Pudern, Knödeln, Liebe machen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die meisten von uns lieben „Es“, wollen und können nicht ohne. Manche schlittern jedoch in die Hypersexualität. Bedeutet: Ihr Alltag wird von Sex dominiert und negativ beeinflusst. Diagnose: Sexsucht.
Erotische Fantasien und exzessiver Pornografiekonsum
Betroffene haben oft erotische Fantasien, können nicht die Hände von sich lassen, konsumieren exzessiv Pornografie und suchen ständig nach dem neuen Kick. Wenn die Lust zum Zwang wird, spricht man von Hypersexualität, auch bekannt als Sexsucht.
Hypersexualität gehört zu den Verhaltenssüchten, genauso wie Spiel- und Kaufsucht. Die Abhängigkeit hat häufig folgenschwere Auswirkungen. Die Betroffenen können dem Drang, sexuell aktiv zu werden, nur schwer widerstehen.
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Sexsucht: Die schleichende Abhängigkeit
Keine*r wird sexsüchtig geboren. Wie bei jeder Sucht beginnt die Abhängigkeit schleichend. Sie hat meistens mehrere Ursachen und Auslöser, wie das eigene Sex-Verhalten, die Kindheit, Depressionen oder Traumata und Missbrauch. Zudem ist es genetisch veranlagt, wie anfällig Personen für Suchterkrankungen sind.
Guter Sex wirkt wie eine Droge. Er aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn, ähnlich wie Alkohol oder Kokain. Wird gebimst, um eine innere Leere zu füllen oder Sorgen und Problemen zu entfliehen, kann sich eine Sucht entwickeln. Psychische Erkrankungen wie Depressionen begünstigen die Hypersexualität.
Missbrauch und Gewalt sind auch mögliche Auslöser. Menschen, denen sexuelle Gewalt widerfahren ist, haben häufig ein problematisches Verhältnis zur Sexualität, was in Hypersexualität münden kann.
Der Sexentzug führt zwar nicht zu körperlichen Symptomen, aber zu psychischen. Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit können die Betroffenen plagen. Die Entzugserscheinungen sind schwerwiegend, da sie eine Verhaltensänderung behindern. Eine unbehandelte Sexsucht kann darüber hinaus die Persönlichkeit verändern und auch die Gesundheit kann darunter leiden.
Hypersexualität: Ab wann bin ich sexsüchtig?
Sexuell sehr aktiv sein und Abhängigkeit ist nicht dasselbe. Ob jemand viermal am Tag oder viermal im Monat Sex hat, ist nicht entscheidend – jede*r hat unterschiedliche Bedürfnisse. Auch haben Betroffene nicht unbedingt einen „Kink“ oder einen Fetisch. Der Kontrollverlust spielt eine Rolle, die damit verbundenen negativen Konsequenzen und die Einschränkung der eigenen Freiheit.
Vorsicht, Vorurteil: Nicht jede Frau, die ihre Wünsche offen kommuniziert oder sexuell (besonders) aktiv ist, ist sexsüchtig. Nymphomanin ist ein Wort, das dabei häufig abschätzend fällt. Es ist eigentlich nur die Fachbezeichnung für weibliche Personen, die an Hypersexualität leiden. Allerdings wird der Begriff oft beleidigen verwendet, weswegen er im wissenschaftlichen und medizinischen Bereich nicht mehr gebraucht wird. Das männliche Pendant dazu ist Satyriasis.
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Sex mit Nebenwirkung
Die Gedanken von Sexsüchtigen kreisen häufig um das Eine. Interesse an allem anderen schwindet. Hobbys werden vernachlässigt, genauso wie Freundschaften. Im Beruf läuft es nicht mehr rund, Ausbildungen werden nebensächlich. Der Bezug zur Realität geht verloren. Ein beträchtlicher Anteil des Tages wird mit Masturbieren, Sex-Träumen, Geschlechtsverkehr oder Pornografie verbracht.
Vor allem wirkt sich die Hypersexualität negativ auf Beziehungen aus. Die Betroffenen wollen meistens mehr Sex als die Partner*innen. Gleichzeitig verlieren sie schnell das Interesse an der einen Person. Der Sex ist nicht mehr befriedigenden. Monogame Beziehungen (einzuhalten) ist schwierig. Das Verlangen nach mehr ist zwanghaft, das sexuelle Verhalten nicht kontrollierbar. Das Gefühl „immer mehr zu brauchen“ ist der tagtägliche Begleiter. Völlig befriedigt sind Menschen, die an Sexsucht leiden, nie. Der*die Betroffene leidet, kann sich aber gleichzeitig nicht bändigen.
Hypersexualität führt auch zu einem übermäßigen Pornokonsum. Potenzprobleme und Depressionen können die Folge sein. Mehr dazu erfahrt ihr hier: Pornosucht, wenn Masturbation zu Droge wird. Durch häufiges Masturbieren sinkt die Empfindsamkeit beim Sex – einen Orgasmus zu bekommen wird schwieriger.
Sexsucht kann leider auch in kriminellem Verhalten münden, wie Voyeurismus oder sexuelle Übergriffe.
Sexsucht-Therapie
Die Diagnose Sexsucht ist nicht einfach. Sex und vor allem Hypersexualität sind in der breiten Öffentlichkeit immer noch Tabuthemen. Scham- und Schuldgefühle hindern viele Betroffene daran, sich mit ihrer Abhängigkeit auseinanderzusetzen und sich anderen anzuvertrauen. Der erste Schritt, eine Sucht zu überwinden, ist die Einsicht, dass man ein Problem hat. Über die Sucht reden, sich Unterstützung und Hilfe holen, hilft.
Bei Selbsthilfegruppen haben die Betroffenen die Möglichkeit, offen über ihre Probleme zu reden und sich mit anderen auszutauschen. In Österreich gibt es zum Beispiel die Anonymen Sexaholiker. „Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, die Lüsternheit aufzugeben und sexuell nüchtern zu werden“, schreiben sie auf ihrer Website.
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Hypersexualität und ihre Heilungschancen
Die Heilungschancen sind vor allem mit einer begleitenden Therapie sehr gut. Für die Diagnose:Sexsucht müssen die Symptome mindestens sechs Monate bestehen. Es wird hauptsächlich verhaltenstherapeutisch gearbeitet. Dabei soll wieder Kontrolle über das sexuelle Verhalten gewonnen und die zerstörerischen Auswirkungen auf das Leben minimiert werden.
Bei einer Verhaltenstherapie wird erforscht, welche Rolle Sex als Suchtmittel spielt. Welche Bedürfnisse werden gedeckt? Hilft der Sex, die innere Leere zu füllen oder bei der Bewältigung von Ängsten? Steigert der Geschlechtsverkehr kaputte Selbstwertgefühle? Betroffene sollen ihre Gefühle wahr- und annehmen, dabei aber auch an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten. Der Umgang mit der Lust und dem Trieb soll sich normalisieren.
Dabei sind Einzel- und Gruppensitzungen möglich. Bei einem großen Leidensdruck können auch Medikamente wie Antidepressiva unterstützend eingesetzt werden. Die Kosten dafür können von den Krankenkassen übernommen werden. Allerdings dauert das Warten auf einen Kassen-Platz sehr lange.
Nie wieder Sex?
Bei einer Sexsucht-Therapie wird man nicht dazu gezwungen, für den Rest der Tage abstinent zu leben. Sex ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens und der Lebensqualität. Abstinenz löst das Problem nicht und ein Rückfall ist wahrscheinlicher.
Sexsucht-Fazit
Hypersexualität ist eine Verhaltenssucht. Aber nicht jede*r, die*der gerne und oft Sex hat, ist süchtig. Entscheidend ist, welche Auswirkungen das sexuelle Verhalten auf das eigene Leben hat. Entscheidend ist, ob Sex verwendet wird, um eine innere Leere zu füllen oder Probleme zu vergessen. Falls die Lust zum Zwang geworden ist, findet ihr bei Selbsthilfegruppen und Therapeut*innen Unterstützung.
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