Murder Mystery 2: wie lustig sind Adam Sandler und Jennifer Aniston?
Mit dem ersten Teil Murder Mystery aus dem Jahre 2019 gelang Adam Sandler und Jennifer Aniston eine kleine Sensation. Wird die Fortsetzung Murder Mystery 2 an diesen Erfolg anschließen können? Wir haben uns den Film für euch angetan. Und können schon einmal verraten, dass er nicht annähernd so gut ist wie das Knives Out-Sequel, obwohl er es natürlich gerne wäre.
Adam Sandler oder der vertrottelte Paradigmenwechsel
Man kann über Adam Sandler sagen, was man will, auch über seine Witze muss man nicht lachen, um zuzugeben, dass er mit seiner neuen Form der Komik Anfang der 1990er durchaus einen Paradigmenwechsel in der Comedy herbeigeführt hat. So hirnbefreit wie in Adam Sandler-Filmen ging es davor nämlich nur selten zu.
Kostprobe gefällig? Sein erster großer Erfolg Billy Madison (1995) dreht sich um folgendes Szenario: Dämlack Billy (natürlich mit einem guten Herzen, die wohl klassische Adam Sandler-Figur!) ist Mitte zwanzig, Sohn eines Multi-Milliardärs und hat die Schulen nur deshalb positiv abgeschlossen, weil sein Vater die Lehrer bestochen hat.
Da die Führung des Unternehmens, nach Rückzug des Vaters, der Vizepräsident übernehmen soll und nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, Billy, wird dieser plötzlich lernwillig und holt innerhalb von 24 Wochen den gesamten Schulstoff nach, um sich in einem akademischen Duell als würdig zu erweisen, die Führung doch noch einnehmen zu dürfen.
© Scott Yamano/Netflix 2023
Murder Mystery 2: Adam Sandlers Erfolgsformel
Der Plot des nächsten Filmhits gefällig? Happy Gilmore (1996). Der erfolglose Eishockey-Loser (der gutherzige Adam Sandler natürlich, mit einer wie in jedem Film fragwürdigen Männlichkeit) probiert sich als Golfer und will so die Schulden seiner Großmutter zurückzahlen. Dafür hat er 90 Tage Zeit.
Die Rahmenbedingungen der Adam Sandler-Filme sind im Grunde schnell erklärt: ein blödelnder und verblödeter Trottel mit gutem Herz hat nicht mehr viel Zeit, um ein Problem zu lösen. Er behilft sich mit unkonventionellen Mitteln und hat damit auch Erfolg. Big Daddy (1999), Kindsköpfe (2010) und so weiter. Das Erfolgsrezept ist immer dasselbe – klar, es generiert Erfolg, warum daran also etwas ändern. Man muss beim Raten daher nicht kreativ werden, um zu erfahren, nach welchem Prinzip Murder Mystery 2 wohl funktioniert.
Jennifer Aniston: schlechte Schauspielkunst mit Erfolgsgarantie
Auch Aniston war für alles bekannt, aber nie dafür eine gute Schauspielerin zu sein, obwohl sie es immer gerne wäre. Wie Sandler natürlich auch. In der Erfolgsserie Friends (1994 – 2004) war jeder der Hauptdarsteller*innen für etwas bekannt. Jennifer Aniston eben dafür, dass sie eine extrem schlechte Schauspielerin ist. Dennoch hat sie mit ihren von Staffel zu Staffel wechselnden Frisuren ein ganzes Jahrzehnt geprägt.
Dann kam die Beziehung mit Brad Pitt und ihr Erfolg zementierte sich wie Stahlbeton. Sie war praktisch Dauerpräsent, ohne dass man dabei einen bestimmten Film oder eine andere Serie außer Friends anführen könnte, um diese Präsenz zu rechtfertigen. Sie war und ist einfach nur sie selbst, Jennifer Aniston. Und das reicht immer noch.
© Scott Yamano/Netflix2023
Jennifer Aniston und Adam Sandler in Murder Mystery 2
Diese zwei erfolgsverwöhnten Stars taten sich 2019 zusammen, um auf Mörder*innenjagd zu gehen. Natürlich in Europa und vor luxuriöser Kulisse. Die Story, wenn jemand will: New York-Streifenpolizist Nick Spitz (Loser mit gutem Herz) und seine Krimi-Fan-Frau machen endlich ihren Europaurlaub. Doch es wird plötzlich mysteriös: Sie landen in der ersten Klasse des Flugzeugs, auf Superyachten und müssen schließlich einen Mordfall lösen.
Natürlich sind sie zugleich auch die Hauptverdächtigen in diesem Fall und müssen nicht nur das Verbrechen aufklären, sondern auch noch ihre Unschuld beweisen. Man merkt schon, die Geschichte: ein Konglomerat der Allgemeinplätze. So fadisierend wie die Schauplätze pompös aufgeladen sind. Trotzdem, wie so oft der Fall, Murder Mystery war ein Erfolg.
In den ersten vier Wochen haben 73 Millionen Menschen dieses zweifelhafte Meisterwerk gesehen. In der Netflix Währung bedeutet das: 169,59 Millionen gesehene Stunden in den ersten 28 Tagen nach Erscheinen. Eine Fortsetzung war nur eine Frage der Zeit.
Adam Sandler und Netflix: das passt!
Man kann über Adam Sandler wieder sagen, was man will (siehe oben!) doch einen Riecher für Erfolg, kann man ihm nicht absprechen. Er war nämlich einer der ersten Stars, der mit Netflix eine langfristige Kooperation eingegangen ist. In der Welt seriöser Filmkunst also einer der ersten, der seine Seele an den Streaming-Teufel verscherbelt hat. Der von ihm geschriebene und produzierte Film, in dem auch schauspielerisch mitwirkte, The Ridiculous 6 (2015) ist die zweite Netflix-Film-Produktion überhaupt. Es folgten weitere erfolgreiche Co-Produktionen.
Murder Mystery 2: Adam Sandler, Jennifer Aniston und der obszöne Luxus der Witzlosigkeit
Es gibt einen Trend hin zu übertriebenem Prunk und Luxus, der kaum noch zu ertragen ist. Klar spiegelt dieses unnötige Protzgehabe die Alltagsideologie der Menschheit wider. Dennoch geht es einem auch auf die Nerven. Und wie!
Ein Streifenpolizist und eine Friseuse, die einen reichen (und natürlich stereotyp rassistisch inszenierten) Maharadscha zum Freund haben, der diese auf seine neue Privatinsel einlädt, wo ein Luxusobjekt das andere ablöst? Really? Warum dieser übertriebene Luxus in der gegenwärtigen Film- und Serienwelt? Werden arme Menschen etwas nicht mehr ermordet, oder führen ein Leben, das einer Verfilmung nicht wert ist?
Doch Luxus ist nicht alles, womit Murder Mystery 2 überladen ist. Auch die Action ist übertrieben, wie es oft der Fall ist. Doch wenn Comedy-Enthusiast*innen jetzt vorschnell flohlocken, weil sie, dem Pfad der Logik folgend, annehmen, dass auch der Humor überbordend sein muss, dann werden diese leider enttäuscht werden.
In einem Film, in dem alles zu viel ist, kommt bedauerlicherweise ausgerechnet der Spaß zu kurz. Für eine Komödie natürlich recht unvorteilhaft. Obwohl der Adam Sandler-Humor natürlich schon noch durchkommt und der Film vereinzelt mit bissigen Wortspielen und Seitenhieben überzeugen kann, ist das unterm Strich einfach zu wenig.
© Netflix
Adam Sandler, Jennifer Aniston und Murder Mystery 2: ein Fazit
Obwohl Adam Sandler und Jennifer Aniston versuchen ihre Leistungen abzurufen, liefern sie bedauerlicherweise einfach zu wenig ab. Wenn sie überhaupt etwas liefern. Man muss sich einen Pizzaboten vorstellen, der einem nur die Verpackung liefert. Satt wird man vom Karton natürlich nicht. Und schmecken tut das Zeug auch nicht besonders, obwohl vereinzelt kleine Pizzastücke draufkleben. Aber trotzdem.
Adam Sandler Schmäh zündet einfach nicht oft genug. Er kriegt in seine Witze zu oft den Gang nicht richtig rein und würgt den Comedy-Motor immer wieder ab. Und Aniston? Übertriebene Hysterie gut rüberzubringen ist eine Gratwanderung, die nicht viele beherrschen. Jennifer Aniston gehört zu den vielen, die es eben nicht können.
Unterm Strich ist Murder Mystery 2 eine Mischung aus The Gray Man und … Wenn man es recht bedenkt, dann ist Murder Mystery 2 nicht viel mehr als The Gray Man, das versucht, ein witzigeres Knives Out zu sein. Und dabei leider kläglich scheitert. Dabei war The Gray Man mit Ryan Gosling selbst schon ein einziges Scheitern.
Adam Sandler und Jennifer Anistons erneute Kollaboration, das sind schlecht inszenierte Morde und noch viel schlechtere Witze, und mysteriös ist hier nur die Frage, warum man so ein Drehbuch überhaupt verfilmt hat.
Doch ein überzeugendes Verbrechen gibt es: das Verbrechen am Zusehenden. Aber auch da ist die Frage, ob man sich nicht einfach nur mitschuldig macht, wenn man sich das Ganze ansieht. Und wie Adam Sandler und Jennifer Aniston muss jede*r, der oder die sich Murder Mystery 2 ansieht, so einiges tun, um seinem beleidigten Intellekt und Humor eine Unschuld zu beweisen, die man nach der ersten Minute des Films schon verloren hat.
Titelbild © Scott Yamano/Netflix 2022
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