Mark Zuckerberg möchte mit Metaverse eine neue virtuelle Realität erschaffen und sieht darin die Zukunft des Internets. Das Metaverse birgt für die Nutzer:innen aber nicht nur neue Chancen und Möglichkeiten, sondern auch Gefahren. Denn bereits nach dem Launch von einigen VR-Apps, mit denen man im Metaverse spielen und interagieren kann, kam es bereits zu sexuellen Übergriffen und Belästigungen – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.
Erste sexuelle Übergriffe in Metaverse
Erst Anfang Dezember hat Meta seine neue VR-Plattform „Horizon Worlds“ gelauncht. Kurz darauf sollen erste sexuelle Übergriffe auf der Plattform bekannt geworden sein. Ein anonymer Nutzer soll sich dabei beispielsweise dem virtuellen Avatar einer Beta-Testerin genähert und diesen virtuell begrapscht haben. Andere Anwesende hätten sein Verhalten dabei offenbar gebilligt und unterstützt.
I spent a couple weeks mingling with strangers in the metaverse to see what socializing was like in Mark Zuckerberg’s vision of the future.
It was fun, but also quickly became creepy when others noticed I was female. Social VR has some challenges ahead. https://t.co/OLJWbwUBq9
— Parmy Olson (@parmy) December 15, 2021
Die Bloomberg-Journalistin Parmy Olson machte offenbar ähnliche Erfahrungen. Kurz nachdem sie die sogenannte Plaza von „Horizon Worlds“ betreten habe, kamen mehrere männliche Avatare auf sie zu, bedrängten sie, flüsterten ihr ins Ohr und nahmen Fotos von ihrem Avatar auf. Dabei habe sie sich unwohl gefühlt und „als wäre sie das Objekt eines Experiments“.
Metaverse ist nicht sicher für Kinder
Besonders erschreckend ist auch der Fall einer BBC-Journalistin, die sich im Zuge einer Investigativ-Recherche als 13-jähriges Mädchen ausgab. Dabei beobachtete die Reporterin unter anderem Grooming – die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht –, bekam grafisches sexuelles Bildmaterial zu sehen, wurde Zeugin rassistischer Beleidigungen sowie einer Vergewaltigungsdrohung.
In der App „VR Chat“ besuchte die BBC-Reporterin Virtual-Reality-Räume, in denen Avatare Sex simulierten. Ihr Avatar wurde von zahlreichen erwachsenen Männern angesprochen, ihr wurden Sexspielzeuge sowie Kondome gezeigt. Ein Mann hätte sie darauf aufmerksam gemacht, dass Avatare „sich ausziehen und unaussprechliche Dinge tun können“. Andere männliche Nutzer hätten wiederum von „erotischen Rollenspielen“ gesprochen und sie ermutigt an VR-Sex-Aktionen teilzunehmen.
BBC News nahm außerdem Kontakt zu einem Sicherheitsaktivisten auf, der monatelang über die App „VR Chat“ recherchiert hat und nun seine Videos auf YouTube veröffentlicht. Kinder erzählten dem Aktivisten, dass diese von Groomern angesprochen und zum virtuellen Sex genötigt wurden. Dabei hätten sie gewisse sexuelle Handlungen und Bewegungen ausführen und nachspielen müssen.
Virtuelle Belästigung hat reale Konsequenzen für die Opfer
Metaverse findet zwar in der virtuellen Welt statt, die sexuellen Belästigungen und Übergriffe haben dennoch reale Konsequenzen für die Opfer und können gravierende Schäden nach sich ziehen. Denn die Räume der virtuellen Realität sind so konzipiert, dass sich die Erfahrungen und Erlebnisse für die Nutzer:innen möglichst real anfühlen.
VR würde deshalb die gleichen psychologischen Effekte auslösen. Oft sind psychosomatische Ängste oder starke emotionale Reaktionen für Opfer die Folge. Somit sind die Auswirkungen zwischen einer virtuellen Belästigung und einem realen Angriff tatsächlich sehr ähnlich. Im Vergleich zu der Kommentarfunktion in einem sozialen Netzwerk können durch die dreidimensionale Sichtweise und die Ich-Perspektive im Metaverse intime Annährungen noch intensiver und stärker wirken.
Die Safe Zone im Metaverse soll vor sexuellen Übergriffen schützen
Eine Feature namens „Safe Zone“ soll in Zukunft vor solchen Angriffen schützen. Die Safe Zone ist ein Teil von mehreren Sicherheitsfunktionen, die in dem virtuellen Raum eingerichtet wurde. Eine Art Schutzblase, die von den User:innen aktiviert werden kann, wenn sie sich belästigt oder bedroht fühlen. So können andere Avatare nicht mehr mit den Opfern sprechen, mit ihnen agieren oder diese berühren, wenn die Funktion aktiviert ist.
Nichtsdestotrotz soll Meta durch das Bereitstellen dieser Sicherheitsfunktionen nicht aus der Verantwortung gezogen werden. Denn bei einem Übergriff könnte auch ein sogenannter Freeze-Zustand eintreten, der das Opfer lähmt und eine eingreifende Handlung unmöglich macht.
Meta muss sich in Zukunft Gedanken darüber machen, wie Menschen in virtuellen Räumen bestmöglich geschützt werden können. Dabei geht es vor allem um eine Null-Toleranz-Politik gegenüber sexuellen, rassistischen und beleidigenden Übergriffen. Die Sicherheitstools sind zwar wichtig, doch diese alleine werden nicht ausreichen. Menschen, die in der virtuellen Welt straffällig werden, müssen auch die Konsequenzen davon zu spüren bekommen. Das würden sie in der realen Welt schließlich auch. Denn es liegt nicht in der Verantwortung der NutzerInnen auf sich selbst aufzupassen, sondern in der Verantwortung von Meta für einen sicheren und geschützten virtuellen Raum zu garantieren.
Titelbild © Shutterstock
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