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Shudu Gram ist ein international tätiges Supermodel. Und doch gibt es sie nicht – sie ist computergeneriert. Geht das zu weit oder kann es als digitales Kunstprojekt gesehen werden?
Schon Mal was von Shudu Gram gehört? Sie ist das erste digitale Supermodel, so nennt sie zumindest ihr Erfinder und Designer Cameron-James Wilson. Der Fashion Fotograf erschuf das computeranimierte Model im April 2017. Seitdem erhielt sie viel Aufmerksamkeit und ist tatsächlich als Model und virtuelle Influencerin tätig. Auf Instagram hat sie über 200.000 FollowerInnen.
Shudu Gram schürt unrealistische Schönheitsideale
Es ist tatsächlich verblüffend, wie echt Shudu Gram aussieht. Selbst nach längerem Hinschauen ist kaum ein Unterschied zu echten Editorial-Shots festzustellen. Was aber auch auffallend ist: ihre makellose Haut, ihr symmetrisches Gesicht, ihr normschöner Körper. Sie ist fast schon zu perfekt. Die Reaktion auf Shudu Gram fiel daher nicht nur positiv aus. KritikerInnen sehen in computergenerierten Supermodels die Gefahr, unrealistische Schönheitsideale einmal mehr zu bewerben. Shudu Grams Aussehen sei ein perfektes Beispiel dafür.
Was vielen Menschen auch nicht gefällt: Shudu Gram ist eine schwarze Frau, ihr Erfinder ein weißer Mann. Sie sei die unrealistische Vorstellung eines weißen Mannes, wie eine schwarze Frau auszusehen hätte. Tatsächlich sieht Shudu Gram der Barbie-Puppe „Princess of South Africa“ ziemlich ähnlich. Und eine Barbie Puppe ist wohl kein realistisches Vorbild.
Darf eine Computeranimation Geld verdienen?
Wenn Shudu Gram Aufträge für Fotoshootings und Fashion Shows erhält, bekommt sie diese natürlich auch bezahlt. Also, ihr Erfinder Cameron-James Wilson halt. Ihr schmeckt schon den schlechten Beigeschmack? Klar, echten Models ist dieser Projekt ein Dorn im Auge.
Der Modelmarkt ist bekanntlich ohnehin schon kein leichter: es gibt viel zu wenige Jobs für viel zu viele AnwärterInnen. Und jetzt nimmt den Models auch noch eine Computeranimation die Jobs weg und kassiert womöglich auch noch mehr Geld dafür?
Digitale Models: bald Normalität?
Naja. Dass digitale Supermodels einmal mehr zur Verbreitung unrealistischer Schönheitsideale beitragen, kann durchaus sehr kritisch gesehen werden. Dass sie eine spürbare Konkurrenz für echte Models werden, ist aber eher unwahrscheinlich. Es ist sicher nicht billiger, eine derart realistische Animation zu entwerfen, als ein echtes Model zu buchen (wie gesagt, der Markt ist groß, die Bezahlung oft schlecht). Und: Computeranimationen in Filmen haben echte SchauspielerInnen auch nicht abgelöst, oder?
Viel problematischer ist es, wenn Fotos echter Models so stark bearbeitet werden, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen sind. Bei Shudu Gram wissen wir, dass sie fake ist. Wir vergleichen unser Aussehen nicht mit ihrem. Sehen wir echte Models auf Magazincovern, vergleichen wir uns sehr wohl mit ihnen. Deren makellose Haut und perfekt liegende Haare sind aber mindestens genauso fake, wie die des digitalen und animierten Models.
Wie weit darf Digitalisierung also gehen? Shudu Gram ist ein digitales Kunstprojekt. Sie und andere „virtuelle InfluencerInnen“ wie Lil Miquela zeigen, wie realistisch Computeranimationen mittlerweile aussehen können. So lange klar aufgezeigt wird, dass es sich um keinen echten Menschen handelt, sind digitale Supermodels nicht mehr, aber auch nicht weniger kritisch zu sehen, als Computeranimationen in Video Games, Filmen oder Serien.
Titelbild Credits: shudu.gram, Instagram
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