Moralische Werte, Nachhaltigkeit & der Umgang mit Geld: Wie bringe ich das meinem Kind bei?

Jeder Elternteil kennt die Situation, wenn der Nachwuchs mit flehenden Augen das dritte Spielzeug in der Woche kaufen möchte und es schmerzt, diesem Wunsch nicht nachzukommen. Vor einigen Jahren war ich mit meinem Sohn einkaufen und ich musste seine Bitte nach dem Klemmbausteine-Set für einen hohen dreistelligen Betrag ablehnen.
Seine Empörung kannte keine Grenzen, er nannte mich sogar geizig, aber bin ich das wirklich? Natürlich nicht. Ich gebe mir Mühe, meinem Kind den Einstieg ins spätere Leben so leicht wie möglich zu machen, indem ich ihm den Umgang mit Geld näher bringe und sein Bewusstsein auch für Nachhaltigkeit und andere wichtige Werte schärfe. Kinder sollten frühzeitig ein Verständnis dafür entwickeln, wie der Umgang mit Geld funktioniert. Nachfolgend verrate ich dir meine Tricks und was du tun kannst, um deinem Kind die richtigen Werte mit auf den Weg zu geben.
Früh auf Taschengeld und reflektiertes Konsumverhalten setzen
Mir war von Anfang an wichtig, dass mein Kind sein eigenes Geld hat und so habe ich auf Taschengeld gesetzt. Bei der Höhe des Taschengeldes habe ich mir eine grobe Übersicht für verschiedene Altersstufen angesehen und mich daran ein Stück weit orientiert. Ich habe meinem Sohn erklärt, warum er Taschengeld bekommt und was er damit machen darf.
Da ich strikte Verbote in meiner Erziehung ablehne, erstellte ich mit ihm zusammen einen Plan, wie er sein Taschengeld ausgeben darf. Ich erklärte ihm, dass wir selbst mit unserem Konsumverhalten etwas dazu beitragen, wie gut es der Natur und der Umwelt geht. Stichwort: Ökologischer Fußabdruck.
So legten wir einen dreistufigen Plan fest, mit dem mein mittlerweile zehnjähriger Sohn prüft, welche Ausgaben er tätigen möchte und wie er nachhaltiger agieren kann.
- Notwendigkeit prüfen: Wir haben uns darauf geeinigt, dass alle Ausgaben über zehn Euro „überschlafen“ werden. So versuchen wir Impulskäufe mit dem Taschengeld zu verhindern. Mein Sohn führt mittlerweile einen Wunschzettel und entscheidet einmal pro Woche, ob er wirklich alle Wünsche noch haben möchte. Die meisten werden nach kürzester Zeit gestrichen. Er lernt so, seine Prioritäten zu ordnen und verhindert impulsgetriebene Einkäufe. Wenn wir in der City bummeln gehen, nimmt er sein Taschengeld (freiwillig) nicht mit. „Ich möchte nicht in Versuchung kommen“, lautete seine Erklärung zu dieser Entscheidung.
- Qualitätscheck: So manches Lächeln kann ich mir nicht verkneifen, wenn mein Nachwuchs mit empörtem Blick über die Preise im Spielzeughandel berichtet. Tatsächlich sind seine Einkäufe oft höherpreisig, denn wir haben uns auf einen Qualitätscheck vor dem Einkauf geeinigt. Mir ist wichtig, dass mein Sohn Materialien kennenlernt und entscheidet, ob er mit diesem Produkt auch noch nach mehreren Monaten spielen kann. Plastikspielzeug ohne Mehrwert steht bei uns auf der Liste der Dinge, die es im Kinderzimmer nicht braucht.
- Gebraucht kaufen: Ob Bekleidung oder Spielzeug, mein Sohn ist mittlerweile ein echter Profi bei Kleinanzeigen. Er durchforstet die Messages in unserer Nähe aufmerksam und hat schon so manches neue Spielzeug über das Portal gekauft. Dabei geht es natürlich nicht nur um die Preisersparnis. Ich gebe mir Mühe, meinem Kind zu vermitteln, was ein Wertschöpfungskreislauf ist.
Wo kommt das Geld eigentlich her?
Ein ganz entscheidendes Thema in der Kindererziehung ist meiner Meinung nach der offene Umgang mit Geld. Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit meinem Sohn darüber, warum wir nicht einfach jedes Spielzeug kaufen können, weil wir dafür nicht genug Geld haben. Er erklärte mir daraufhin ganz stolz, dass ich doch am Geldautomaten einfach neues Geld holen könne. Da war mir klar, dass der Ursprung des Geldes ziemlich früh vermittelt werden sollte.
Das hat übrigens gar nichts damit zu tun, wie viel Geld eine Familie hat. Selbst wenn es theoretisch möglich wäre, alles immer sofort zu kaufen, ist das für eine werteorientierte Erziehung nicht unbedingt sinnvoll. Ich glaube, dass Kinder den Wert des Geldes früh einschätzen sollten, um den Umgang damit zu lernen.
Kleiner Tipp: Lass dich nicht von deinen eigenen Emotionen leiten. Auch mir tat es oft leid, wenn ich einen sehnlichen Wunsch ablehnte, obwohl ich das nötige Geld dafür hatte. Du bist aber keine Rabenmutter oder ein Rabenvater, wenn du deinem Nachwuchs einen realistischen Umgang mit Geld beibringst.
Wie du deinem Kind die Bedeutung von Nachhaltigkeit vermittelst
Die eigenen Kinder sind der Hauptmotor, wenn es um unser eigenes Konsum- und Verbraucherverhalten geht. Wir haben den Wunsch, unseren Nachkommen einen Planeten zu hinterlassen, der nach wie vor lebenswert ist.
Bei der Erziehung meines Sohnes war mir von Anfang an wichtig, ihm einen bewussten Umgang mit Tieren und mit der Natur zu vermitteln. Kinder lernen nicht durch Bücher, sondern erfassen Dinge eher praktisch. Daher war mir wichtig, meinen Sprössling in manche Bereiche der Lebensführung so früh es geht zu integrieren.
Hier einige Beispiele von Dingen, die ich mit meinem Sohn gemeinsame erledige:
- Einkaufen: Wir gehen gern zusammen auf den Markt und kaufen regionales und saisonales Gemüse ein. Solche Ausflüge sind eine tolle Möglichkeit, die Unterschiede zwischen importierten und vor Ort wachsenden Lebensmitteln zu erklären. Mein Sohn freut sich jedes Jahr auf die Erdbeersaison, hat aber verstanden, warum wir im Winter lieber darauf verzichten.
- Mülltrennung: Neulich hat mein Zehnjähriger seiner Oma die verschiedenen Mülleimer in unserer Küche erklärt. Er wächst mit der Selbstverständlichkeit auf, dass Essensreste vom Teller in den Bioabfall gehören und die Pappverpackung des Müslis ins Altpapier. Wir bringen unseren Kindern bei, dass sie Müll nicht auf dem Boden liegen lassen. Es ist nicht viel schwieriger ihnen zu erklären, dass es für jede Art von Müll eine andere Tonne gibt. Kinder lernen erstaunlich schnell und sind uns Erwachsenen damit meilenweit voraus.
- Upcycling: Wir lieben Bastelnachmittage bei schlechtem Wetter. Dabei nutzen wir Naturmaterialien wie Kastanien oder machen aus alten Dingen etwas Neues. Viele Kuscheltiere meines Sohnes sind aus alten T-Shirts und Stoffen entstanden, die wir aussortiert und weiterverarbeitet, mittlerweile ist mein Kind so begeistert von Upcycling, dass er sorgfältig überlegt, was in den Müll kommt und woraus er noch etwas machen möchte.
Lebensstil der Eltern für Kinder prägend
Ich bin überzeugt davon, dass unser eigener Lifestyle viel zur Entwicklung unserer Kinder beiträgt. Mein Sohn beobachtet mich in meinem Handeln und ahmt Verhaltensweisen nach. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance.
Ich bin beispielsweise früher mit der Selbstverständlichkeit aufgewachsen, dass meine Mutter mich mit dem Auto vors Schultor fährt. Es hat lange gedauert, mir selbst eine andere Form der Mobilität im Erwachsenenalter anzutrainieren, denn mein Auto war mein wichtigster Begleiter.
Für meinen Sohn wäre es ein Spektakel, wenn wir morgens ins Auto steigen würden. Von seinem ersten Schultag an habe ich ihn zwar begleitet, aber wir sind zu Fuß gegangen. Der Weg bis zur Schule ist zehn Minuten lang. Wir genießen die morgendlichen Spaziergänge, manchmal fahren wir auch mit dem Rad.
Besuchen wir Freunde, nutzen wir öffentliche Verkehrsmittel. Das Auto kommt nur für längere Strecken zum Einsatz und es war nie eine Debatte. Das zeigt mir klar, dass das, was wir vorleben, unsere Kinder stärker beeinflusst, als wir oft glauben.
Warum das Erklären bei der Kindererziehung so wichtig ist
Die Geschichte der Erziehung ist geprägt von verschiedenen pädagogischen Ansätzen. Ich halte weder etwas von Antiautorität noch von der Schreckensherrschaft im Kinderzimmer. Mein Ansatz ist es, meinem Sohn ein gutes Vorbild zu sein und ihm die Dinge, die ich tue und erwarte, zu erklären.
Natürlich könnte ich befehlen, dass der Müll getrennt wird. Dann hört mein Kind darauf und tut es, weil ich es möchte. Mein Wunsch ist es aber, dass mein Sohn später einmal nach bestimmten Werten lebt, weil er es so will. Damit mir das gelingt, versuche ich so viel es geht zu erklären.
Fazit: Erziehung ist kein Selbstläufer
Retrospektiv betrachtet muss ich ehrlich zugeben, dass mein Spross mit seinen zehn Jahren deutlich weiter ist, als ich es zu diesem Zeitpunkt war. Ein Selbstläufer war und ist das aber nicht. Auch wir diskutieren, streiten und weinen sogar mal zusammen.
Vielleicht sollten wir einfach den Anspruch an uns selbst gelegentlich überdenken. Wir müssen keine perfekten Eltern sein, unsere Aufgabe besteht lediglich darin, die richtigen Werte so authentisch und ehrlich wie möglich zu vermitteln.
Bilder © Shutterstock
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