Sommer, Sangria, Sonnenschein. Spanien ist nicht nur ein beliebter Urlaubsort, sondern hat auch kulturell, kulinarisch sowie historisch so einiges zu bieten. Doch hinter Tapas, Urlaubsfeeling und Tinto de Verano verbirgt sich eine Schattenseite, der jährlich 50.000 bis -100.000 spanische Windhunde zum Opfer fallen. Die Jagd mit Windhunden ist in Europa generell verboten. In Spanien gelten diesbezüglich jedoch andere Gesetze, denn Jagdhunde finden dort keinen Platz im Tierschutzgesetz. Regionen wie Kastilien, La Mancha, Leon und Andalusien ehren eine Jagd-Tradition, die mit unsäglichem Tierleid einhergeht.
„Galgueros“ nennen sich die spanischen Jäger
In kalten Kellern oder Hinterhöfen werden die Hunde von den zuständigen Besitzern gezüchtet, obwohl diese Art der Zucht eher einer unkontrollierten Vermehrung gleicht. Die strenge Selektion beginnt bereits in jungen Jahren. Die schwachen Welpen und Junghunde werden nicht weiter gefüttert und die starken zur Gänze für die Hetzjagd von Hasen oder für privat organisierte Hunderennen missbraucht.
Hat der Galgo bei der Jagd versagt, ist gestürzt oder zusammengebrochen, hat sein Jäger keinen Nutzen mehr an dem Tier. Der Hund wird nicht mehr gefüttert, abgegeben oder ausgesetzt. Der Chip wird dabei oft bei lebendigem Leibe mit einem Messer entfernt.
Das Training:
Bevor es auf das Feld geht, werden die Hunde vorbereitet. Kondition, Geschicklichkeit, Ausdauer. Das Ziel ist, in kurzer Zeit Höchstleistung zu erreichen. Dafür werden Galgos an ein Moped oder ein Auto angebunden und müssen die Geschwindigkeit halten. Wenn einer der Hunde dabei stirbt, wird er nachgeschliffen.
Eine andere Methode ist das Training in einer Art Karussell, in dem die Galgos an Eisenstangen gebunden werden und im Kreis laufen müssen. Die offiziellen Jagden werden als Wettkämpfe ausgetragen und der erlegte Hase nicht verwertet. Organisationen wie unter anderem der FEG (Federacion Española del Galgos) beschenkt den Galguero des schnellsten Galgos mit dem „Copa del Rey“, dem Königspokal, sowie einem satten Preisgeld.
Neben den offiziellen Veranstaltungen finden sich auch zahlreiche inoffiziell organisierte Treffen.
Die Hetzjagd:
Die Windhunde werden auf einem trockenen Feld von ihrem Galguero losgelassen, sobald ein Hase erspäht wird. Sie jagen im Rudel und nehmen eine Geschwindigkeit von bis zu 60-80 km/h auf. Der Windhund, der eine Abkürzung nimmt, statt der Route des Hasen zu folgen, sowie derjenige, der den Hasen entwischen lässt, hat in den meisten Fällen nicht nur einen Kreislaufzusammenbruch, gebrochene Beine und einen Hitzschlag. Zudem hat er auch noch die Ehre seines Jägers verletzt.
Das Leben nach der Jagd: wie geht es für die Galgos weiter?
Der spanische Windhund Galgo Español zählt zu den ältesten Hunderassen. Er wurde bereits 600 v. Chr. von den Kelten gezüchtet und nach der Unterwerfung durch die Römer übernommen. In der römischen Provinz Hispania erhielt er den Namen „Canis Gallicus“. Im 16.,17. und 18. Jahrhundert wurde er auch nach England und Irland exportiert. Ein Abfallprodukt in Spanien, ein treuer Wegbegleiter im Alltag.
Tierschützer setzen sich seit vielen Jahren für ein Umdenken ein und haben Auffangstationen errichtet, die sich in Spanien vor allem auf das Leid der Galgos konzentrieren. Einige Galgueros haben erkannt, dass der spanische Windhund vor allem in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und auch in Spanien selbst gerne und oft als Haustier gehalten wird und geben diese zumindest immer öfter in einer Auffangstation oder einer Perrera (spanisch für: Tötungsstation) ab.
Dort werden die Galgos entweder aufgepäppelt oder eingeschläfert, falls die Verletzungen zu groß sind. Trotz ihrer Vergangenheit sind sie oft nach wie vor offen und zutraulich und können sozialisiert und zur Adoption freigegeben werden. Der Galgo Español ist edel, sensibel und ruhig, sowie zutraulich, fröhlich und sozial. Unangenehme Situationen werden gemieden.
Mit regelmäßiger Bewegung und Geduld wird aus einem ängstlichen Galgo aus dem Tierschutz in Windeseile ein treuer Weggefährte.
Spanische Traditionen und das Tierleid
Die Windhundzucht ist dabei nicht das einzige Phänomen in Spanien, dass den Tierschutz mit Füßen tritt. Hier eine unrühmliche Liste mehr als fragwürdiger Traditionen.
Der Stierkampf
Die ersten Stierkämpfe gab es bereits im Mittelalter. Ob traditionell in einer Arena, auf der Flucht vor einer Rinderherde oder auch umgeben von einem „brennenden Stier“— in vielen Teilen Spaniens möchte man diese Tradition nicht missen. Auch hinter dieser Tierquälerei steckt für Spanier nicht nur ein Ritual, sondern auch ein Preisgeld. Kaum ein Matador kommt ohne Verletzungen davon. Trotz der Hinrichtung von circa 40.000 Stieren jedes Jahr ist die Geldsumme von 2,5 Milliarden Euro jährlich, sowie 200.000 Arbeitsplätze, die der Stierkampf mit sich bringt, lukrativer, als ein gemeinsames Miteinander für Mensch und Tier zu finden.
Galgo Español und das Klavier
Dem Stierkampf ähnlich ist die Methode des „Klavierspielens“. Wird der Hund den Erwartungen nicht gerecht, wird er oft gehängt. Mit den Pfoten voran, damit das Ersticken länger dauert und er für seine herbeigebrachte Enttäuschung mit Qualen bezahlt. Diese Vorgehensweise wird verharmlosend als „Klavierspielen“ bezeichnet.
Das Wachtelschießen
Beim Turnier „Virgin del Pilar“ in einer Ortschaft bei Alicante dienen Wachteln als Zielscheibe. Die Vögel werden durch ein dafür vorgesehenes Rohr in die Luft katapultiert und abgeschossen. Das Tierschutzgesetz hat diese Tradition in der Region der Balearen mittlerweile verboten. Leider ohne Erfolg, denn der Ort wurde von den Teilnehmern einfach geändert. Das „Wachtelschießen“ findet nun am Festland in Valencia statt.
Der Truthahn-Wurf von Kirchturm
Weitere Tradition hat dieser Brauch: Die Bewohner*innen der andalusischen Gemeinde Cazalilla im Süden Spaniens werfen jedes Jahr zum Gedenktag des Heiligen Blasius am 3. Februar einen Truthahn vom Turm der Kirche Santa Maria Magdalena. Auch wenn schon gegen diese Tradition geklagt worden ist, sah das Gericht keine Anzeichen für Tierquälerei. Das Tier müsse nicht leiden, so das Urteil.
Fazit
Ob den Tieren unwürdiges Eselreiten in Griechenland (Tourismus), ungerechte Landwirtschaft (Ernährung) oder fragwürdige Traditionen angetan werden. Die Menschen haben noch so einigen Nachhol- und Aufholbedarf, wenn man eine respektvolle Koexistenz von Mensch und Tier als Ziel ausgeschrieben hat.
Titelbild © David Dunst
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