Was für ein beschissenes Jahr. In vielerlei Hinsicht. Und dann hatten wir noch nicht einmal die Möglichkeit, uns zum Ausgleich richtig ins Nirvana zu katapultieren – zumindest nicht mit vielen Gleichgesinnten und nicht in gewohnter Frequenz. Clubs? Keine Chance. Party? Paar illegale Raves im Sommer. Ballern? Nicht so, wie wir es gewohnt sind. Und was ist schon eine Afterhour wert, wenn der Club davor wegfällt?
WARDA distanziert sich von diesem Beitrag und spricht sich klar gegen illegale Substanzen aus. Der Erfahrungsbericht soll einer Community ein Sprachrohr bieten und eine Perspektive der Gesellschaft beleuchten.
Im Sommer kurz rausgerissen aus diesem Trott. Ein illegaler Rave am Rande Wiens und viele Ballerant*innen, die mit allen erdenklichen Mitteln aus diesem Horrortrip auszubrechen versuchen. Ich glaube, dass viele das Bedürfnis mit mir teilten, all das nachzuholen, was die Krise uns genommen hat. Mischkonsum. Eh normal. Aber hier treffen drei bis vier verschiedene Substanzen aufeinander. Alkohol noch nicht mal mitgezählt.
Es ist aber nicht das, worum es mir eigentlich auf einem Rave geht. Doch aus der Übung geraten übertreibe ich es wieder einmal. Ungesund und gefährlich. In diesem Moment war mir das aber denkbar egal. Schon lange konnten wir nicht mehr so die Sau rauslassen. Da ergreift man jeden Strohhalm, der sich einem bietet.
Ich weiß noch genau, wie ich mich auf die Seitentreppe dieser Industriehalle setzte, um gegen die etwas zu hoch dosierten Smarties anzukämpfen. In der Tat haben wir nicht geviertelt. Aber, dass uns ein Halbes so weghaut, hätten wir auch nicht erwartet. Sechs Freunde und alle hatten wir uns plötzlich aus den Augen verloren, weil wir dermaßen dahin waren. Egal – ein bisschen Pulverschnee reißt mich da schon raus, dachte ich mir. Aber auch das gab mir nur den letzten Tritt in den absoluten Absturz.
Ungefähr sechs Stunden später gefühlte Normalität. Afterhour steht an. Ich war so fertig und aus der Übung, dass ich eigentlich nur noch schlafen wollte. Statt dieses Mal mitzufahren, ließ ich es. Auch, weil die letzten Male nur Afterhours waren. Ohne Club davor. Ohne Rave. Oder ohne irgendetwas, das sich wie Party anfühlte. Wieder nur das Gleiche wollte ich nicht. Wieder mit den gleichen Leuten langweilte mich.
Zurück in diesem fast faden Feiern
Wie oft ging dieses Jahr nur eine etwas wildere Form des Zusammensitzens. Es fehlte etwas. Stets gaben wir vor, dass es so eh auch passt. Wir waren ja jetzt Erwachsene. Wer braucht da schon einen Club, um Spaß zu haben. Mit 30+ sollte man ja schon mehr Verantwortung zeigen und nicht stets bis sechs Uhr früh im Club abhängen. Und erst recht nicht noch bis zum Abend des nächsten Tages gemeinsam die Couch eines wildfremden Gleichgesinnten bewohnen, bis einem bereits fast die Augen zufallen. Aber genau das ging uns am meisten ab. Diese Afterhours mit Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hatte. Diese willkürlichen Begegnungen. Zumindest ein paar davon.
Ich fand mich selbst vor der Frage wieder: Macht das so überhaupt noch Sinn? Um ehrlich zu sein, macht das Berauschen generell keinen Sinn. Aber ja, warum trinken viele Menschen Alkohol? Warum ziehen sie einen Joint durch? Es drehte sich viel mehr um die Frage, ob es in dieser Form Sinn macht. In jener, in der es nur eine Afterhour gibt, aber keinen Club davor.
Die Zeit mit den Freunden ist auch mir natürlich wichtig. Aber das Erlebnis fehlt. Es fehlen auch die zufälligen Begegnungen und dieses Unberechenbare. Mit den Freunden weißt du, was dich erwartet, wenn ihr euch zu viert mit Alkohol und anderem Zeug den Abend versüßt. Außer du nimmst Alice – da ist es immer anders. Vielleicht ist das auch der Grund, warum dieses Hippie-Zeug bei uns momentan so hoch im Kurs steht.
Afterhours – warum sie ohne Clubs nicht mehr viel wert sind
Wir standen vor einem in Wien bekannten Afterhourclub, um nach der Afterhour noch die After-Afterhour gemeinsam zu begehen. Das dauert immer etwas, bis sich alle zusammengefunden haben. Die einen quatschten da mit ein paar Leuten, der andere schmuste herum. Wiederum eine aus unserer Runde war froh, einfach mal nicht alleine beim Rauchen stehen zu müssen. Normal. Denn es musste abgecheckt werden, wer zu dem ehrenwerten Kreis zählt, der zu uns ins Taxi steigen und mit auf die private After darf.
Nachdem wir alle beieinander hatten, riefen wir drei Taxis, wovon ich das letzte nahm. Ich stand etwas verwirrt mit zwei Leuten aus unserer Clique da und war mir nicht mehr sicher, wer denn jetzt noch zu uns gehört. Dieser Typ, der gerade mit einer Frau an der Telefonzelle flirtete, gehörte zu uns – so dachte ich zumindest. Ich ging hin, zog ihn am Shirt ins Taxi und wir fuhren los. Er war etwas verwirrt, wurde aber davor von jemandem auf eine After eingeladen, weshalb er sich auch nicht sonderlich wehrte. Wie sich dann auf der Afterhour herausstellte, gehörte er eigentlich nicht zu uns. Er passte aber perfekt in diese Runde. Long Story, short – mittlerweile gehört er zu meinen engsten Freunden.
Es sind genau diese willkürlichen Begegnungen, die es ausmachen. Ohne diese gesellschaftlich bedingten steifen Kennenlerngespräche. Das fällt hier weg. Man begegnet sich sofort auf anderen Ebenen. Daraus entwickeln sich nicht selten neue Freundschaften. Aber ich liebe und schätze auch die Eintagsfliegen. Die gibt es ohne Club davor nicht. Eine Reihe an Freunden kenne ich genau aus solchen Afterhours. Und mittlerweile verbringe ich sehr viel Zeit mit ihnen – ganz ohne Drogen, sogar 99 Prozent der Zeit. Die Möglichkeiten gibt es gar nicht, wenn du nur mit deinen Freunden in der eigenen Wohnung feierst. Ihr glaubt vielleicht, dass das nichts Schlimmes ist. Wer will schon wildfremde Menschen bei sich haben. Aber ein paar Monate später sind die Wildremden eben alles andere als das. Sie gehören vielleicht bald zu euren engsten Vertrauten.
Titelbild Credits: Shutterstock
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