Die Schnauze voll von Nehammer, Kogler, Kickl und Co: Vertrauen in Österreichs Politik auf dem Tiefststand

Die aktuellste Studie über das Vertrauen in Politik ist da. Und was die OECD da herausgefunden hat, ist alles andere als erfreulich. Das Vertrauen der Österreicher:innen in die Landespolitik ist demzufolge auf dem Tiefststand. Die Ergebnisse in Österreich gehören dabei noch zu den schlechtesten Werten überhaupt.
60 Prozent der Menschen haben das Vertrauen in Politik verloren
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat eine internationale Studie bezüglich des Vertrauens der Menschen in die Politik durchführen lassen. Das Ergebnis ist extrem ernüchternd: Vier von zehn Menschen vertrauen im Durchschnitt ihren jeweiligen Regierungen. Doch auch vier von zehn Menschen tun dies überhaupt nicht.
Man kann also getrost behaupten, dass 60 Prozent der Menschen ihr aktives Vertrauen in die Politik schlichtweg verloren haben. Denn während vier von zehn Menschen angeben kein Vertrauen zu haben, behaupten 2 aus denselben 10 Leuten, dass sie der Politik neutral gegenüberstehen bzw. nicht wissen, ob sie vertrauen oder nicht. Auch diese Antwort ist eine klare Ansage.
Dreiviertel der Österreicher:innen haben das Vertrauen in Politik verloren
Einer der Spitzenreiternationen bezüglich fehlendem Vertrauen ist Österreich. Dort vertrauen insgesamt nur 25,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger der Politik. Ein Prozentsatz, der zu den niedrigsten der Umfrage gehört.
Im EU-Vergleich liegt Österreich somit deutlich unter dem Durchschnitt von 42,6 Prozent. Im Vergleich dazu schnitten die nordischen Länder (Norwegen und Finnland) verhältnismäßig gut ab. Die Bevölkerung dort hat ein relativ hohes Vertrauen in die Politik. Die Werte dort liegen nämlich jenseits der 60 Prozent.
Politikverdrossenheit junger Menschen und Bestechlichkeit als großes Problem
Wie zu erwarten haben vor allem junge Menschen (18 bis 29 Jahre) am wenigsten Vertrauen in die Politik. Ein Phänomen von Politikverdrossenheit, mit dem vor allem Japan so seine Probleme hat.
Große Probleme sieht man vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung der Integrität von Regierungen. Der Korruptionsverdacht schwebt anscheinend wie ein Damoklesschwert über jeder Partei. Denn im Länderdurchschnitt glauben etwas weniger als die Hälfte der Bürger:innen – 47,8 Prozent – dass ein hochrangiger politischer Beamter im Austausch für das Angebot eines gut bezahlten Privatsektors einen politischen Gefallen tun würde. Etwa ein Drittel der Befragten (35,7 Prozent) glaubt, dass ein öffentlich Bediensteter Geld annehmen würde, um den Zugang zu einer öffentlichen Dienstleistung zu beschleunigen. Jeder zweite Befragte hält Politiker:innen demnach für bestechlich. Ein besorgniserregendes Zeichen.
Fazit
Auch die wichtigsten Erkenntnisse des OECD-Berichts sprechen eine eindeutige Sprache und raten dringend zu einer Verbesserung der Teilhabe und Repräsentation für alle. Es geht somit einmal mehr darum, allen Menschen dieselben Chancen bzw. Möglichkeiten zu bieten. Denn Politikverdrossenheit hat vor allem mit Benachteiligung und finanzieller Ungleichheit zu tun, so das Fazit der Studie: “Disadvantaged groups with less real or perceived access to opportunity and voice have lower levels of trust in government. Women and people with less education and lower incomes tend to trust the government less.” (Anm. d. Red.: Benachteiligte Gruppen mit weniger realem oder wahrgenommenem Zugang zu Chancen und Mitsprache haben ein geringeres Vertrauen in die Regierung. Frauen und Menschen mit geringerer Bildung und geringerem Einkommen vertrauen der Regierung tendenziell weniger.)
Man darf nur hoffen, dass sich die Politikerinnen und Politiker die Ergebnisse dieser Studie wirklich zu Herzen nehmen und etwas ändern – jedoch vielleicht nicht gerade in Form von Nudging. Denn Politikverdrossenheit ist der erste Sargnagel für die Demokratie und ein Zeichen für das Schwinden ihrer hart umkämpften Werte.
Titelbild © Shutterstock
DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
Komischer Zufall: Verjährungsfrist in Novelle und Causa Aschbacher
Die Novelle des Universitätsgesetzes (UG) sorgt vor allem unter den Studierenden seit längerem für Aufruhr. Der Grund sind die zahlreichen […]
Das Wort "Nein" - warum ich als Mann von Männern mächtig genervt bin
Es gibt einen Typus Mann, der es einfach nicht begreifen möchte. Einen, der es nicht in seinen kleinen, minderbemittelten, patriarchalen Dickschädel bekommt, was es mit dem Wort „Nein“ auf sich hat. Diese Sorte Mann kommt leider häufiger vor, als mir lieb ist, kostet Frauen viele Nerven, im Worst Case sogar die körperliche Unversehrtheit und versaut auch vielen Männern einige Abende.
Gilead Sciences: Abzocke mit HIV-Medikament
Das HIV-Medikament "Lenacapavir" von Gilead Sciences könnte nur 37 Euro pro Behandlung kosten. Verlangt wird jedoch das Tausendfache.
TERF: Was bedeutet das und warum ist der übermäßige Gebrauch des Wortes problematisch
Hier erfährst du alles darüber, was TERF bedeutet und warum vor einer allzu pauschalisierenden Verwendung davon abzuraten ist.
Warum Konzerttickets so schweineteuer sind
Warum die Ticketpreise für die Konzerte unserer Lieblingsstars so teuer sind. Die Antwort: Nachfrageorientierte Preisgestaltung und mehr.
Horst Neger GmbH: Rassismus oder "nur" eine Geschmacklosigkeit?
„Sie werden sich wundern, was alles geht!”. Diesen Spruch hat einst ein erfolgloser Präsidentschaftskandidat geprägt, bevor er mit Ach und […]