Neueste Studie: CBD zeigt keine signifikante Wirksamkeit als Schmerzmittel

Eine neue klinische Studie der MedUni Wien zeigt, dass Cannabidiol (CBD) trotz seiner entzündungshemmenden Eigenschaften keine ausreichende schmerzlindernde Wirkung bei Patienten mit Kniearthrose aufweist. Die Ergebnisse dieser wegweisenden Forschung wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „The Lancet Regional Health – Europe“ veröffentlicht. Ein weiterer Rückschlag in der Etablierung von CBD als Schmerzmittel?
CBD in der Medizin: ein Wundermittel?
Seit geraumer Zeit wird CBD oft als medizinisches Wundermittel beschrieben. So soll es auch eine krebsheilende Wirkung haben. Doch zuverlässige wissenschaftliche Beweise für diesen Effekt gibt es jedoch nicht, obwohl schon seit Jahrzehnten geforscht wird.
Es gibt jedoch Hinweise, dass bestimmte Wirkstoffe von Cannabis, wie zum Beispiel Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) krebshemmend sind. Diese Wirkstoffe können, bewiesener Masen, sogar das Ergebnis von Standardtherapien verbessern. Jedoch nur bei Mäusen und Ratten! Dass es beim Menschen auch so sei, kann man da nur hoffen. Doch wissenschaftliche Belege, dass dies tatsächlich so ist, gibt es (noch) nicht.
Die bis dato nachgewiesenen und positiven Effekte der sogenannten Cannabinoide bei Tumorerkrankungen beschränken sich bisher fast nur auf Zellstudien und Tierversuche, die — zumindest in manchen Fällen – positiv ausfallen.
Fehlende Wirksamkeit von CBD als Schmerzmedikament bei Kniearthrose
Dieselbe Grundvoraussetzung hatte man auch bezüglich Kniearthrose. Denn auf diesem Gebiet hat CBD schon erstaunliche Ergebnisse erzielt – aber wie bei den vielen positiven CBD-Effekten zuvor, konnten diese auch im Forschungsbereich der Gonarthrose nur bei Tieren nachgewiesen werden. Nun wurde CBD in Zusammenhang mit der Kniearthrose beim Menschen getestet.
Die Studie, durchgeführt von Schmerz-Forscher*innen der MedUni Wien und des AKH Wien, untersuchte die Wirkung von CBD als Schmerzmittel. 86 Patient*innen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren, die unter Kniearthrose leiden, wurden dazu untersucht.
Die Proband*innen erhielten entweder hoch dosiertes CBD oder eben ein Placebo. Trotz der vielversprechenden Ergebnisse aus Tierversuchen zeigte die Studie an Menschen jedoch leider keine signifikante schmerzlindernde Wirkung von CBD im Vergleich zum Placebo.
Herausforderungen in der Schmerztherapie bei Kniearthrose
Gonarthrose bezeichnet den Verschleiß (Arthrose) des Kniegelenks, bei dem der Knorpel im Gelenk Risse bildet und abnutzt. Dadurch erleiden auch angrenzende Bereiche wie Knochen und Gelenkkapseln Schäden.
Die Hauptursache für Gonarthrose liegt in altersbedingtem Verschleiß und früheren Belastungen im Alltag. Zusätzlich können Gelenkfehlstellungen wie O-Beine oder X-Beine sowie vorherige Entzündungen (zum Beispiel durch rheumatische Erkrankungen) das Risiko für eine Gonarthrose erhöhen.
Die Behandlung von Schmerzen bei Kniearthrose stellt nach wie vor eine Herausforderung dar, da herkömmliche Schmerzmittel wie Diclofenac und Ibuprofen oft mit Nebenwirkungen verbunden sind. Die Hoffnung, dass CBD eine wirksame Alternative sein könnte, wurde durch diese Studie bedauerlicherweise enttäuscht.
CBD als Schmerzmittel: Erkenntnisse und Implikationen
Die Studie liefert dennoch wichtige Erkenntnisse darüber, dass CBD keine ausreichende Wirksamkeit als Schmerzmittel bei Kniearthrose aufweist, selbst bei hoher Dosierung. Dies wirft auch Zweifel an der Wirksamkeit von CBD-haltigen Schmerzmitteln zum Auftragen auf die Haut auf.
Cannabidiol ist zwar in der EU frei verkäuflich, aber seine medizinische Wirksamkeit ist bisher nur bei bestimmten Formen von Epilepsie ausreichend erforscht und zugelassen.
Was tun gegen Arthrose?
Da CBD nicht wirkt, muss man sich also andere Methoden einfallen lassen, um der Kniearthrose vorzubeugen. Ein gutes Mittel dagegen ist Sport. Wissenschaftler*innen aus Chicago haben in einer zehnjährigen Studie fast 1.200 Personen mit einem Risiko für Arthrose begleitet. Diese wurden in vier Gruppen eingeteilt: Gelegenheitssportler*innen, aktive Sportler*innen, Athlet*innen und Nichtsportler*innen.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Während des Studienzeitraums entwickelten 13 Prozent aller Teilnehmenden Arthrose. Sowohl Gelegenheitssportler*innen als auch aktive Sportler*innen wiesen dabei ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Arthrose auf.
Bei Nichtsportler*innen lag das Risiko für Arthrose mit 15 Prozent über dem Durchschnitt. Hingegen konnten die Athlet*innen weder ihr Arthrose-Risiko senken noch erhöhen. Dies bedeutet, dass intensiver und belastender Sport das Knie nicht vor der Entwicklung von Arthrose schützt, aber auch nicht das Risiko erhöht.
CBD als Schmerzmittel: ein Fazit
Die Ergebnisse der Studie an der MedUni Wien tragen dazu bei, die begrenzten Anwendungsmöglichkeiten von CBD als Schmerzmittel bei Kniearthrose aufzuzeigen. Weitere Forschungen sind erforderlich, um die potenziellen medizinischen Einsatzgebiete von CBD zu bestätigen. Denn dass die Hanfpflanze schmerzlindernde Wirkungen hat, ist bekannt.
Doch weiß man noch zu wenig, über die Wirkung der Vollextrakte der Hanfpflanze — die natürlich mehr Inhaltsstoffe enthält als CBD. Fakt ist, „dass in Studien die Vollextrakte besser abschneiden, als wenn wir nur THC oder THC und CBD geben. Das heißt: Diese anderen Substanzen, die in der Pflanze enthalten sind, haben schon ihre Wirkung und ihren Einfluss.“, versichert Norbert Schürmann gegenüber dem rbb. Der Schmerz- und Palliativmediziner, hat auch an der Leitlinie „Cannabis in der Schmerzmedizin“ der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin mitgearbeitet.
Man darf auf alle Fälle gespannt sein, auf welche Ergebnisse die CBD-Forschung in Zukunft noch so kommen wird.
Bilder © Shutterstock
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