Rasen. In Österreich immer noch ein Kavaliersdelikt. Auch wenn man gemeingefährlichen Rasern den Kampf ansagt. Bei genauer Hinsicht entpuppt sich, dass es sich bei diesen Rasern Großteils um Männer handelt. Unter dem Terminus toxicdriver versucht man klarzumachen, dass Männer viel gefährlicher Fahren als Frauen und das Risiko, durch einen männlichen Fahrer zu sterben um einiges größer ist, als durch eine weibliche Fahrerin.
Österreich: Land der Raser
Ende Juni dieses Jahres ließ eine Ö1 Reportage von Christoph Danninger aufhorchen (wortwörtlich!). Extreme Raserei und illegale Straßenrennen werden in Österreich immer beliebter und daher zu einem immer größeren Sicherheitsrisiko. Ergebnis: „Trotz des coronabedingten Verkehrsrückgangs sind im vergangenen Jahr 103 Menschen allein aufgrund überhöhter Geschwindigkeit gestorben.“ Also jedes dritte Verkehrsopfer.
Der Grund dafür und auch für die schweren Unfälle auf Österreichs Straßen sind massive Geschwindigkeitsüberschreitungen. Die Zahl der Raser erfährt somit einen ungebremsten Zuwachs. Wenn man sich dieses Wortspiel angesichts der besorgniserregenden Thematik überhaupt noch erlauben darf.
Sogar die österreichische Regierung zog die Notbremse. Noch vor der Sommerpause des Parlaments wurden erste Gesetzesänderungen beschlossen. Höhere Strafen bis hin zur Enteignung des Autos soll es geben. Alles inspiriert vom Schweizer Vorbild, wo die Strafen sehr hoch sind. Dies zeigt dort auf alle Fälle Wirkung. Denn der Schweizer Straßenverkehr zählt zu den sichersten weltweit.
Männer mit Gasfuß auf Überholspur
Rachel Aldred von der University of Westminster in London (zusammen mit ihren wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen) kam bezüglich Raserei und Unfall mit Todesfolge aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitung zu einer interessanten Erkenntnis. Hauptsächlich durch die Auswertung britischer Unfallstatistiken. Fazit: Männer fahren viel gefährlicher und mit einem höheren Risiko als Frauen. Aldred hat diesbezüglich Unfallstatistiken aus den Jahren 2005 bis 2015 ausgewertet.
Ergebis: Das Risiko, durch einen männlichen Fahrer zu sterben ist doppelt so hoch, wie durch eine weibliche Fahrerin. In Zahlen: „Pro Milliarde durch einen Mann gefahrene Kilometer sterben 3,93 Menschen, bei Frauen sind es 2,01. Bei Motorrädern steigt die Gefahr, durch einen Mann zu sterben. Hier verursachen Männer pro Milliarde gefahrener Kilometer 8,18 Tote, Frauen 0,68.“, bringt es auch Sebastian Tippe in seinem Buch Toxische Männlichkeit auf den Punkt.
Sogar mit dem Fahrrad sind Männer gefährlicher unterwegs
Auch bei der Führung eines LKWs gibt es durch einen Mann verursacht pro Milliarde gefahrener Kilometer 17,25 Tote, bei Frauen 4,64. Das geringste Risiko besteht beim Fahrradfahren. Doch selbst dort wird das riskante, gefährliche und lebensbedrohliche Fahren von Männern deutlich.
In Deutschlang z.B. sterben im Straßenverkehr deutlich mehr Männer als Frauen. Im Jahr 2018 waren unter den Opfern 75,7% Männer und 24,3% Frauen. In der Kategorie schwer verletzt und leicht verletzt sieht es mit der prozentuellen Verteilung nicht besser aus, wie man bei Tippe nachlesen kann. Frauen haben, was das Fahren betrifft, somit ein deutlich geringeres Risiko zu sterben. Im Vergleich dazu ist in allen Altersgruppen das Risiko für Männer durch das problematische Fahren von Männern am Höchsten.
Auch Autodesign benachteiligt Frauen
Ein weiterer aufschlussreicher Punkt – wenn wir schon beim Autofahren sind – ist auch das Design. Dieses ist auch zu Ungunsten von Frauen gestaltet. Das Frauen nämlich öfter schlecht ist als Männern, liegt nicht in der Biologie begründet, sondern hat seinen Ursprung im Design der Kopfstütze, gekoppelt mit dem Schwingen des Körpers. Denn auch im Sitzen schwingt der Körper.
„Wer auf einem Stuhl sitzt, schwingt in den Hüften… Wenn der Stuhl eine Lehne hat, schwingt der Kopf auf dem Hals. Das hört nur auf, wenn man eine Kopfstütze hat und sie auch benutzt.“, liest man im Buch Unsichtbare Frauen von Caroline Criado-Perez.
Wenn die Kopfstütze in der falschen Höhe und im falschen Winkel angebracht ist und die falsche Form hat, dann könnte die stärkere Neigung zu Reiseübelkeit bei Frauen im Auto daran liegen, dass Autos anhand des männlichen Körpers designt werden. Und Frauen beim Desing von Autos seit jeher ignoriert wurden.
Mehr solcher auf Basis der Daten und Biologie verursachten Nachteile umfasst der sogenannte Gender Data Gap.
Konstruktion der Autos – tödliche Nachteile für Frauen
Es ist eine Tatsache, dass Männer häufiger als Frauen in Autounfälle verwickelt sind. Daher bilden sie auch die Mehrheit der bei Autounfällen Schwerverletzten. Aber (!), wenn eine Frau an einem Autounfall beteiligt ist, wird sie mit 47 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als ein Mann schwer verletzt. Und mit 71 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit mittelschwer verletzt. Die Wahrscheinlichkeit für eine Frau bei einem Autounfall zu sterben, ist um 17 Prozent höher als bei einem Mann. „Und das alles hängt damit zusammen, wie das Auto konstruiert ist – und für wen.“, bringt es Criado-Perez auf den Punkt.
All diese Zahlen verdeutlichen, wie problematisch männliches Verhalten vor allem im Straßenverkehr ist. Doch wie wir gesehen haben nicht nur dort. Sondern auch im Design. Da riskantes Verhalten jedoch Teil männlicher Geschlechterbilder und somit toxischer Männlichkeit ist – Männer schaden anderen sowie sich selbst –, müssen Aufklärung und härtere Strafen erfolgen und Geschlechterstereotype aufgebrochen werden. Und wer weiß, vielleicht tut die Regierung ja am besten damit, in diese Aufklärung zu investieren, anstatt die Strafen zu erhöhen.
Titelbild Credits: Shutterstock
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