Etliche Konzerne zerstören mit ihren Produkten die Umwelt, gefährden Menschenleben und Tierwohl. Scheinbar geläutert von ihren Verfehlungen – haha! – fangen sie an, neue Geschäftsmodelle zu verfolgen. Für eine nachhaltigere und bessere Welt, so die Behauptung. Mit besser werden ist jedoch nur der eigene Gewinn gemeint.
Bayer kauft Monsanto
Es ist immer noch vielen ein Rätsel, warum der Weltkonzern Bayer 2016 den großen, aber sehr umstrittenen Chemiekonzern Monsanto für 66 Milliarden US-Dollar aufgekauft hat. Letzterer stand nämlich damals schon länger wegen des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat unter Druck. Ein Mittel, das laut der Krebsforschungsagentur der WHO „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ ist.
Aber nicht nur das. Auch die negativen Folgen von Glyphosat für Tier- und Pflanzenwelt sind enorm. Das Pflanzenschutzmittel sorgt nämlich für das gravierende Artensterben in der Agrarlandschaft. Eine Studie aus dem Jahre 2018 legt sogar nahe, dass Glyphosat eine wichtige Ursache für das weltweite Bienensterben sein könnte. Dabei ist Glyphosat in der Landwirtschaft ersetzbar, wie man weiß, vor allem durch Pflüge und Grubber.
Während Glyphosat in Deutschland in der konventionellen Landwirtschaft sowie auf kommunalen und privaten Flächen angewendet werden darf. Hat sich der österreichische Nationalrat hierzulande für ein Teilverbot ausgesprochen. Somit „darf das Pflanzenschutzmittel nicht mehr in jenen Bereichen verwendet werden, die in der Öffentlichkeit als besonders sensibel wahrgenommen werden. Davon umfasst sind unter anderem die nicht berufliche Verwendung, der Haus- und Kleingartenbereich sowie der Einsatz auf Flächen, die von der Allgemeinheit oder von gefährdeten Personengruppen genutzt werden“, heißt es.
© Ausschnitt der taz-Titelseite vom 24.10.2018
Bayer verursacht Krebs, behandelt es aber auch!
Aber zurück zum Thema: Nach der Übernahme von Monsanto ist die Firma Bayer nicht nur der Hersteller von Glyphosat, das Lymphdrüsenkrebs verursachen kann. Der deutsche Konzern ist wiederum selbst auch Hersteller des Krebsmedikaments „Aliqopa“. Ein Mittel, das speziell zur Behandlung von eben dieser Krebsform entwickelt wurde.
Man darf also behaupten: Bayer verursacht Lymphdrüsenkrebs und behandelt es auch gleich. „Das Krebs-Rundum-Sorglos-Paket, ein lukratives Geschäftsmodell“, erklärt Bernd Hontschik in seinem Buch Heile und Herrsche. Ein Sachverhalt, den man rechtlich gesehen, auch genauso beim Namen nennen darf. Denn Ende 2018 nahm die Berliner Zeitung taz dieses perverse Geschäftsmodell aufs Korn. Bayer klagte natürlich. Verlor jedoch. Man darf diese perverse Win-win-Situation also sogar rechtlich gesehen ruhig beim Namen nennen.
Philip Morris auf den Spuren von Bayer
Doch nicht nur das deutsche Unternehmen Bayer, auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert in ein solches Win-win-Geschäftsmodell. Das US-Unternehmen will nämlich die Pharmafirma Vectura kaufen. Für 1,4 Milliarden US-Dollar! Vectura hat Inhalationstechnologien entwickelt, mit denen Asthma, COPD und andere durch Rauchen verursachte Lungenschäden behandelt werden können.
Natürlich geht es Philip Morris dabei nicht ums Geld. Denn das erklärte Ziel dieser Übernahme basiert auf dem „starken Verständnis von Aerosolisation und Atemwegs-Technologie“. Man kombiniere „Expertise in Biowissenschaften und Inhalationstechnologie, natürliche Zutaten und Erfahrungen, wie man das Konsumentenverhalten ändert“.
Ein Konzern, der über die Jahrzehnte Lungenerkrankungen verursacht hat, profitiert nun von Geschäften mit Lungenerkrankungen. Eine perfekte Win-win-Situation, möchte man meinen. Man darf angesichts dieser Entwicklungen durchaus gespannt sein. Und zwar auf das nächste „Rundum-Sorglos-Paket“ eines weiteren, in der Kritik stehenden Konzerns.
Titelbild © Shutterstock
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