EsRAP knüpfen akustisch mit ihrer kürzlich erschienenen Single „Welche Regeln gelten hier“ nahtlos an ihr letztes Werk „Sabaha“ an. Wie ein Mosaikstein, der sich ins große Ganze fügt, passt „Welche Regeln gelten hier“ ästhetisch und inhaltlich perfekt ins EsRAP Universum. Der für das Geschwisterpaar typische Signature Sound wurde wieder ein stückweit geprägt. Und obwohl EsRAP schon längst mit einer arabesken Vermengung aus orientalischen Elementen, Gesang und tightem Rap eine eigene Mixtur gefunden haben, beweisen sie hier, dass sie ihren Stil zwar locker beherrschen, aber ebenso Lust auf Neues haben.
Wer glaubt, hier bloß ein altes Rezept vorgesetzt zu bekommen, der irrt sich. Denn Esra und Enes präsentieren uns in ihrer neusten Veröffentlichung neben dem Altbewährten auch eine kleine akustische Premiere.
Signature Sound
Jede:r Musiker:in versucht im Laufe ihres künstlerischen Schaffens stilistisch einen Signature Sound oder Signature Moves zu kreieren, also musikalische oder darbietende Elemente, die der eigenen Musik oder den Auftritt zusätzlich eine charakterliche Tiefe verleihen.
Im Klartext heißt das einfach Wiedererkennungswert. Hinter den vielleicht anfangs oberflächlich anmutenden kommerziellen Absichten stecken oftmals tiefergehende künstlerische Überlegungen.
Denn damit Musik oder Kunst das Publikum berühren kann, muss eine Verbindung geschaffen werden. Je tiefergehender, desto besser. Und dabei kann ein typischer Sound eben hilfreich sein.
Credits: Daniel Shaked – EsRAP
EsRAP und die Genregrenzen
EsRAP sind – was ihren Stil und Sound angeht – schon einige Schritte weiter. Denn obwohl die einzelnen Elemente ihrer Kunst alle in irgendeiner Form im Hip-Hop schon länger vorzufinden sind, kommen sie in dieser Dichte und vor allem in dieser Kombinationsform eher selten vor.
Es gibt viele, die Gesang und Rap-Parts kombinieren, aber nur wenige, die auch orientalischen Gesang damit verknüpfen. Genauso wie viele, die orientalische Elemente in den Beats verwenden. Die Auswahl wird schon dünner, wenn wir uns aber nach Künstler:innen umschauen, die orientalische Elemente in Beats, deutschsprachigen Hip-Hop und türkischen Gesang einsetzen – und das als konstanter Stil.
Was hier schon klar wird: EsRAP sind dabei, die Genregrenzen stark zu erweitern und sich durch ihr Alleinstellungsmerkmal zu platzieren. Die Wiener Seele der kulturellen Diversität in Musikform gegossen, sozusagen. Und so hallt der Titel des Tracks nach dem Hören noch als philosophische Message im Kopf nach: Welche Regeln gelten hier?
Credits: EsRAP Coverbild „Welche Regeln gelten hier“
Testa am Beat
Für die Beatproduktion war – wie bereits bei der letzten Veröffentlichung „Sabaha“ – Testa aus dem Hause Duzz Down San verantwortlich. Handwerklich ist hier alles wie gewohnt auf absolutem Top Level ausproduziert. Ein Trapbanger, der den Künstlern viel Platz für ihre Stimmen lässt und genau an den richtigen Stellen den Gesamtklang durch passende Samples ergänzt. Die gut positionierten Filtereinsätze geben dem Beat den nötigen arabesken Drive.
Für den letzten Feinschliff beim Mastern war Buzz verantwortlich. Die optische Darstellung, welche die starke Message des Tracks im Video absolut würdig umsetzt, haben Max Berner, Alexander Dorten und Eva Puella verwirklicht. Dabei haben sie für die Künstler eine ideale Location gefunden, aber schaut euch das im Video am besten selber an.
EsRAP Premiere: Rappender Enes
Für gewöhnlich übernimmt Enes die türkischen Gesang- oder Sprechgesang-Parts bei EsRAP und ich finde es sehr schade, dass wir solange darauf warten mussten, den Mann mal rappen zu hören – und dann auch noch auf Deutsch, was übrigens großartig kommt und den Gesamtstil sowie die Message des Tracks reichhaltig in der Darbietung ergänzt. Bitte mehr davon.
EsRAP zeigen bei ihrem Track „Welche Regeln gelten hier“ eindrucksvoll, dass man auch etwas, was man bereits sehr gut beherrscht, ständig durch neue Spielereien und einem Entdeckungsdrang verfeinern, aufwerten und weiterentwickeln kann.
Titelbild Credits: EsRAP Coverbild „Welche Regeln gelten hier“
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
WARDA Club-Guide Episode 7: die Grelle Forelle
Als Expert*innen der Wiener Eventkultur erkunden wir für euch die Nachtclubs der Stadt! Den Anfang macht die Grelle Forelle.
Hoffnung für heimische Musikszene: Produzent Phil Speiser im Interview
Österreich hat seinen verlorenen Sohn zurück! Produzenten stehen nicht so stark im Fokus, wie es die MusikerInnen tun, doch sind […]
Arena vs. Anrainer: Kulturstätte muss leiser werden
Die Arena hat in ihrer Vergangenheit schon viele Konflikte überstanden. Diesmal geht es um Lärmbeschwerden der neuen Anrainer aus „The Marks“!
Jumping Jack Flash mit seiner neuen Platte „Word up!“
Jumping Jack Flash liefert mit seiner neuen Platte „Word up!“ eine oldschool Perle, die Boom-bap Oldtimer Herzen höherschlagen lässt. In […]
Daft Punk: Ein Stück Musikgeschichte und viel mehr als nur Musik
Wir wollen und können es nicht glauben. Daft Punk – die Band, die für einige der einflussreichsten Songs aller Zeiten […]
Brofaction Single Release: Vom Kiddy Contest zum virtuellem Duett mit Ed Sheeran
Das Österreichische Singer und Songwriter Brüderpaar Nico und Laurin Greiter begeistern seit 2010 ihre Zuhörer und Fans mit authentischem Sound, […]