Schlafparalyse ist eine faszinierende und oft beängstigende Störung, die Menschen während des Schlafes trifft. In diesem Zustand sind sie vollkommen gelähmt, während ihr Bewusstsein bereits erwacht ist. Um mehr über dieses rätselhafte Phänomen zu erfahren, wollte ich mit einer betroffenen Person persönlich über die Krankheit sprechen und fand in meinem erweiterten Bekannten-Umfeld eine junge Frau, die wir hier im Interview Lisa nennen werden.
Lisa spricht mittlerweile offen über ihre Schlafparalyse
Ihr echter Name sowie die Diagnose rund um ihre Schlafparalyse liegen der Redaktion vor. Lisa leidet schon jahrelang unter der Schlafparalyse wie circa 7,6 Prozent der Allgemeinbevölkerung, die im Laufe ihres Lebens mindestens einmal eine Schlafparalyse erlebt haben. Sie erzählte mir von ihren Erfahrungen, wie sie sich im Schlaf gefangen fühlte und von unheimlichen Halluzinationen geplagt wird.
Allein ihre Erzählungen trieben mir dabei eine Gänsehaut über den Rücken. Und obwohl die genaue Ursache unbekannt ist, wird angenommen, dass Faktoren wie Stress, Schlafmangel und genetische Veranlagung eine Rolle spielen könnten. Nach einer intensiven Recherche rund um das Thema wollte ich schlussendlich von Lisa erfahren, wie es sich anfühlt, und so habe ich sie zum Interview gebeten.
Prädormitale Schlafparalyse & Postdormitale Schlafparalyse
Die Schlafparalyse, auch bekannt als Schlaflähmung oder Schlafstarre, ist eine faszinierende und oft beängstigende Störung, bei der Menschen während des Schlafes eine vorübergehende Lähmung ihres Körpers erleben. Normalerweise sind während des Schlafes unsere Skelettmuskeln gelähmt, mit Ausnahme der Muskulatur der Augen, um uns vor Verletzungen durch geträumte Bewegungen zu schützen. Diese Lähmung löst sich normalerweise unmittelbar nach dem Aufwachen auf und bleibt in der Regel unbemerkt.
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Bei einer Schlafparalyse erleben Betroffene jedoch die Lähmung bewusst mit, entweder kurz vor dem Einschlafen (Hypnagoge oder prädormitale Schlafparalyse) oder nach dem Aufwachen (hypnopompe oder postdormitale Schlafparalyse). Eine bewusst erlebte Schlafparalyse wird zu den REM-Schlaf-assoziierten Parasomnien gezählt, die mit unerwünschten Verhaltensauffälligkeiten in Verbindung stehen und während der REM-Schlaf-Phase auftreten.
Die Schlafparalyse tritt aufgrund einer Fehlfunktion der Signalübertragung im Hirnstamm während des REM-Schlafs auf, wodurch die Muskeln keine aktivierenden Anweisungen erhalten. Infolgedessen bleiben die Muskeln bis auf die Augen und die Atmung in einem bewegungsunfähigen Zustand. Diese Lähmung kann mit albtraumartigen Halluzinationen einhergehen, die das bewusste Erleben der Schlafparalyse noch verstärken.
Unterschiedliche Formen
Es gibt vier unterschiedliche Formen der Schlaflähmung. Die erste Form ist die isolierte Schlafparalyse (ISP). Hier tritt die Lähmung ohne das Vorliegen anderer Störungen auf und kann entweder einmalig auftreten oder in bestimmten Zeiträumen gehäuft auftreten. Betroffene beschreiben diese Form oft als nicht beängstigend und sie gerät im Alltag schnell in Vergessenheit.
Die zweite Form ist die ängstliche, isolierte Schlaflähmung. Ähnlich wie bei der ISP erleben die Betroffenen hier eine Lähmung, jedoch begleitet von Halluzinationen, die Ängste auslösen können. Die Angst, dass die Lähmung anhalten könnte oder dass sie den Verstand verlieren, kann dabei besonders belastend sein.
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Bei der wiederkehrenden Schlafparalyse tritt die Lähmung über einen längeren Zeitraum hinweg wiederkehrend auf, mit längeren Pausen dazwischen. Diese Form kann phasenweise auftreten und stellt für die Betroffenen eine regelmäßige Herausforderung dar.
Die vierte Form ist die wiederkehrende, ängstliche Schlaflähmung. Hierbei werden die wiederkehrenden Schlafparalysen von beängstigenden Halluzinationen begleitet. Die Betroffenen entwickeln oft eine große Angst vor dem Zubettgehen, da sie wissen, dass diese schaurigen Erlebnisse wieder auftreten können.
Lisa im Gespräch – die erste Episode ihrer Schlafparalyse
Hey, danke, dass du mit uns offen über deine wiederkehrende, ängstliche Schlafparalyse sprichst. Nachdem, was du mir schon erzählt hast, ist es sicher nicht so einfach, darüber zu plaudern. Gehen wir zurück an den Anfang. Wann hattest du das erste Mal eine Schlafparalyse und wie hat sich das angefühlt?
Lisa: Ich hatte zu der Zeit allgemeine Schlafprobleme und immer wieder Episoden, in denen ich in der Nacht unruhig war. Parallel dazu hatte ich mit Depressionen zu kämpfen. Das erste Mal hatte ich eine Schlafparalyse in meinem Jugendalter, ungefähr so mit 18 oder 19 Jahren. Es war eine Zeit, in der ich viel gefeiert und mit verschiedenen Drogen experimentiert habe. Als die Schlafparalyse zum ersten Mal auftrat, dachte ich zunächst, es könnte also eine Art Backflash oder Horrortrip sein. Aber ich hatte zu der Zeit schon seit Wochen nichts genommen.
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Diese Erfahrung war völlig anders als jeder Trip zuvor. Ich lag in meinem Bett und es fühlte sich an, als würde ich wach werden, aber dabei hielt mich etwas zurück. Kennst du das, wenn dir die Schatten in der Nacht im Zimmer Angst machen? Es war ungefähr so, nur, dass es keine Schatten, sondern Schattenwesen waren, die sich im Raum bewegten. Eindeutig und unverkennbar. Der Horror wurde akustisch auch passend durch Gelächter begleitet, der mir in den Ohren schmerzte. Und dazu die Panik.
Die Intensität und die Vielfalt der Sinneseindrücke waren eine komplett neue Erfahrung für mich. Es hat mich regelrecht traumatisiert, und es dauerte eine Weile, bis ich mich jemandem anvertrauen konnte. Erst als die Schlafparalysen sich wiederholten, entschloss ich mich, meiner Mutter davon zu erzählen. Damals dachte ich, dass ich verrückt werde.
Währenddessen gelähmt
Puh, heftig, das klingt extrem beängstigend. Wie fühlt es sich für dich an, wenn du während einer Schlafparalyse gelähmt bist? Kannst du beschreiben, wie es sich körperlich und emotional anfühlt?
Lisa: Während einer Schlafparalyse fühle ich mich gefangen in meinem eigenen Körper. Es ist, als ob meine Muskeln in Ketten gelegt wurden, und ich kann mich nicht bewegen, obwohl ich es verzweifelt versuche. Körperlich fühlt es sich wie eine unsichtbare Schwere an, die mich niederdrückt. Gleichzeitig steigt eine Welle der Panik in mir hoch, da ich mich hilflos und ausgeliefert fühle. Es ist ein Gefühl der absoluten Ohnmacht, das von Angst und Beklemmung begleitet wird.
Die emotionale Belastung ist enorm und es braucht viel Kraft, um diese Erfahrung zu überwinden. Nach einer Episode dauert es auch am nächsten Tag etwas, bis ich mich gesammelt habe. Mittlerweile habe ich aber schon Rituale entwickelt nach einer Horrornacht, um das Geschehene zu verarbeiten. Ich unterhalte mich dann mit Freunden oder meinem Partner darüber oder mache ausgedehnte Spaziergänge. Eine Zeit lang hatte ich auch ein Albtraum Tagebuch.
Unterschiedliche Arten der Halluzinationen
Welche Art von Halluzinationen oder unheimlichen Erfahrungen begleiten deine Schlafparalysen? Wie wirken sie sich auf dein Wohlbefinden aus?
Lisa: Während meiner Schlafparalysen habe ich häufig unheimliche und beängstigende optische Halluzinationen. Ich sehe oft Schattenfiguren oder seltsame Gestalten, die sich im Raum bewegen. Oft greifen sie mich dabei direkt an. Manchmal höre ich auch ungewöhnliche Geräusche oder Stimmen, die mir Angst einflößen. Der akustische Teil ist für mich manchmal fast schlimmer. Die Audiohalluzinationen scheinen bei mir auch besonders ausgeprägt zu sein.
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Diese Erfahrungen verstärken die Gefühle von Furcht und Hilflosigkeit, die während der Schlafparalyse ohnehin vorhanden sind. Nach den Episoden fühle ich mich oft erschöpft, ängstlich und traumatisiert. Es braucht Zeit und Unterstützung, um mich wieder zu beruhigen und mein emotionales Gleichgewicht zurückzufinden.
Regelmäßige Episoden der Schlafparalyse
Wie oft tritt bei dir die Schlafparalyse auf und gibt es bestimmte Auslöser, die du identifizieren konntest?
Lisa: Die Häufigkeit meiner Schlafparalysen variiert. Es gibt Phasen, in denen sie häufiger auftreten und ich sie mehrmals pro Woche erlebe. In anderen Zeiten treten sie seltener auf, vielleicht nur einmal im Monat. Es ist schwierig, genaue Muster oder Auslöser zu identifizieren, da sie scheinbar spontan auftreten. Allerdings habe ich bemerkt, dass Stress und Schlafmangel die Wahrscheinlichkeit einer Episode erhöhen können.
Also zum Beispiel, wenn ich auf der Uni und im Job viel zu tun habe. Oder andere stressige Zeiten wie kleine emotionale Niederschläge. Manchmal fühle ich auch eine gewisse Unruhe oder innere Anspannung vor dem Einschlafen, was möglicherweise mit der Schlafparalyse zusammenhängt. Es ist komplex und kann von Episode zu Episode variieren. Ich wäre froh, wenn sich der Auslöser auf einen Faktor herunterbrechen ließe, den könnte ich dann ausschließen und hätte Ruhe.
Dem Horror trotzen
Wie gehst du damit um, wenn du eine Schlafparalyse erlebst? Gibt es Strategien oder Techniken, die dir helfen, mit der Lähmung und den begleitenden Halluzinationen umzugehen?
Lisa: Wenn ich eine Schlafparalyse erlebe, versuche ich zunächst ruhig zu bleiben und mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Es ist wichtig, nicht in Panik zu geraten, da dies die Situation verschlimmern kann. Ich habe gelernt, dass es hilfreich ist, meine Aufmerksamkeit auf kleine Bewegungen zu lenken. Ich versuche dann zum Beispiel mit dem Hand eine Bewegung zu machen. Alles, was hilft, um aus der Lähmung herauszukommen.
Zudem versuche ich, mich auf positive Gedanken zu fokussieren und mich daran zu erinnern, dass es sich um eine vorübergehende Episode handelt. Ich habe mir dann im Laufe der Jahre ein paar Tricks zurechtgelegt. Eigentlich versuche ich mich in erster Linie zu bewegen, um ein Signal an meinen Körper zu senden, dass ich aufwache.
Auswirkungen der Schlafparalyse
Inwiefern hat die Schlafparalyse Auswirkungen auf deine Lebensqualität und deinen Schlaf insgesamt? Hast du das Gefühl, dass sich dies auf deine täglichen Aktivitäten oder deine Stimmung auswirkt?
Lisa: Die Schlafparalyse hat definitiv Auswirkungen auf meine Lebensqualität und meinen Schlaf insgesamt. Da ich nie genau weiß, wann und wie häufig sie auftreten wird, kann dies zu einer gewissen Unsicherheit und Angst vor dem Schlafengehen führen. Die Tatsache, dass ich während der Episoden gelähmt bin und oft mit beängstigenden Halluzinationen konfrontiert werde, kann zu einer erhöhten emotionalen Belastung führen.
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Natürlich wirken sich diese Erfahrungen dann auch auf meine Stimmung und mein allgemeines Wohlbefinden aus. Zum Glück habe ich mittlerweile einen sehr verständnisvollen Partner, der mir nach den Episoden immer toll zur Seite steht.Wenn ich eine besonders unruhige Nacht mit Schlafparalyse habe, dann bin ich am nächsten Tag für nichts zu gebrauchen und völlig K. O. Es erfordert daher eine gewisse Anpassung und Selbstfürsorge, um mit den Auswirkungen umgehen zu lernen.
Medizinische Unterstützung
Hast du jemals versucht, professionelle Hilfe oder medizinische Behandlungen für deine Schlafparalyse in Anspruch zu nehmen? Wenn ja, welche Erfahrungen hast du damit gemacht?
Lisa: Das ist ein schwieriges Thema. Denn oft wird einem nicht geglaubt. Aber ich habe mit der Hilfe meiner Mutter im Laufe der Jahre Ärzte gefunden, denen ich zu 100 Prozent vertrauen kann. Schlafparalyse ist häufig nämlich eine sogenannte Begleitdiagnose, das bedeutet, dass man zusätzlich noch andere neurologische Probleme diagnostiziert bekommt.
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Nachdem ich mich damals meiner Mutter anvertraut hatte, haben wir gemeinsam nach Lösungen gesucht. Wir haben einen Neurologen aufgesucht, der mich gründlich untersucht und diagnostiziert hat. Die Erklärungen zu meiner Schlafparalyse und den begleitenden Halluzinationen waren eine große Hilfe für mich. Die Ärzte haben mir dann im Laufe der Jahre verschiedene Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Darunter die Verbesserung meiner Schlafhygiene, Stressbewältigungstechniken und die Einnahme von Medikamenten. Irgendwann habe ich bemerkt, dass es mir hilft, offen darüber zu sprechen, denn dadurch steigere ich die Kontrolle, die ich darüber habe. Die Kombination aus medizinischer Betreuung, Selbsthilfe und reden hat mir etwas geholfen, zumindest dabei, das, was da mit mir passiert, besser zu verstehen.
Ich danke dir, dass du bereit warst, dich hier zu öffnen, um über deine Schlafparalyse zu sprechen. Ich wünsche dir für die Zukunft alles Gute im Umgang damit und dass du noch mehr Techniken findest, die dir dabei helfen, den Horror zu überwinden. Weiterführende Informationen zum Thema Schlafparalyse findet ihr hier.
Titelbild © Shutterstock
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