Klimatarier entscheiden sich für eine klimabewusste Lebensweise. Sie stellen Umweltschutz in den Mittelpunkt ihres Denkens, Handelns und vor allem ihrer Ernährung. Regionalität spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die CO2 Bilanz. Damit der Blutdruck von Klimatarier:innen nicht durch die Decke schießt, dürfen Lebensmittel nur eine bestimmte Distanz zurücklegen, bevor sie konsumiert werden. Dabei spielt die sogenannte Zero-Miles-Philosophie eine tragende Rolle. Transportwege und lange Kühlketten verursachen nämlich umweltbelastende Schadstoffe wie CO₂. Dem versuchen Anhänger:innen der Klimatarier durch bewusstes Handeln entgegenzuwirken. Doch ist es nur ein sinnloser Trend oder kann die Philosophie der Klimatarier tatsächlich unsere Umwelt noch retten?
Philosophie der Klimatarier als Antwort auf die Umweltkatastrophe
Ja, es ist eine Katastrophe. Wir befinden uns als Gesellschaft im freien Fall. Und uns scheint dabei immer noch nicht bewusst zu sein, dass die Landung stets wichtiger als der Fall ist. Viel zu lange hat uns die „Bisher-lief-es-noch-ganz-gut“-Mentalität wohlig behaglich alle Zweifel beiseite wischen lassen. Lange wurde die Debatte über die völlig offensichtliche Klimaerwärmung von den dafür Verantwortlichen dominiert.
Das ganze lief so weit, dass die Wissenschaft mit der Autolobby über ihre Mitschuld am Phänomen der Klimaerwärmung streiten musste. Gewiefte Menschen der Industrie zauberten immer wieder Grafiken und Statistiken hervor, welche angeblich belegen sollten, dass Dino-Fürze die Welt genauso stark erhitzt hatten wie wir Menschen heutzutage durch die Produktionsweise und Produktionslogik der Moderne.
Mittlerweile ist der seriös-wissenschaftliche Diskurs aber an einem Punkt angekommen, an dem sich alle einig sein müssen. Ja meine Damen und Herren, wir haben es als Gesellschaft komplett versemmelt. Es ist schon längst 5 nach 12. Die Debatte dreht sich mittlerweile hauptsächlich um Schadensbegrenzung. Wie viel des angerichteten Schadens an der Umwelt und an unserem Lebensraum können wir noch stoppen?
Vielen scheint das seit Jahren immer deutlicher bewusst zu werden. Egal ob einzeln oder in der Gruppe organisiert. Vor allem Betroffene zukünftiger Generationen scheinen das Problem deutlich in all seinen katastrophalen Ausmaßen zu erkennen. Und so erwachsen immer wieder neue Formen des Aktivismus – mit den dazugehörigen neuen Namen.
So entstand die Bewegung der Klimatarier. Welche sich hauptsächlich – wie der Name wohl schon erahnen lässt – um unser Klima dreht. Stand bei Veganer:innen noch der Fokus auf einen ethischen Umgang mit Tieren im Mittelpunkt, konzentriert man sich bei den Klimatarier:innen auf einen vertretbaren Umgang mit unserer Umwelt. Vor allem im Hinblick auf die persönliche Ernährung und den Konsum.
Der CO₂-Fußabdruck
Klimatarier sind eine relativ junge Bewegung, die sich aber aus der Notwendigkeit heraus immer mehr Beliebtheit in breiten Schichten der Gesellschaft erfreut. Auch wenn die produzierende Industrie heute immer noch versucht, Aktivist:innen als radikale Spinner oder unreifes Gemüse abzustempeln. Die Kritik lässt sich nicht mehr so einfach wie früher beiseitewischen. Zu offensichtlich sind mittlerweile die kausalen Zusammenhänge zwischen Produktion, Konsum und der Zerstörung am Planeten.
Klimatarier setzten hier an, wo bereits zuvor viele Ernährungs- und Konsumformen Vorarbeit geleistet haben. Waren früher einmal „regional“ und „saisonal“ eher Begriffe der gehobenen Küche, stellen sie heute immer mehr die Plattform des Argumentationsarsenals junger Aktivist:innen dar.
Der übernommene Gedanke, die Umwelt so weit es geht auf der Ebene des persönlichen Handelns zu schonen, wird hier mit Fokus auf CO₂ und dem ökologischen Fußabdruck weitergesponnen. Doch können wir die gesamte Gesellschaft aus der persönlichen Ebene heraus, also bloß durch das bewusste Handeln von Individuen noch so weit ändern, dass wir die Umweltkatastrophe verhindern können?
Wie wird man Klimatarier?
Genau genommen handelt es sich bei Klimatarier um eine Ernährungsform, welche von den Betroffenen als zukunftsweisend betrachtet wird. Eine Person, die sich als Klimatarier:in definiert, achtet besonders bei der Ernährung auf CO₂-Emissionen. Hier gibt es einige wichtige Punkte, die man überprüfen sollte, um sich so CO₂-neutral wie möglich zu ernähren.
- Als Erstes gilt es natürlich darauf zu achten: Wo und wie wurde das Essen, welches ich gerade konsumieren möchte, angebaut oder hergestellt?
- Nach dem Anbau folgt natürlich die Produktion. Also stellt sich die Folgefrage: Wo wurde die Nahrung, die ich zu mir nehmen möchte, eigentlich produziert?
- Und zu guter Letzt muss das Essen ja auch irgendwie zu mir kommen. Also gilt es zu beachten, welchen Transportweg die Nahrung hinter sich legen musste. Gerade hier entstehen nämlich durch den Transport im Flugzeug oder am LKW sowie lange Kühlketten viele CO₂-Emissionen.
Dabei gilt das Verzichten nicht als das A&O der Klimatarier. Sondern eher, das Umschauen nach Alternativen. Hierzu findet man im Internet zahlreiche gute Tipps, welche einem dabei helfen können, den Überblick zu bewahren. Ebenso gibt es mittlerweile etliche CO₂-Emissionsrechner, welche wie Pilze aus dem Boden schießen, die als Tool eine wichtige Ergänzung darstellen können. Auch nachhaltige Alternativen zum Supermarkt nehmen wieder zu.
Ein weiterer Schritt, aber Klimatarier letztlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein
Die Zukunft wird weisen, wie nachhaltig und konsequent sich Veränderungen an unserer Gesellschaft im Gesamten durch das Konsumverhalten der und des Einzelnen aufhalten lassen. Jedoch stellt bewusste Ernährung für die Umwelt sicher schon mal einen Biss in die richtige Richtung dar. Wenn du jetzt auch CO₂-Emissionen für die Umwelt sparen möchtest und neugierig geworden bist, dann schnapp dir einen Co2-Emissionsrechner und leg gleich los. Denn man kann als Klimatarier bereits ab der nächsten Mahlzeit etwas gegen die Klimakatastrophe unternehmen.
Letztlich können aber nicht Konsumentinnen und Konsumenten alleine die Welt retten. Es braucht straffere Gesetze, die auch der Industrie in vielen Bereichen Grenzen setzen. Somit bleibt: Klimatarier bringen eine wichtige Bewegung weiter ins Rollen, können aber nicht allein die Last der gesamten Welt auf ihren Schulten tragen.
Titelbild ©
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