Stoff vom Arzt? Suchtgifthandel im großen Stil. Zwei Mütter, deren Söhne durch Ärztehand an den Folgen ihrer Drogensucht starben, erzählen ihre Geschichte.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel dient ausschließlich als abschreckendes Beispiel, wie der Drogenkonsum enden kann. Wir distanzieren uns strikt vor Vorwürfen gegenüber der behandelnden Ärzte, Pharmaunternehmen, medizinischen Einrichtungen oder den Eltern. Die Interviews dienen ausschließlich der Aufklärung und wir hoffen, dass dieser Artikel ein Bewusstsein für die möglichen Folgen des Drogenkonsums schafft und hoffentlich wenigstens ein paar Leser ihren eigenen Drogenkonsum überdenken.
Der Dealer im Arztkittel
„Hey…hey du…brauchst was?“, der typische Dealer ist eine lichtscheue Gestalt. Zumindest in unserer Vorstellung.
Tatsächlich hat er zumeist einen Doktortitel und verschreibt tagtäglich die suchterzeugendsten Substanzen in irrwitzigen Dosen. Heroin und Kokain? Schon lange von Platz 1 verdrängt. Stattdessen finden sich unter den Top 10 der Drogen mittlerweile Substitute (Substitol, Munddidol, Subutex…) und Tranquilizer (Rohypnol, Somnubene,…). Allesamt legal. Interessant ist auch, dass diese legalen Mittel weit schwerer zu entziehen sind und beim injizieren – was trotz Verbotes sehr viele Süchtige tun – zu massiven Schäden im Körper führen. Warum also solche Medikamente? Nun ja, sie bringen Geld.
Ein spannendes Detail am Rande: viele Entzugseinrichtungen werden von Pharmaunternehmen gesponsert. Werbeanzeigen von einschlägigen Herstellern der Substitute werden auch oftmals in den Fachzeitschriften abgedruckt. Das entspricht in etwa einer Plakatwerbung eines Weinherstellers in einer Alkohol-Entzugs-Klinik. Was lernen wir daraus? Lest den Beipackzettel bevor ihr ein Medikament einnehmt!
Ich habe zwei verwaiste Mütter getroffen, deren Söhne aufgrund falscher Dosierung von Drogen-verschreibenden Ärzten starben. An legalen Drogen.
Sabine:
Eigentlich war es ein schöner Tag. Irgendwie war da allerdings dieses dumpfe Gefühl. Wie, wenn etwas in der Luft läge. Man sagt ja, dass das Band zwischen Mutter und Kind etwas ganz Besonderes wäre. Eine Mutter spürt, wenn das Kind sie braucht. Und am 9.11.2008 spürte ich so etwas.
Es begann als kribbelnde Unruhe und steigerte sich im Laufe des Tages zu einem bedrohlichen Gefühl. Mein Mann konnte aufgrund meines Gefühlschaos nur den Kopf schütteln. Ich verstand es selbst nicht. Es war doch alles gut. Mein Sohn war eben erst auf Revers aus dem Drogenentzug gekommen. In schlechtem Zustand, jedoch entgiftet. Mit einem Masterplan für sein neues Drogen-freies Leben. Alles war am richtigen Weg.
Eine Entdeckung, die keiner gerne macht
Bei meinem Sohn angekommen, war alles wie immer. Das Haus lag ruhig in der Sonne. Die Vögel zwitscherten aufgeregt, als ich zur Garage lief. Keine Ahnung, was mich plötzlich so in Panik verfallen ließ, dass ich los rannte. Sein Auto stand wie immer auf seinem Parkplatz. Ich spähte durch die Scheibe des hinteren Fensters. Dominique lag auf der Rückbank. Ich klopfte. Nichts! Keine Antwort. Mit meinem ganzen Gewicht rüttelte ich am Fahrzeug. Keine Reaktion!
Da packte ich einen Hammer, schlug die vordere Seitenscheibe ein, griff hinein und öffnete die hintere Türe. Das erste, was ich sah, waren diese rötlichen Flecken, die er am Oberkörper und auf den Armen hatte. Totenflecken – ich hatte so etwas vorher noch nie gesehen. Eines wusste ich aber sofort: Da ist etwas ganz Furchtbares passiert. Etwas, das nie hätte geschehen dürfen!
Ich packte Dominique irgendwie an und zog ihn aus seinem Auto. Ich schrie seinen Namen, gab ihm Ohrfeigen, in der Hoffnung, dass er sich endlich wieder rührte. Doch nichts geschah. Seine Haut fühlte sich auch schon kalt an. In Panik rannte ich aus der Garage, schrie den Hausmeister an, er solle sofort den Notarzt rufen. Danach weiß ich nur noch bruchstückhaft, was geschah.
Die Sanitäter und die Notärztin liefen in die Garage und nahmen mir meinen Sohn weg. Dann das weiße Tuch, das man über ihn legte. Mein Mann war inzwischen auch eingetroffen. Irgendwie schaffte man mich in den Notarztwagen, wo mir eine Injektion zur Beruhigung verabreicht wurde. Im Augenwinkel nahm ich noch die Kripo und das gelbe Absperrband war: „Achtung Tatort!“
Man brachte mich ins Krankenhaus, weg vom Tatort, auf dieselbe Station, die mein Sohn 3 Tage vorher auf Revers und in sehr schlechtem Zustand verlassen hatte. Mein Flehen, dass man ihn auf keinen Fall gehen lassen dürfe, half nicht, denn Dominique war ja volljährig und gegen seinen Willen durften die Ärzte und Schwestern ihn nicht behalten.
Dominique verstarb mit nur 23 Jahren, weil ein Arzt ihm eine viel zu hohe Dosis Substitol verschrieb.
Sabine verlor die Verhandlung gegen den verschreibenden Arzt, der einen – laut ihrer Aussage, es gilt die Unschuldsvermutung – florierenden Handel mit Suchtgift betrieb, aufgrund mehrerer Gutachten anderer Ärzte über diesen Fall. Die sogenannten Gutachter waren – ebenfalls laut ihrer Aussage – allesamt gute Freunde und Bekannte des angeklagten Arztes.
Anna (Name geändert):
Eigentlich war mein Sohn Michael in Sicherheit. Er war im Krankenhaus untergebracht und aufgrund seines exzessiven Cannabis-Konsums besachwaltet worden. Doch schon nach dem ersten Gespräch mit der behandelnden Ärztin bekam ich Zweifel. Man wollte ihm Substitol geben, ein Drogenersatzmittel, das eigentlich für Heroinabhängige konzipiert war. Heroinersatz bei einem Kiffer? Ich widersprach heftig. Auch mein Sohn schien damit nicht einverstanden. Im Vermerk des Behandlungsaktes stand, dass das Substitut auch unter Zwang verabreicht werden dürfe. Als ich anmerkte damit nicht einverstanden zu sein, wurde ich als Komplizin meines Sohnes bezeichnet und unsanft vor die Türe gesetzt.
Nur einen Tag nach diesem Gespräch wurde ich angerufen. Mein Sohn wurde reanimiert, lag danach im Koma – Überdosis. Verabreicht durch die behandelnde Ärztin. Sofort fuhr ich wie in Trance ins Spital. Dort lag ich stundenlang neben meinem Sohn im Krankenbett. Betete. Sang ihm Kinderlieder ins Ohr. Weinte. Bettelte ihn an nicht zu sterben. Mich nicht alleine zu lassen. Ich konnte ihm nicht mehr helfen.
Er starb am 4.5.2010 mit 21 Jahren.
Nach 7 Jahren andauernder Verhandlungen vor diversen Gerichtshöfen wurde der Mutter Recht gegeben und die behandelnden Ärzte verurteilt.
Anbei weiterführende Links zu Selbsthilfegruppen:
- Hilfe für Eltern www.elternkreis.at
- Hilfe für Süchtige www.dialog-on.at
Weitere qualifizierte Stellen sowie einen Erfahrungsbericht zum Cannabis-Konsum findest du hier.
Titelbild Credits: Shutterstock
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