Lange Zeit war Monogamie die einzige Beziehungsform, die in der Gesellschaft akzeptiert wurde. Genauso wie Mann und Frau die einzigen Geschlechtsidentitäten waren und heterosexuell die einzige sexuelle Orientierung. Die Entwicklung verschiedener Beziehungsformen ist also nichts weiter, als die natürlich Entwicklung unserer Gesellschaft. Aber was für Beziehungsformen gibt es und durch was zeichnen sie sich aus? Hier ein Überblick:
Monogamie: Die gängigste aller Beziehungsformen
Monogamie bedeutet auf Griechisch „Einehe“ und ist die verbreitetste Art der Beziehung. Sie wird bis heute als Norm gesehen und steht für Treue, Vertrauen und ewige Zweisamkeit. Und sie kann auch nur mit bedingungsloser Ehrlichkeit funktionieren. Oft brechen monogame Beziehungen durch Eifersucht und Untreue auseinander.
Denn auch wenn viele Menschen eine monogame Beziehung anstreben, nicht alle sind dafür gemacht. Bevor es zu Untreue und gebrochenen Herzen kommt, lohnt sich ein offenes Gespräch mit der Partnerin oder dem Partner. Denn, Stichwort offen, vielleicht ist eine andere Form der Beziehung eine bessere Lösung für euch.
Offene Beziehung: Der Aufsteiger unter den Beziehungsformen
Die offene Beziehung ist wohl die bekannteste Form der Beziehung nach Monogamie. Der Begriff wurde tatsächlich schon in den 1970er Jahren definiert und sorgte erstmals für eine öffentliche Diskussion über alternative Lebensstile.
Die offene Beziehung oder Ehe richtet sich an Personen, die ihre Sexualität frei leben wollen und trotzdem emotional an eine Person gebunden sind. Es gibt aber keine einheitliche Definition, da jede offene Beziehung mit eigenen Regeln funktioniert. Eine Gemeinsamkeit haben sie jedoch alle – eine offene Beziehung ist immer nur sexuell offen. Emotionen und Gefühle, die über das körperliche hinausgehen, sind Tabu. Und hier zeichnet sich auch das größte Problem der offenen Beziehung ab: körperliche Anziehung kann sich schnell zu mehr entwickeln.
Genau aus diesem Grund haben die meisten Paare in offenen Beziehungen auch genau definierte Regeln. So dürfen Partner:innen oft nur einmal mit derselben Person Spaß haben. Oder die Person muss fremd sein, also sie darf keine Verbindungen in den Freundeskreis, die Arbeit oder Uni etc. haben. Und auch Ehrlichkeit ist ganz wichtig in offenen Beziehungen. Mit wem, wann und wie oft muss schamlos und direkt kommuniziert werden. Denn Betrügen fängt dort an, wo Ehrlichkeit aufhört. Solange die Kommunikation passt, sind sogar Dates zu dritt möglich.
Polygamie und Polyamorie: Die meist kritisierte unter den Beziehungsformen
Polyamorie und Polygamie beschreiben dieselbe Form der Beziehung, mit einem klaren Unterschied. Polygamie ist in den meisten westlichen Ländern verboten. Denn polygam Leben bedeutet, mit mehreren Menschen gleichzeitig verheiratet zu sein. Meist hat der Mann mehrere Ehefrauen – eine Praxis, die vor allem auf der Arabischen Halbinsel und in islamischen Ländern Westafrikas verbreitet ist.
Polyamorie hingegen zeichnet sich durch eine harmonische und ehrliche Beziehung mit mehreren Menschen aus. Während bei der offenen Beziehung zwischen Partner:in und sexuellen Beziehungen unterschieden wird, sind alle Beteiligten einer polyamoren Beziehung gleichgestellt. Wobei auch das nicht immer stimmt, manchmal ist bei Polyamorie eine Person mit zwei Menschen zusammen, die aber wiederum keine Gefühle füreinander haben.
Genau wie in den anderen Beziehungsformen ist Eifersucht ein Störfaktor, der die Bindung ruinieren kann. Deshalb ist auch hier offene Kommunikation und Ehrlichkeit ausschlaggebend. Und einem muss auch bewusst sein, dass nicht jeder Mensch für diese Form der Liebe gemacht ist. Davon abgesehen, dass Unsicherheiten und Eifersucht bei 3+ Personen fast vorprogrammiert sind, die gesellschaftliche Akzeptanz von Polyamorie ist nicht sehr groß, was weiteren Druck auf die Beziehung(en) ausüben kann.
Freundschaft Plus: Keine Beziehung, die manchmal eine wird
Oder Freunde mit gewissen Vorzügen, Fuck-Buddies, Fickbeziehung… Ja, es gibt einige Begriffe für platonische Freund:innen, die gelegentlich miteinander ins Bett gehen. Diese Form der Beziehung ist unanständig, animalisch und auf den rein körperlichen Akt beschränkt.
Die Idee ist simpel: zwei Single Freund:innen, die einander attraktiv finden, gehen miteinander ins Bett, ohne dabei komplizierte Beziehungsregeln beachten zu müssen. So einfach die Freundschaft Plus sein soll, so kompliziert kann sie werden. Denn auch wenn Gefühle in einer Freundschaft Plus Tabu sind, oftmals erwischt es einen trotzdem. Und dann wird es schwierig. Denn zum Status quo zurückzukehren, ist selten möglich. Nicht nur steht eine Person mit gebrochenem Herzen da, auch die Freundschaft ist meistens ruiniert.
Und selbst wenn alles gut geht, beide Seiten ihren Spaß haben und keine Gefühle entwickeln. Wenn eine Person wieder eine Beziehung eingeht, ist die neue Partnerin oder der neue Partner selten erfreut über die schmutzige Vergangenheit. In den schlimmsten Fällen verbietet sie oder er sogar den Kontakt und die Freundschaft ist erst Recht Geschichte.
Mingle: Etwas zwischen Beziehung und Single
Mingle setzt sich aus den englischen Worten „mixed“ und „single“ zusammen. Offiziell leben Mingles als Single, leben aber temporär in beziehungsähnlichem Zustand. Auf den ersten Blick wirken Mingles wie jedes monogame Paar. Sie zeigen Zärtlichkeiten, gehen miteinander aus und helfen sich in schwieriges Situationen. Allerdings sind sie in keiner Form an die andere Person gebunden. Somit ist das Dasein als Mingle sehr frei und kann vielfältige Beziehungsformen beinhalten.
Im Endeffekt bedeutet das: Ein Mingle macht nur das, auf was er oder sie Bock hat. Das Beste aus beiden Welten könnte man meinen. Man bekommt die Sicherheit, Fürsorge und Zweisamkeit einer Beziehung und hat trotzdem alle Freiheiten des Singledaseins.
Die größte Herausforderung dieser Beziehungsform ist harmonisch miteinander zu leben, auch wenn jede Person sich selbst an erste Stelle setzt. Denn während eine klassische Beziehung nicht ohne Kompromisse auskommt, müssen Mingles damit klarkommen, dass ein Konflikt nicht immer für beide Seiten fair gelöst wird.
Ganz egal, welche der Beziehungsformen dich anspricht, solltest du einfach glücklich sein. Übrigens darf man auch als Single glücklich sein.
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