So notwendig und schön Lederaccessoires für unser alltägliches Leben sind, so schädlich ist teilweise der Prozess ihrer Produktion. Die Industrie belastet dabei sowohl die Gesundheit der Arbeitskräfte als auch die Umwelt. Wir haben den Markt nach natürlichen Lederalternativen durchkämmt.
Leder: eine Zeitreise
Leder ist so alt wie die Menschheit selbst. Es lässt sich nicht genau sagen, wann Menschen auf die Idee kamen, Tierhäute haltbar zu machen. Jedoch zeigen historische Aufzeichnungen, dass Leder und Ledererzeugnisse bereits in der ersten Stunde der Menschheit elementar waren.
Unsere Urahnen waren durch Zufallserkenntnisse auf den Prozess des Gerbens gekommen. Dabei musste man beachten, die Lederhaut weder zu trocken noch zu feucht zu halten. Denn hält man eine Tierhaut zu feucht, fängt sie an zu verwesen, wird sie zu trocken gehalten, trocknet sie wiederum aus. Unsere Vorfahren bemerkten, dass Tierhäute bei richtiger Behandlung mit unterschiedlichen Naturmaterialien und verschiedenen Prozessen sich in ein weiches, haltbares Material verwandelten. So entstanden die ersten Ledererzeugnisse vermutlich aus einer Reihe glücklicher, zufälliger Verkettungen.
Kork, Hanf, Zellulose, Ananasblätter: natürliche Lederalternativen
Dabei nutzten unsere Vorfahren unterschiedliche Methoden. Die pflanzliche Gerbung war bereits im 14. Jahrtausend vor Christus im alten Ägypten bekannt. Diese Erkenntnis gewannen Forscher*innen aus der Analyse unterschiedlicher Grabinschriften und Verzierungen. Für die alten Ägypter*innen zählten Lederprodukte dabei zu den edelsten Waren. Die historische und urzeitliche Idylle ist jedoch bei der modernen Produktion von Lederwaren schon lange vorbei.
Denn so notwendig und schön Lederaccessoires für unser alltägliches Leben sind, so schädlich ist teilweise der Prozess ihrer Produktion. Die Industrie belastet dabei sowohl die Gesundheit der Arbeitskräfte als auch die Umwelt. Daher drängten in den letzten Jahren immer mehr natürliche Lederalternativen auf den Markt. Pflanzliches Kunstleder kann dabei aus Kork, Hanf, Zellulose oder Ananasblätter bestehen und bietet eine schonendere Möglichkeit, Produkte zu realisieren. Ob diese Lederalternativen auf Dauer das Original ersetzen können, wird wohl schlussendlich die Nachfrage entscheiden.
Leder aus organischem Material
Eine große Menge der globalen Lederproduktion stammt aus Rindfleisch, das von der Landwirtschaft produziert wird. Also aus einem Segment der größten Treibhausgasemittenten, welche als Hauptursache für den Klimawandel gelten. Die Produktion von Leder trägt also dazu bei, den CO₂-Ausstoß zu erhöhen.
Darüber hinaus ist die Herstellung von Leder auch umweltbelastend auf andere Weise. Denn die Industrie verwendet dabei giftige Chemikalien, um Leder zu bearbeiten, die häufig in die Umwelt gelangen. Dadurch werden Umwelt und Wasser besonders verschmutzt. Auch die Lagerung von Lederprodukten kann zu Schadstoffemissionen beitragen.
Wenn Lederprodukte nicht richtig gelagert werden, können sie Schimmel und Schädlinge anziehen, die Schadstoffe freisetzen. Lederprodukte können außerdem auch chemische Stoffe wie Formaldehyd enthalten, die bei langanhaltender Lagerung freigesetzt werden können. Diese Stoffe können giftig sein und zu Luftverschmutzung beitragen. Die Lagerung von Leder kann auch zu Platzproblemen beitragen, da Leder viel Platz in Anspruch nimmt und nicht leicht zu recyceln ist. All diese Faktoren führen schließlich dazu, dass die Lagerung von Leder als ebenso umweltbelastend gilt.
Synthetisches Leder
Kunstleder ist ein synthetisches Material, das entworfen wurde, um die Eigenschaften von Leder nachzuahmen. Es wird häufig verwendet, um Produkte wie Schuhe, Taschen und Möbel herzustellen. Es gibt verschiedene Materialien, die zur Herstellung von Kunstleder verwendet werden können, darunter Polyvinylchlorid (PVC), Polyurethan (PU) und Polyacrylnitril (PAN). PVC ist langlebig und hat eine glatte Oberfläche, aber es kann giftig sein und ist schwer zu recyceln.
PU ist weicher und flexibler als PVC, wird aber auch oft als weniger nachhaltig betrachtet. PAN ist langlebiger und strapazierfähiger als PVC oder PU. Es ist auch weniger giftig und leichter zu recyceln. Man kann Kunstleder als gute Alternative zu Leder in Betracht ziehen, aber man sollte sorgfältig überprüfen, aus welchen Materialien es hergestellt wird, um sicherzustellen, ob es umweltfreundlich ist. Denn für gewöhnlich wird in der Produktion jede Menge Chemie eingesetzt. Es gibt eine lebhafte Debatte darüber, ob Kunstleder tatsächlich umweltschonender ist als echtes Leder.
Pflanzliche Lederalternativen
Pflanzliche Lederalternativen bieten eine umweltfreundlichere Möglichkeit für Produzent*innen. Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kork, Hanf, Zellulose oder Ananasblättern hergestellt und erfordern weniger Wasser und Energie für die Produktion. Sie sind auch biologisch abbaubar und verursachen keine Schadstoffemissionen.
In Zukunft werden pflanzliche Lederalternativen wahrscheinlich immer beliebter werden, da sich die Menschen immer bewusster für nachhaltigere Optionen entscheiden. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Leder, sind aber umweltfreundlicher und tragen nicht zum Klimawandel bei. Für ein umweltbewusstes Leben sollte man in Betracht ziehen, pflanzliche Lederalternativen zu wählen, anstatt zu traditionellem Leder zu greifen.
Vom Nischenprodukt in den Mainstream
Obwohl künstliches (pflanzliches) Leder die nachhaltigere Alternative ist, hat es dem Original gegenüber einige Nachteile. Echtes Leder ist langlebiger und hat eine elegantere Ausstrahlung. Es ist auch atmungsaktiv und kann sich dem Körper anpassen, wodurch es bequemer zu tragen ist. Dennoch bahnt sich veganes Kunstleder seit Jahren stetig weiter seinem Weg in den Mainstream. Dabei fungieren mutige kleine Labels und Designer*innen als Vorreiter und lassen veganes Leder nach und nach in ihre Produktionen einfließen. Wie zum Beispiel das Modelabel Saborka im 15ten Bezirk in Wien oder INA KENT.
Die Produzenten und Produzentinnen des veganen Kunstleders sind wiederum auf das Feedback ihrer Kund*innen angewiesen, da man noch daran arbeitet, die Eigenschaften von echtem Leder besser nachzuahmen. Im Moment lassen sich die Materialien noch eindeutig unterscheiden. Eine Annäherung an das Original findet aber laufend statt.
Zusätzlich steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Materialien in der Modebranche ständig weiter, was dazu beiträgt, dass veganes Leder immer beliebter wird. All diese Faktoren könnten schlussendlich dazu führen, dass veganes Kunstleder echtes Leder auf lange Sicht als Material ablöst. Für Liebhaber*innen, welche gerade das Luxuriöse an Leder mögen, wird es aber wohl auch in Zukunft keinen Ersatz geben. Wir könnten aber bereits einen Fortschritt für die Umwelt erzielen, wenn wir die Produktion von Leder auf ein Minimum reduzieren.
Titelbild © Shutterstock
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