalte auf Pornhub vorzugehen. Man bekommt Einblicke in die Praktiken von Pornhub und die Nachwirkungen auf die Darstellenden. Ja, und man sieht natürlich auch Pornostars, die sich zu ihrem Job und der Plattform äußern.
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Aufstieg und Wandel: von der Gründung zur Übernahme
Drei Studenten der Concordia University gründeten ursprünglich das Unternehmen. Die Pornhub-Story beginnt am 25. Mai 2007, als der Webentwickler Matt Keezer gemeinsam mit zwei Freunden die Website ins Leben rief. Doch der eigentliche Durchbruch kam dann im März 2010. Zu dieser Zeit erwarb der Unternehmer Fabian Thylmann das Unternehmen und integrierte es in das Medien- und IT-Unternehmen Mindgeek. Damit legten die Gründer den Grundstein für das Pornhub Network.
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Ein Netzwerk, das mittlerweile aus einer Vielzahl von Seiten wie Pornhub besteht. Dazu gehören YouPorn, RedTube, Tube8, PornMD, Thumbzilla, XTube, Peeperz und GayTube. Nachdem Thylmann wegen Steuerhinterziehung erwischt wurde, übernahmen Feras Antoon und David Tassillo die Kontrolle über Pornhub und MindGeek. Zu ihnen gesellte sich noch der Investor Bernd Bergmair.
Die Pornhub-Story: Unmut über fehlende Monetisierung
Pornhub gewann durch Suchmaschinenoptimierung der ersten Stunde an Popularität und profitierte von Werbung und Promotions. Die Plattform erreichte dann im August 2015 den nächsten Meilenstein, als sie das kostenpflichtige Abomodell Pornhub Premium einführte. Was dem Unternehmen nochmals ordentlich Kohle in die Kassa spülte.
In den Anfangstagen von Pornhub galt der Unmut der Darsteller*innen der Tatsache, dass sie Inhalte auf Pornhub nicht monetisieren konnten. Dies änderte sich jedoch 2018 mit der Einführung von dem sogenannten „Modelhub“. Von da an konnten die Darsteller*innen mit ihren Filmen Geld verdienen.
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Ende 2019 sorgte Pornhub dann erneut für Schlagzeilen, als der Zahlungsdienst PayPal Überweisungen an Pornhub-Darsteller*innen einstellte. Dies betraf rund 100.000 Darsteller*innen und löste eine Kontroverse über die finanzielle Unterstützung der Pornobranche aus. Zuvor waren zahlreiche Vorwürfe gegenüber Pornhub online gegangen. Dabei kritisierte man vor allem die fehlende Kontrolle über die upgeloadeten Inhalte. Darunter auch kinderpornografische Inhalte, Darstellungen von sexuellem Missbrauch und weitere unerträgliche Grässlichkeiten.
Die jüngste Entwicklung in der Geschichte von Pornhub ereignete sich im März 2023. Den an dem Tag übernahm das kanadische Private-Equity-Unternehmen Ethical Capital Partners das Unternehmen. Diese Übernahme verspricht einen neuen Kurs für Pornhub und könnte bedeutende Veränderungen in der Zukunft bringen. Dazu haben sicher auch die Kontroversen der Vergangenheit geführt. Die Netflix Doku Money Shot geht im Speziellen auf die Skandale der jüngsten Vergangenheit von Pornhub ein.
Money Shot und „The Children of Pornhub“
Nicholas Kristof veröffentlichte im Jahr 2020 den Artikel „The Children of Pornhub“ in der New York Times. Der Artikel thematisierte minderjährige Opfer sowie Opfer von nicht einvernehmlicher Pornografie und sexuellem Missbrauch. Gleichzeitig führte die christliche Non-Profit-Organisation Exodus Cry eine Kampagne namens #Traffickinghub durch, die sich gegen Menschenhandel auf Pornhub aussprach. Diese Ereignisse führten dazu, dass Mastercard und Visa die Zahlungsabwicklung mit dem Unternehmen untersagten. Pornhub verbot daraufhin das Hochladen von Inhalten durch nicht verifizierte Benutzer*innen.
Kristofs Artikel schlug drei Änderungen für Pornhub vor: Benutzerverifizierung, Verhinderung des Herunterladens von Inhalten und eine verstärkte Moderation der Inhalte. Siri Dahl, eine Darstellerin, sagte, dass diese Maßnahmen „absolut vernünftig“ seien und von Sexarbeiterinnen unterstützt würden, aber dass diese Arbeiterinnen dennoch zu Opfern des Boykotts der Kreditkartenunternehmen wurden. Der Großteil von Pornhubs Einnahmen stammte indes aus Bannerwerbung.
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Führungskräfte von Pornhub standen vor einem Ausschuss des kanadischen Parlaments, um über die Problematik nicht einvernehmlicher Inhalte auf der Website zu sprechen. Nach diesen Anhörungen, bei denen die private Adresse von Feras Antoon öffentlich bekannt wurde, ging sein Luxusanwesen in Flammen auf.
Trotz der Zusammenarbeit von MindGeek mit dem National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC), um solche Inhalte zu entfernen, enthüllte ein anonymer ehemaliger Mitarbeiter, dass Inhaltsmoderatoren unter enormem Druck standen, täglich mindestens 700 Videos zu überprüfen. Dies führte dazu, dass gemeldete Inhalte nicht gründlich genug geprüft werden konnten.
Money Shot: Zivilklage gegen Pornhub
Rechtsanwalt Michael Bowe vertritt 30 Klienten in einer Zivilklage gegen Pornhub. Die Frauen erheben schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen, indem sie behaupten, dass es an der Verbreitung von nicht einvernehmlicher Pornografie und Szenen von sexuellem Missbrauch beteiligt ist. Diese Pornografie zeigt sie selbst in verstörenden Situationen, wie beispielsweise Rache-Pornos, Vergewaltigungsvideos und sogar Videos mit sexuellem Kindesmissbrauch.
Diese schockierenden Anschuldigungen werfen ein dunkles Licht auf die Praktiken des Unternehmens und werfen ernsthafte Fragen bezüglich der moralischen Verantwortung und des ethischen Handelns auf. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass man diese Vorwürfe gründlich untersucht, um die betroffenen Personen zu schützen und sicherzustellen, dass solche grausamen und illegalen Inhalte nicht weiter verbreitet werden.
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Bowe vergleicht das Unternehmen mit „The Sopranos“, einer Serie über eine fiktive kriminelle Gang. In der Dokumentation spricht ebenfalls Dani Pinter im Namen des National Center on Sexual Exploitation (NCOSE). Eine Organisation, die sich offiziell gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern auf Pornhub engagiert.
Die befragten Sexarbeiterinnen kommentieren hingegen, dass Exodus Cry rechtsextrem sei, von einem evangelikalen Prediger gegründet wurde und alle Formen der Sexarbeit beenden wolle. Während NCOSE – früher bekannt als Morality in Media – ähnliche Wurzeln habe.
Money Shot: christliche Fundamentalisten vs. Pornhub
Die Kontroverse zwischen Pornhub und christlichen rechtsradikalen Fundamentalisten wie NCOSE (National Center on Sexual Exploitation) und Exodus Cry hat in den letzten Jahren erheblich an Schärfe zugenommen. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung steht der Vorwurf, dass diese radikalen Gruppierungen Opfer und Opferschutz instrumentalisierten, um ihre eigene Agenda voranzutreiben und ein vollständiges Verbot von pornografischen Inhalten zu fordern.
Sie nutzen die Opfer von tatsächlicher sexueller Ausbeutung und Gewalt, um ihre Wertvorstellungen durchzusetzen und ihr Ziel eines vollständigen Verbots zu erreichen. Die Verhältnisse für Betroffene und Arbeiter*innen zu verbessern, würde dabei in den Hintergrund rücken. So werden keine ernsthaften Lösungen für bestehende Probleme gesucht.
Pornhub Fürsprecher*innen betonen, dass es wichtig zu erkennen, dass die Motive möglicherweise nicht so edel sind, wie sie erscheinen. Die Forderung nach einem Verbot von Pornografie dient oft als Ablenkung, um die eigentliche Motivation zu verschleiern. Ein vollständiges Verbot betrifft laut ihnen nicht nur die kommerzielle Pornografie, sondern schränkt auch die persönliche Freiheit und die sexuelle Autonomie vieler Menschen ein.
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Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen der politischen Agenda dieser radikalen Gruppierungen und dem Aufstieg der radikalen und ultranationalistischen Rechten in den USA. Die Ablehnung von Pornografie steht dabei häufig mit konservativen, rechtsgerichteten politischen Ansichten in Verbindung. Indem sie sich als Verteidiger von Moral und Familie darstellen, mobilisieren diese Gruppen Unterstützung aus konservativen Kreisen und nutzen die Kontroverse um Pornografie, um ihre politischen Ziele voranzutreiben.
Die Diskussion über Pornografie sollte einen breiteren Kontext berücksichtigen, der auch die persönlichen Freiheiten, individuelle Entscheidungsfreiheit und die Vielfalt sexueller Ausdrucksformen einbezieht. Eine ausgewogene Debatte, die die Bedürfnisse und Rechte aller Beteiligten berücksichtigt, ist entscheidend, um die Komplexität des Themas zu verstehen und angemessene Lösungsansätze zu finden.
Money Shot: Regisseurin Suzanne Hillinger und die Bedeutung von Consent
Die Dokumentation über Pornhub wurde am 15. März 2023 auf Netflix in rund 65 Ländern veröffentlicht. Regie führte Suzanne Hillinger, während die Schnittarbeit von ihrer Frau Alexis Johnson übernommen wurde. Die Produktion wurde von Jigsaw Productions im Auftrag von Netflix durchgeführt.
Hillinger betonte den zentralen Fokus der Dokumentation für die Bedeutung von Sexualität und Consent. Also Einverständnis in einer Zeit, in der milliardenschwere Internetplattformen von nutzergenerierten Inhalten profitieren. Sie wollte damit wichtige Diskussionen über Sex und Consent ermöglichen und betonte, dass nicht einvernehmliche Inhalte ein ernstes Problem sind, das das gesamte Internet betrifft. Das Problem ist also nicht nur Pornhub.
Während der Produktion traf Hillinger aber auch auf viele ehemalige MindGeek-Mitarbeiter*innen, die aus Angst vor Vertragsverletzungen nicht bereit waren, an der Dokumentation teilzunehmen. Pornhub darf man an dieser Stelle also auch nicht als Opfer verstehen. Hillinger wollte Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter in den Fokus rücken, da sie überzeugt war, dass sie in den Meinungsartikeln von Kristof und den Medienberichten unterrepräsentiert waren.
Die Dokumentation zielt laut ihr darauf ab, wichtige Themen wie Privatsphäre, Einverständnis und Meinungsfreiheit anzusprechen und die Zuschauer*innen dazu zu ermutigen, über die vermittelten Informationen hinaus weiter zu recherchieren. Sie hofft, dass sie das Bewusstsein für die Vielfalt der Sexarbeit erhöhen und den Zuschauern helfen kann, ihre eigene Verantwortung in Bezug auf diese Themen zu erkennen.
Titelbild © Netflix 2023
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