Queere Bundesheer-Lovestory „Eismayer“: Hauptdarsteller im Gespräch

Der in Venedig preisgekrönte und in Österreich produzierte Film „Eismayer“ wurde am 23. und 24. Oktober 2022 bei der Viennale aufgeführt und war ein voller Erfolg. Darin schildert Regisseur David Wagner eine queere Lovestory in den Reihen des österreichischen Bundesheeres, basierend auf einer wahren Geschichte rund um die Heereslegende Charles Eismayer. Dieser wird von einem offen homosexuellen Rekruten dazu aufgefordert, sich mit seinem eigenen Geheimnis auseinanderzusetzen. Heute, am 28. Oktober, startet der Film in den österreichischen Kinos. Pünktlich zur Premiere spricht WARDA-Redakteurin Alina mit dem Hauptdarsteller Gerhard Liebmann.
Der Name Charles Eismayer ist vor allem vielen Wienern und Wienerinnen bekannt, da er in der Marie Theresia Kaserne ein berüchtigter Vizeleutnant war. Regisseur David Wagner, die Hauptdarsteller:innen und das ganze Filmteam, haben seine Geschichte auf die Leinwand gebracht.
Wie es der Zufall will, bekomme ich am Tag der Filmpremiere den Kontakt von Herrn Gerhard Liebmann, österreichischer Schauspieler und der Hauptdarsteller des Filmes „Eismayer“. Ich ergreife meine Chance und bitte ihn um ein Interview. Einen Anruf später habe ich einen telefonischen Termin mit ihm. Herr Liebmann bietet mir nach nur wenigen Sätzen das „Du“- Wort an. Unser Termin ist eine halbe Stunde nach diesem Gespräch.
Interview mit Herrn Gerhard Liebmann
Waren sie selbst beim Bundesheer oder haben Sie als Zivildiener gedient?
Nein, nein ich war Zivildiener. Ich war bei der Rettung.
Darf ich auch gleich fragen, warum?
Aus Überzeugung, keine Waffe in die Hand nehmen zu wollen. Zu meiner Zeit hat es ja auch noch die Zivildienstkommission gegeben, da musste man sich einer Kommissionellen Gewissensprüfung unterziehen. Da konnte man das nicht auswählen, sondern musste eben kommissionell geprüft werden.
Und wie war das dann für dich, als Leutnant in deiner Rolle, andere herumzukommandieren?
Spannende Erfahrung. Also auch lustig zu spielen. Aber selbstverständlich war es auch eine große Herausforderung, vor allem weil es ein reales Vorbild gibt – den Eismayer. Sehr, sehr, sehr viele Leute kennen den Eismayer, der ist eine Legende beim Bundesheer. Da wollte ich ihn natürlich nicht irgendwie spielen, sondern so, dass die, die ihn kennen oder mit dem Bundesheer verbunden sind, ihn auch wiedererkennen. Dass das nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Ich wollte auch, dass es inhaltlich stimmt und das herauszufinden und dann zu spielen, war extrem spannend.
Hattest du irgendwelche Bedenken als du die Rolle angenommen hast? Gerade wegen der Art, die Charles Eismayer hinterhergesagt wird?
Na. Man begibt sich als Schauspieler ja immer in verschiedene Bereiche. In welcher Art und Weise auch immer. In dem Fall war das Spannende an dem Ganzen, dass es eine auf reale Begebenheit basierende Geschichte ist und dass es real handelnde Personen gibt, die wir nacherzählen. Auch wenn es jetzt nicht ganz 1:1 ist, manche Sachen sind erfunden, vereinfacht oder wie auch immer bearbeitet. Aber vieles davon stimmt einfach. Und das war eigentlich das, was diese Arbeit besonders gemacht hat. Natürlich aber auch, die beiden, die uns ja sehr unterstützt haben. Unterstützt in der Vorbereitung, mit denen wir viele Gespräche gehabt haben und die wir getroffen haben, die uns viele Dinge gezeigt haben, Dinge von militärischer Art. Wir haben ja in der MTK (Maria Theresia Kaserne) in Wien eine Kurzausbildung gehabt bei den Profis unter den Berufssoldaten. Und die beiden (Charles Eismayer und Mario Falak) als Ansprechperson, was ihr Leben betrifft. Aus diesen Bausteinen hat sich das ganze zusammengestoppelt.
Ach wie cool – das wäre auch gleich meine nächste Frage gewesen. Hast du Charles Eismayer einmal kennengelernt? Und wie war es, deine Rolle, persönlich kennenzulernen?
Wir haben zuerst telefoniert, da war ich dann auch mal kurz schockiert, weil er sehr schroff war. Er hat auch gleich gefragt „wo i woa“, damit hat er auch gemeint, wo ich als Junger eingerückt war. Ich habe dann gesagt „ja es tut mir leid ich bin Zivildiener“, darauf kam ein langes Schweigen am Telefon (lacht). Und dann hat er gesagt „dafür töte ich dich“, und ja so habe ich ihn kennengelernt (lacht erneut). Ich war dann eingeladen zu dem 40. Geburtstag seines Mannes (Mario Falak). Der wurde gefeiert in der Maria Theresia Kaserne in Wien und da hat uns das Bundesheer großartig bekocht und wir haben eine schöne Feier gehabt. Und dann waren wir eingeladen zu einem Wochenende in Ungarn, wo sie zwei Ferienhäuser haben. Da haben wir Zeit miteinander verbracht, sie haben uns bekocht, wir haben gequatscht. Aber sie haben sich nie eingemischt in das Drehbuch. Das Drehbuch ist wirklich die Geschichte des Regisseurs‘, aufgrund der Dinge, die ihm Charles anvertraut hat und aufgrund der Dinge, die er von Leuten gehört hat, die bei ihm gedient haben — also deren Ausbildner er war. Die zwei haben uns einfach Dinge erzählt, sie haben uns vertraut oder irgendwann haben sie sich dazu entschlossen, dass sie uns vertrauen können. Sie waren dann sehr offen und haben mit uns über alle möglichen Dinge gequatscht.
So wie du Herrn Eismayer beschreibst, so habe ich ihn mir nach dem Sehen des Trailers auch vorgestellt!
Ja, aber ich habe von der Herangehensweise versucht, ihn auf mich wirken zu lassen und nicht ihn nachzuspielen. Ich habe geschaut was dabei für ein Mensch rauskommt wenn ich sozusagen ihn durch mich durchgehen lasse und ja das ist jetzt das Ergebnis (lacht).
Hat es dir geholfen, dass du ihn vorher kennengelernt hast?
Ja, unbedingt – auf jeden Fall. Also, weil er eben sehr speziell ist in seiner Ausdrucksweise. Er hat Charakteristika, die einfach typisch sind für ihn. Und durch das Kennenlernen ist er für mich greifbarer geworden. Er war dann auch beim Dreh noch oft dabei, weil er war ja zu dem Zeitpunkt wo wir gedreht haben noch in der MTK tätig. Mittlerweile ist er in Pension, aber damals war er noch Spieß (Dienstführender Unteroffizier beim österreichischen Bundesheer Anm. d. Red.). Da war er dann oft beim Dreh anwesend und das ist schon seltsam, wenn man jemanden spielt, der einem aber auch gleichzeitig hinter der Kamera zusieht, während man ihn spielt. Da musste ich mich sehr daran gewöhnen. Er hat sich aber zum Glück nicht eingemischt, es kam schon mal ein „guat gmocht“, aber nicht aktiv eingemischt in die Arbeit.
Wie lange haben die Dreharbeiten denn gedauert?
Gedreht haben wir 31 Tage, aufgeteilt in einem Sommerblock und in einem Winterblock.
Ich komme dann auch schon zu meiner letzten Frage, wie war es denn für dich, die Liebesszenen zu spielen? Wie war da, die Situation?
Das war eine sehr vertrauensvolle Arbeit mit und innerhalb unserer Gruppe. Wenn man sich gut versteht und Spaß hat miteinander, dann ist das eigentlich mehr ein Spiel. Wir haben bewusst etwas improvisieren wollen in der Szene: Das soll geschehen, so soll es enden und da soll es beginnen irgendwo. Dann haben wir das mit dem Kamerateam und allen, die bei der Szene dabei waren durchbesprochen, das Team verkleinert und einfach gemacht. Und das hat super funktioniert. Wir haben diese expliziten Liebesszenen zweimal gedreht und damit waren dann alle happy.
Super vielen Dank für das Gespräch, von meiner Seite aus war es das auch schon!
Ok alles klar sehr gerne!
Für alle, die es nicht ins Kino schaffen, keine Sorge. Wir hier eine Liste der zurzeit besten Halloween Filme auf Netflix und Co für euch.
Titelbild © Golden Girls Film
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