Ganz klar zeigt sich, dass im Herbst diverse Streaming Anbieter um eine Krone rittern: die Gunst des Publikums. Das Ziel: Die Nutzer*innen zu halten und den anderen Anbietern die ihren vielleicht abspenstig zu machen. Star Wars: Andor von Disney+, die Herr der Ringe-Serie Die Ringe der Macht von Amazon Prime und dann House of the Dragon. Über die ersten beiden haben wir berichtet. Doch was kann der Game of Thrones-Ableger?
House of the Dragon oder Game of Thrones und die großen Fußstapfen
Game of Thrones kennen wir. War legendär, wie auch gewalttätig und explizit in seinen Darstellungen. Ob die Serie sich jedoch noch in einigen Jahrzehnten unter dem Terminus „Kultserie“ halten wird können, wird die Zeit uns lehren.
Wie dem auch sei. In einem Zeitalter der Remakes und der unerbittlichen Ausschlachtung potenzieller Erfolge war klar, dass HBO aus dieser Richtung noch so einiges bringen wird. Wie Breaking Bad mit seinem Better Call Saul. Hat nun auch Game of Thrones sein Spin Off bekommen: House of the Dragon.
Die Zielgerade – House of the Dragon, Herr der Ringe und Star Wars: Andor
Gerade rechtzeitig, möchte man meinen. Rechtzeitig zu den Veröffentlichungen der Herr der Ringe-Serie auf Amazon Prime und Star Wars: Andor auf Disney+, hat auch Sky bzw. HBO House of the Dragon vorgelegt. Alle Folgen kommen natürlich nicht gebündelt als Binge-Watching-Goodie daher, sondern, ganz klassisch, werden im wöchentlichen Rhythmus ausgestrahlt.
Die Idee dahinter? Ganz klar, die Nutzer*innen länger an das jeweilige Streaming-Portal zu binden. Man bedenke: Will man sich eine Serie zur Gänze gönnen, bei der alle Folgen auf einmal konsumierbar sind, reicht ein Monatsabo! Bei 12 Folgen a jede Woche eine, muss man da schon drei Monate bezahlen. Und drei Monate sind eine Menge Zeit, die die Streaming-Anbieter haben, um die nächste vermeintliche must see-Serie rauszuhauen.
Was kann House of the Dragon?
Der Game of Thrones-Ableger punktet vor allem bei der opulenten Ausstattung. Das Design ist äußerst gelungen. Die Stofflichkeit der Kostüme wird hervorragend eingefangen. Ästhetisch ist das Setting extrem überzeugend und schafft sogar eine Form greifbarer Materialität, wie Wolfgang M. Schmitt von der Filmanalyse bemerkt.
Auch was die Außenaufnahmen betrifft, ist man gereift. Die Serie pendelt jedoch bei der Ästhetik ein wenig zwischen Fantasy-Klitsche und Mittelalterfilm. Sei es drum. Was die Bildarbeit angeht, ist House of the Dragon um einiges reifer und besser als Game of Thrones. Das kann man getrost zugeben. Was aber macht die Story?
Die Story. Das ist das große Problem. Oder nicht wirklich Problem – es kommt vermutlich darauf an, was man genau sehen will. Im Grunde geht es in House of the Dragon (wie auch beim Vorgänger) um die Selbsterhaltung der Macht. Wie schon in Games of Thrones werden moralisch extrem flexibel die eigenen Interessen vertreten. Alles ist erlaubt, solange es dem eigenen Machterhalt dient.
House of the Dragon und das Problem
Von Game of Thrones hat man nicht genug bekommen und das, obwohl die letzten Staffeln nicht mehr ganz so großartig waren. Da sind die Fans sich mehr oder weniger einig. Und House of the Dragon?
Dem Konkurrenzprodukt Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht ist der HBO-Ableger durchaus vorzuziehen. House of the Dragon ist ganz ansehnlich, unterhaltsam und durchaus sehr gut gemacht. Und nach der schleppend verlaufenden ersten Folge geht es im durchaus annehmbaren Tempo weiter, wie üblich natürlich künstlich gestreckt. Aber das ist nur eine Notiz am Rande.
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Das Problem bei House of the Dragon ist jedoch: Man sieht leider nichts, was man nicht schon einmal irgendwo gesehen hat. Wo? In Game of Thrones natürlich. So wird der Vorgänger nicht wirklich übertroffen. Vielleicht von der Aufmachung und Ausstattung her. Doch was wir hier sehen müssen ist, inhaltlich zumindest, mehr oder weniger, eine reine Wiederholung.
Die Komplexität des Inhalts, aber auch bedauerlicherweise jene der Figuren, ist House of the Dragon sogar erschreckend einfacher gestrickt als Game of Thrones. Da sich die Erzählung nur um das Haus Targaryen dreht und die Figuren schauspielerisch nicht allzu stark ausgearbeitet werden, wie es der Vorgänger noch so gut gemacht hat, gibt es hier eindeutig noch Nachholbedarf.
Gewalt, Amoralität, erbitterte Machtkämpfe um den Thron
House of the Dragon zeigt in gewohnter Manier explizite Bilder von Gewalt und die Amoralität erbitterter Machtkämpfe, die rein egoistischen Interessen folgt und keinen höheren Werten. Das alles ist bei House of the Dragon durchaus überzeugend und auch recht ansehnlich (wenn man sich Gewalt gerne ansehen möchte, natürlich!). Im Kontrast dazu gibt es bei der Der Herr der Ringe-Serie ja ganz eindeutig die Guten und die Bösen.
Dennoch wird man zu oft an Game of Thrones erinnert. Klar, ist ein Prequel. Aber Star Wars: Andor ist in diesem Sinne auch ein Prequel, dort wird aber auf Anspielungen in die, den Zusehenden schon bekannte Zukunft, gekonnt verzichtet. Und die Serie kann für sich alleine stehen. Ist sogar komplett unabhängig und emanzipiert von allen anderen Star Wars-Spin-offs. Und das ist das Großartige daran.
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House of the Dragon – zu starke Anlehnung an Game of Thrones
House of the Dragon ist da zu sehr an Games of Thrones gekoppelt. Will man wirklich etwas über einen „prophetischen Traum hören, über eine große Bedrohung aus dem Norden in Form eines schrecklichen Winters, die nur besiegt werden kann, wenn ein Targaryen auf dem Eisernen Thron sitzt“ – Liebe Grüße, GoT? Man weiß ja eh, was kommt.
Durchaus kann man die heutigen Machtverhältnisse in die Serie hineininterpretieren. Klar, das konnte man aber schon bei Game of Thrones. Was das betrifft, sind sich die beiden HBO-Größen leider zu ähnlich. Wenn es bei Ersterer nicht sogar ein wenig mehr um intrigantes Soap-Opera-Geplänkel geht und weniger um strategische und geopolitische Überlegungen. Beide Serien sind im Grunde patriarchal erzählte Storys, in denen sich eine Frau in einem toxisch männlichen Universum zu behaupten zu versucht.
Fazit
Ein Fotofinish auf der Zielgeraden wurde erwartet. Noch sind wir mittendrin. Mehr als die Hälfte der Folgen von House of the Dragon und Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht kann man sich schon ansehen. Doch schon jetzt kann man sehen und auch sagen, dass HBOs GoT-Ableger besser ist als die Herr der Ringe-Serie von Amazon. Obwohl es im Grunde eine etwas schwächere und zähere Wiederholung von Game of Thrones ist.
Wer eine solche Wiederholung von Game of Thrones haben will, der wird sie mit House of the Dragon auch bekommen – und ja, glücklich werden damit. Wer mehr will, als die Wiederholung (Fortsetzung wäre ein zu starkes Wort!) wird das nächste Level hier nicht finden. Was dieses Übertreffen betrifft, ist unter den drei vermeintlichen Super-Serien Star Wars: Andor eindeutig die beste Serie von allen. Wenn man sich etwas unbedingt ansehen sollte, dann das!
Titelbild © Home Box Office, Inc. All rights reserved.
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